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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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erklären, dass die Queen Mary 2 auf See von einer mit GPS navigierenden Selbststeueranlage gelenkt wird, wie alle modernen Großschiffe. „Es kann also gar nichts passieren“, beendet er seine Ausführungen.
    Na, da fühle ich mich doch gleich viel besser, wenn da so gar nichts passieren kann. Es wäre ja auch undenkbar, dass ein Navigationsfehler vorkommt und das ganze Schiff in einen Eisberg schliddert. Nein, so was kommt nicht vor und ist einfach nur Science-Fiction.
    … und so etwas wie Vampire gibt es eigentlich auch überhaupt gar nicht …
     

 
     
    32. Peinliche Befragung
     
    Sully räuspert sich, denn ein erstaunlich junger Mann in blütenweißem Hemd und heller Hose kommt auf mich zu. Auf seinen Schultern ist ein dunkles Abzeichen mit vier Balken angebracht und auf dem Kopf trägt er die typische Kapitänsmütze. Aha, das ist also der Kapitän. Die vier Balken haben ihn verraten, ich bin ja nicht ganz dämlich.
    Darf man so jung eigentlich solch ein Schiff steuern? Müsste er nicht irgendwie … älter sein?, frage ich mich unwillkürlich, bevor mir einfällt, dass das Alter ja relativ ist und ich das beste Beispiel dafür bin.
    Dennoch hatte ich ihn vom ersten Abend älter in Erinnerung – egal.
    „ Guten Abend, Miss Ashton“, grüßt er freundlich und reicht mir seine Hand. Ich reiße mich zusammen.
    „ Guten Abend, Sir“, erwidere ich und schüttele die Hand.
    Er lächelt mir professionell zu und führt mich zu einem etwas abseits stehenden Tisch, auf dem verschiedene Dokumente liegen.
    Dort bietet er mir einen Platz an, und brav setze ich mich. Er kommt sofort zum Punkt.
    „ Die Reederei möchte Ihnen ihren Dank aussprechen, Miss Ashton. Sie sind eine Heldin, wenn ich das mal so sagen darf.“
    Verlegen versuche ich abzuwinken. „Ach, das war doch nichts, Sir.“
    „ Kapitän, Miss.“
    Ich stutze, er lächelt jedoch unbeirrt weiter. Also schön, Kapitän.
    „ Seien Sie nicht so bescheiden“, tadelt er mich sanft, wie ein unerzogenes Kind. Moment mal, ich bin hier von uns beiden definitiv die Ältere. „Ohne Ihr beherztes Eingreifen wäre das Mädchen sicherlich gestorben.“
    „ Na gut, zugegeben …“
    Bevor ich weitersprechen kann, unterbricht er mich schon wieder. Also, das sind Manieren!
    „ Außerdem ist uns ein erheblicher Sachschaden auf Deck 12 entstanden, für den wir durch Ihre Hilfe den Schuldigen zur Verantwortung ziehen können. Auch dafür dankt Ihnen die Reederei.“
    Langsam dämmert es mir. Natürlich reagiert er auf das Beige. Wie dumm von mir. Ich lächele mein freundlichstes Lächeln. „Nichts zu danken, Kapitän.“
    Er lehnt sich zurück. Seine Züge wirken entspannt und dennoch scheint darunter irgendetwas zu arbeiten. „Man möchte sich entsprechend erkenntlich zeigen und Ihnen vorschlagen, die Rückfahrt auf unserem Schiff kostenfrei zu genießen. Selbstverständlich in der Kabine, in der Sie jetzt wohnen. Was halten Sie davon?“
    An seiner Tonlage erkenne ich, dass dieser Vorschlag nicht in seinem Sinn ist. Aber warum denn, Kapitän? Was passt dir an mir nicht?
    Er wartet und betrachtet mich dabei eingehend. Ich muss schlucken und es ist wohl angebracht rot zu werden.
    „ Das ist überaus großzügig, Kapitän. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, stottere ich schließlich, nachdem ich zu der Überzeugung gekommen bin, lange genug die Beeindruckte gespielt zu haben. Zugegeben, ich bin beeindruckt. „Ich kann Ihnen nur noch nicht sagen, wann ich die Überfahrt zurück in die USA antreten werde. Ich plane einen längeren Aufenthalt in Europa.“
    Er hat wohl mit so einer Antwort gerechnet und nickt verständnisvoll. „Wir können Ihnen dieses Angebot für einen Zeitraum von zwei Jahren anbieten. Unter der Voraussetzung, dass Sie uns bitte rechtzeitig informieren, sollten Sie buchen wollen.“ Er schiebt mir einen Stapel Papiere hin, die äußerst klein bedruckt sind. „Außerdem möchten wir Sie um absolute Diskretion hinsichtlich dieser Angelegenheit bitten.“
    Freundlich lächelnd, nicke ich schließlich zustimmend. „Vielen Dank, Kapitän. Ich nehme das Angebot sehr gerne an und freue mich jetzt schon darauf.“
    Er ist zufrieden und schiebt den Stapel erneut in meine Richtung. „Würden Sie mir das bitte unterschreiben. Eine reine Formalität.“ Ich stutze. Für eine reine Formalität sind das ziemlich viele Seiten bedrucktes Papier. „Eigentlich ist es nicht nötig, aber unsere Versicherung besteht darauf.“ Aha, man will mich also

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