Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)
in eine kleine Kabine auf Deck 6 zurückgezogen.“
Ben triumphiert. Wahrscheinlich denkt er jetzt, dass ich ihn decken werde. Für einen Moment denke ich tatsächlich daran, doch dann regt sich etwas in mir und ich wechsele meinen Kurs.
„ In dieser kleinen Kabine, von der er sagte, dass sie ursprünglich ihm und Ihnen zugestanden habe, hat er dann eine Tüte voller weißer Pillen hervorgezogen und davon zwei Stück zu sich genommen.“
Alex hält den Atem an. Keine Ahnung, ob der Besitz von Drogen an Bord strafbar ist, aber es beunruhigt ihn zusehends.
„ Was ist dann geschehen?“ Mr. Morgans Stimme ist fest, aber bestimmend.
„ Er hat mir ebenfalls welche angeboten. Ich habe aber abgelehnt.“ Alex’ Gesichtsmuskel entspannen sich ein wenig.
„ Hast du nicht“, protestiert Ben.
„ Unterbrechen Sie die Zeugin nicht“, fährt Mr. Morgan ihn an. „Bitte fahren Sie fort, Miss Ashton.“
Ich nicke. „Die Wirkung hat bei ihm sehr schnell eingesetzt und er hat sich wohl vorgestellt, er würde mit mir das Bett teilen. Seine Äußerungen und ebenfalls seine eindeutigen Bewegungen ließen daran keinen Zweifel erkennen.“
Ben sieht mich für einen Moment schockiert an. „Sie lügt“, erklärt er kalt, während sich etwas Mörderisches in seinen Blick stiehlt. „Sie war bei mir, hat ebenfalls Trips geschmissen und dann haben wir …“
„ Welchen Grund hätte sie denn zu lügen, Sir?“, mischt sich Mr. Morgan ein, welcher den Rest des Satzes scheinbar nicht hören will. „Es ist doch offenkundig, dass Sie sich eine Dame gewählt haben, oder?“ Er deutet auf Loren. Diese nickt heftig. „Außerdem ist ein einvernehmlicher Geschlechtsakt nicht strafbar.“ Mit diesen Worten streift sein Blick Alex, der wortlos nickt. „Daher gibt es keinen Grund diesen zu leugnen, sollte er tatsächlich stattgefunden haben, oder Miss Ashton?“ Er sieht mich auffordernd an.
„ Nein.“
„ Also, welchen Grund sollte sie haben, dies zu leugnen?“ Morgan fixiert Ben, während Alex’ Gesicht verschiedene Stadien von aufgewühltem Misstrauen bis hin zu tiefgreifender Erleichterung durchläuft. Die Erleichterung gewinnt. Etwas freundlicher mustert er mich und wendet sich dann Ben zu.
„ Ich weiß es nicht“, gibt dieser nach einigen Sekunden des Schweigens zu. Sein Kiefer mahlt dabei unablässig.
„ Kommen wir zu einer ganz anderen Sache, Miss“, schaltet Alex sich ein. „Woher wussten Sie, dass Sie das vermisste Mädchen hier zu suchen hatten?“
Ich lächele ihn an. „Das ist ganz einfach, Sir. Er hat es mir gesagt.“ Das ist noch nicht einmal gelogen, auch wenn man die Umstände außer Acht lässt.
„ Wer hat Ihnen was genau gesagt?“ Morgan ist jetzt alarmiert.
Ich deute auf Ben. „Seine Lordschaft hat mir gesagt, dass es in den frühen Morgenstunden eine private Neujahrsfeier geben sollte. In deren Verlauf wollte er seine Freunde hierher zum Pool bringen um die Stimmung aufzulockern, wie er es nannte.“ Ben würde mich am liebsten erwürgen. „Letzteres hat er zugegebenermaßen erst im Drogenrausch nach Mitternacht angekündigt, aber er hat es so gesagt.“
„ Hatten Sie einen Grund zur Annahme, dass es sich bei diesem Besuch am Pool nicht um eine genehmigte Nutzung handelte?“, erkundigt Alex sich sachlich.
„ Nein. Er sprach davon, als wäre es eine genehmigte Angelegenheit.“
Morgan sieht mich misstrauisch an. „Warum haben Sie dies bisher nicht in Ihrer Zeugenaussage angegeben?“
UPS!
34. Hausarrest
Eine kleine Pause entsteht, dann meldet sich Desmond unerwartet zu Wort.
„ Ich kann das bestätigen.“ Er sieht Ben hasserfüllt an. Dies sieht zugegeben etwas merkwürdig aus, in der Körperposition, in der sich nach wie vor befindet. Die allgemeine Aufmerksamkeit richtet sich nun auf ihn, wobei Mr. Morgan mir vorher noch einen vielsagenden Blick zuwirft. Diese Unstimmigkeit ist noch nicht gegessen. Er weiß es, ich weiß es; und er weiß, dass ich es weiß.
„ Er sagte, dass er alles geregelt habe und dass wir uns keine Sorgen machen sollten. Nicht wahr, Ben. Du hattest alles geregelt. Du hattest alles unter Kontrolle!“ Sein Tonfall ist bitter, doch Ben beachtet ihn nicht und betrachtet derweil gelangweilt seine Fingernägel. „Du hast gesagt, du würdest sie etwas auflockern und dass sie nach den Regeln spielen muss, wie alle anderen, wenn sie dazugehören will!“, schleudert Desmond Ben weiter entgegen und Alex zieht eine Augenbraue hoch.
„ Was, du
Weitere Kostenlose Bücher