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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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denkst du denn? Zum Umziehen ist sie wohl kaum auf die Toilette gegangen. Wäre sie nicht so voll gewesen, dann …“, er lässt den Satz unvollendet und Desmond schießt mit einer unglaublichen Geschwindigkeit vor. Loren springt mehr aus Reflex als aus freiem Willen beiseite. Desmond packt Ben, der ihn um Längen überragt, am Kragen. Wäre es keine so ernste Situation, hätte es etwas Groteskes.
    „ Was dann?“, presst er hervor.
    Ben winkt ab. „Du weißt schon: Mann und Frau unter Alkohol …“
    Desmond holt aus und schlägt mit der Faust trocken zu. Dabei brüllt er Ben an: „Du hättest zugelassen, dass meine Schwester vergewaltigt wird?“
    Ben fällt wie ein Baum und wischt sich die blutende Nase ab. Verwundert sieht er Desmond an, während Mr. Morgan sich in Bewegung setzt.
    „ Natürlich. Es war ja schließlich so abgesprochen.“
    „ Abgesprochen?“ Desmond will erneut ausholen, doch da ist Mr. Morgan schon bei ihm und hält ihn fest.
    „ Früher warst du mal cool. Was ist bloß aus dir geworden?“, seufzt Ben, während sich ein dünnes Rinnsal über seine Lippen zieht und von da aus auf den Boden tropft. Wie hypnotisiert hänge ich daran. Was für eine Verschwendung! Langsam richtet er sich wieder auf und klopft sich demonstrativ den Staub von der Anzughose.
    Stille entsteht, unheilvoll und schwer. Ben mustert seinen Anzug, auf dem ein paar Blutspritzer gelandet sind. „Jetzt hast du den ganzen Anzug ruiniert. Blut kriegt man nie wieder raus.“ Na wenn das seine einzigen Sorgen sind. „Ich lasse das reinigen und schicke dir die Rechnung.“
    Alex hat sich angeekelt abgewandt. Mr. Morgan verfrachtet Desmond zum Pult der Empfangschefin und drückt dort mit seinem Ellenbogen halbschräg auf einen beinahe unsichtbaren Knopf. Desmond wirkt benommen, er ist in sich zusammengesackt.
    „ Lassen Sie es mich noch einmal zusammenfassen“, beginnt Mr. Morgan. „Sie, Sir, haben sich unerlaubt Zugang zu diesen Räumlichkeiten verschafft.“ Ben will protestieren, doch Mr. Morgan fährt unbeirrt fort. „Bei der unsachgemäßen Nutzung des Raumes ist ein erheblicher Sachschaden entstanden. Diesen haben Sie zu tragen.“
    Mein feines Gehör nimmt ein paar schwere Schritte vor der Tür wahr. Vielleicht ein Dutzend Menschen. „Ferner haben Sie zu verantworten, dass einer Minderjährigen erheblicher Schaden an Leib und Seele entstanden ist.“ Die Schritte kommen näher. „Zu guter Letzt haben Sie ohne Einwilligung pornografische Aufnahmen von Ihnen vorher völlig unbekannten Menschen angefertigt. Stimmt das soweit?“
    Ben nickt und versucht die Situation mit einem Witz aufzulockern.
    Ich muss mir beinahe die Hand vor den Mund schlagen um nicht etwas wie Bei Ihnen klingt das so förmlich heraussprudeln zu lassen. Nein! Nein! Nein! Nicht den guten Eindruck versauen!
    Die Tür geht auf und ein gutes Dutzend uniformierter Männer tritt herein. Sie nicken Mr. Morgan kurz grüßend zu. Dieser übergibt ihnen den völlig abwesenden Desmond und wendet sich danach wieder Ben zu.
    „ Das, was Sie Spaß nennen, hat einen Menschen fast das Leben gekostet. Aus diesem Grund sind Sie festzusetzen.“
    Ben stutzt. „Sie scherzen.“
    „ Keineswegs.“ Mr. Morgan tritt auf Ben zu. „Händigen Sie mir bitte Ihre Bordkarte aus, Sir.“
    Aufmüpfig verschränkt Ben die Arme vor der Brust. „Ich denke nicht daran.“
    Mr. Morgan senkt den Kopf, wie um sich selbst etwas zu beantworten. „Das hatte ich befürchtet.“
    Er gibt den hinter ihm stehenden Männern einen Wink und diese kreisen Ben ein.
    „ Was fällt Ihnen ein? Ich bin ein zahlender Passagier!“, protestiert er und spielt tatsächlich den gekränkten Eitlen. Doch das hilft ihm gar nichts.
    „ Machen Sie es sich doch nicht selbst so schwer“, ist das Einzige, was Morgan dazu sagt.
    Ben hebt drohend seine Fäuste. „Wenn Sie es auch nur wagen ...“, beginnt er, ist aber schnell überrumpelt. Bei der Übermacht an Gegnern helfen ihm auch seine Größe und sein Gewicht nichts. Unsanft wird er zu Boden gepresst und ein Mann durchsucht mit geschickten Händen Bens Taschen. Schnell hat er die Bordkarte gefunden.
    „ Das ist Diebstahl!“, pöbelt dieser. Gefolgt von einem beinahe verzweifelten: „Alex, hilf mir!“ Doch dieser würdigt ihn nicht einmal eines Blickes. „Alex!“, brüllt Ben, als man ihm Handschellen anlegt. „Alex!“ Dieser wendet sich demonstrativ von ihm ab. „ALEX!“ Seine Schreie hallen gespenstisch von der Decke des Poolraumes

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