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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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wolltest die Schlampe in unsere Clique aufnehmen?“ Lorens Stimme ist schrill und strapaziert sowohl Gehör als auch Nerven.
    „ Sie ist keine Schlampe! Sie ist meine Schwester!“ Die Situation ist ein wenig grotesk, denn ich bin mir sicher, dass Loren und Desmond von zwei völlig unterschiedlichen Personen sprechen. Er von Sharroll und sie von mir.
    Loren wirft ihm einen giftigen Blick zu. „Ich spreche vor der Schlampe dort.“ Sie zeigt auf mich. „Die Kleine war lustig, aber nicht ausdauernd genug. Hat schnell schlappgemacht.“
    Mr. Morgan räuspert sich und kommt Alex zuvor, der ebenfalls den Mund geöffnet hat, um etwas zu sagen. Was genau, werde ich jedoch wohl nie erfahren.
    „ Es gibt keinen Grund, die Dame zu beleidigen“, erklärt Mr. Morgan kühl, doch Loren lässt sich davon nicht abhalten.
    „ Doch, den gibt es.“
    „ Ach, und welchen?“
    Sie taxiert mich mit Blicken, die mich wohl in kleine Streifen schneiden sollen. „Sie lügt. Ich weiß es ganz genau. Außerdem hat sie sich in Bens Vertrauen geschlichen und versucht, ihn zu verführen. Sie wollte ihn an sich binden und ihn von seinen guten Freunden fernhalten.“
    Frauen und ihre Ausreden. Beinahe ist es niedlich, doch ich habe dafür nicht einmal ein müdes Lächeln übrig.
    „ Inwiefern?“ Wieder ist es Mr. Morgan, der alle Aufmerksamkeit auf sich lenkt.
    „ Sie kann von Ben gar nicht gewusst haben, dass wir hier hergehen würden. Ben war nämlich mit mir zusammen, nach Mitternacht.“ Triumphierend sieht sie mich an. „Das können alle bezeugen, die bei uns waren.“
    Ich schüttele unmerklich lächelnd kurz den Kopf. Verloren, Liebes!
    „ Wer sind denn alle?“, erkundigt sich Mr. Morgan und Loren kommt ins Stottern.
    „ Na, alle eben. Antonia, Nigel, Scott, Celine, Paul, und du eigentlich auch – Desmond.“ Eindringlich sieht sie ihn an. „Wir waren alle zusammen, nicht wahr?“
    Desmond reagiert nicht – er ist überfordert. Zeit, meinen nächsten Trumpf auszuspielen. „Sicher, sie alle und noch ungefähr 20 weitere Gäste. Nicht wahr?“, ergänze ich liebenswürdig und Loren läuft rot an.
    „ Habt ihr sie eigentlich gefragt, ob ihr sie filmen dürft bei eurer Massenorgie?“ Meine Frage lässt Loren blass werden. Ben aber kichert und scheint den Ernst der Lage nicht weiter verstehen zu wollen.
    „ Wieso sollten wir? Sie wollten es doch auch.“
    „ Ben!“ Wieder ist es Alex, der versucht, ihn aufzuhalten, doch Ben ist nicht mehr zu bremsen.
    „ Was denn? Du klingst wie Fay, du Weichei.“
    Alex zuckt kurz zusammen, macht aber noch einen weiteren Versuch. „Als Anwalt rate ich dir dringend zu schweigen.“
    „ Als Anwalt “, äfft Ben Alex nach. „Ich sage dir was. Es stimmt.“
    Alex schließt kurz die Augen, während Mr. Morgan sich interessiert zu Ben hinbeugt. Sein Griff um Desmonds Arme lockert sich dabei leicht. „Was stimmt, Eure Lordschaft?“
    Damit hat er ihn. Im Stillen bewundere ich Morgans Taktik. Das muss ich auch mal versuchen.
    „ Siehst du, er hat es kapiert“, trumpft Ben auf.
    Ich trete lieber einen Schritt zurück. Bei der Bombe, die jetzt platzen könnte, möchte ich nicht in unmittelbarer Nähe sein.
    „ Ich habe den dummen Poolreiniger bestochen, um hier reinzukommen. Es war ganz einfach bei dem Witz von einem Gehalt, das er hier bekommt.“ Ben ist mit sich selbst zufrieden.
    „ Bevor du noch weitersprichst, muss ich dich eindringlich warnen“, versucht Alex Bens Schlitterpartie noch einmal abzubremsen.
    Die Jahre ihrer Zusammenarbeit sind doch nicht spurlos an ihm vorbeigegangen und je mehr Ben sich ins Aus manövriert, desto weniger kann Alex dies zulassen. Das erkenne ich in weniger als zwei Sekunden und Alex tut mir augenblicklich leid. Dieser Balanceakt zwischen Treue, Pflichtgefühl, anwaltlicher Ethik und dem Wissen darum, welche Konsequenzen auf Ben zukommen, muss ihn wahnsinnig viel Kraft kosten. Viel schlimmer noch, in Bens Blick erkenne ich deutlich, dass er ganz genau um den Konflikt weiß, in dem Alex steckt – und dass es ihm scheißegal ist.
    „ Halt die Klappe Alex. Du bist gefeuert!“
    Der darauf folgende Moment ist … merkwürdig . Es scheint ein immenser stummer Machtkampf zwischen Ben und Alex zu entstehen. Fasziniert blicke ich von einem zum anderen, ebenso wie Loren, Desmond und Mr. Morgan.
    „ Also gut, Ben“, fährt Alex nach einer Weile fort. Seine Stimme ist kalt und hätte sogar einen Diamanten in kleine Scheibchen geschnitten. „Du kannst mich

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