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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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musst es ja wissen, als treusorgender Bruder.“
    Das bringt das Fass beinahe zum Überlaufen. Dies erkenne zum Glück nicht nur ich, denn Alex ist zwischen Desmond und Ben getreten. Wie sehr ihm dies widerstrebt, ist an seinen zusammengekniffenen Mundwinkeln zu erkennen. „Ihr scheint den Ernst der Lage nach wie vor zu verkennen, Eure Lordschaft.“ Er fixiert Ben, der seinen Blick erwidert und dann kapituliert. Erstaunlich. „Sie haben ihr den Magen ausgepumpt und es steht immer noch nicht fest, ob sie bleibende Schäden davontragen wird.“
    Erneut begegnen sich ihre Blicke und für den Bruchteil einer Sekunde scheint so etwas wie Verstehen in Ben aufzuflackern, aber es erlischt sofort wieder hinter seiner Fassade. Er wendet sich zum zweiten Mal von Alex weg und zu Desmond hin. Zwei zu null für Alex – erstaunlich. Absolut erstaunlich.
    „ Das tut mir wirklich sehr leid, Desmond. Aber ich verstehe immer noch nicht, was das alles mit mir zu tun haben soll.“ Für einen Moment frage ich mich, ob er uns alle zum Narren halten will.
    „ Was du damit zu tun haben sollst, Ben?“ Desmond schleudert ihm die Worte geradezu entgegen. „Du Schweinehund hast ihr doch die Drogen gegeben!“
    Alex zieht scharf die Luft ein. Vermutlich rechnet er bereits das Strafmaß zusammen.
    „ Ich soll ihr die Drogen gegeben haben?“ Ben ist entrüstet.
    „ Ja. Das sage ich doch die ganze Zeit. Hörst du überhaupt zu?!“ Desmonds Widerstand scheint nachzulassen, was nicht heißt, dass Mr. Morgan ihn auch loslässt.
    Ben sieht kurz zu Alex, dann zu Loren und irgendwie scheint ihm aufzugehen, dass er sich vor weniger als zwei Minuten beinahe um Kopf und Kragen gebracht hat. Spontan und mit einer Selbstverständlichkeit, die man nur nach intensivem Training sein Eigen nennen kann, ändert er die Taktik.
    „ Da musst du dich täuschen. Ich habe keine Drogen dabei und schon gar nicht gebe ich sie einer Minderjährigen.“ Mit dem Brustton der Überzeugung fügt er hinzu: „Das ist strafbar.“
    Halleluja! Was für eine Erkenntnis. Durchdringend sieht er Desmond an, der dafür aber völlig unempfindlich ist.
    „ Und wo sind sie dann, Ben? Ich habe ganz genau gesehen, dass du welche hattest. Wir haben damit unseren ersten Abend verschönert, erinnerst du dich?“ Ups, wenn er sich schon selbst belastet, dann ist es Desmond wirklich ernst.
    Ben deutet auf mich. „Ich habe sie mit ihr geteilt. Nicht wahr, Süße. Es war ein geiler Trip, oder?“
    Peng, du bist tot, denke ich und zucke mit den Schultern, als sich die allgemeine Aufmerksamkeit auf mich richtet. Mist! Mist! Mist!
    „ Kann sein, kann nicht sein“, gebe ich vage zurück. Mein Kopf arbeitet einfach nicht schnell genug für diese Situation und ich habe dummerweise nicht mit diesem Seitenhieb gerechnet.
    Ben macht sich von Loren los und bewegt sich auf mich zu. „Was heißt hier ‚kann sein‘? Du warst heiß auf mich und ich habe dir gegeben, was du verdient hattest.“
    Alex’ Blick ist unbeschreiblich. Ob darin Fragen oder Unglauben stehen, kann ich gerade nicht sagen. Okay, da entsteht wohl Redebedarf.
    Morgans Blick ist nun wach und auf mich gerichtet. Soviel zu meiner Zeugenaussage. Binnen Sekunden sehe ich meine Felle davonschwimmen und mich in einem Netz aus Lügen und Verrat gefangen. Verdammt! Das geht mir hier einfach zu schnell.
    Ich komme nicht einmal dazu, Alex einen Blick zu schenken, denn bevor ich adäquat reagieren kann, kreischt Loren kurz und empört auf.
    „ Du hattest was mit ihr?“
    Ob diese Frau sich überhaupt auch nur im Entferntesten daran erinnert, mir genau das vor nicht einmal 48 Stunden vorgehalten zu haben? Manchmal frage ich mich echt, ob ihr das viele Saufen, Koksen und Vögeln das bisschen Verstand zerbröselt hat. Aber es lenkt die Aufmerksamkeit von mir auf sie und ich habe doch noch die stille Hoffnung, die Fäden in der Hand zu behalten – wenigstens ein bisschen.
    Alex räuspert sich. „Ist das wahr, Miss Ashton? Haben Sie und Seine Lordschaft gemeinsam Drogen konsumiert und sich dann … vergnügt?“ Das letzte Wort fällt ihm sichtlich schwer und ich überlege kurz, ob ich es ihm vorhalten soll. Ein Blick in seine Augen und er kennt die Wahrheit. Verletzt sieht er für einen Moment zu Boden, dann rafft er sich wieder auf.
    „ Um auf Ihre Frage zu antworten, Sir“, beginne ich und sehe Alex dabei fest an. „Seine Lordschaft und ich haben den Abend nach dem Dinner gemeinsam verbracht. Nach Mitternacht hat er sich mit mir

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