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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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andere Richtung vollzieht sie ebenfalls. Es scheint, als ob sie mich nicht durchlassen will.
    Na gut, dann nehme ich eben die andere Treppe. Sie liegt ja nur den Flur entlang am anderen Ende des Schiffes. Außerdem müsste ich dann auf Deck 9 den gesamten Weg noch einmal zurücklegen um in meine Kabine zu kommen – und, ganz ehrlich, ich habe einfach keine Lust dazu. Nicht heute. Sie sieht mich herausfordernd an. Hat sie wohl doch Mut, das kleine Ding.
    Ich beginne leise zu lächeln und wappne mich innerlich gegen einen verbalen Angriff, den ich beabsichtige, ins Leere laufen zu lassen. Sie würde sowieso nicht gewinnen, da sind wir uns einig: das kleine Teufelchen und ich.
    Dass ich nun lächele, scheint zu viel für sie zu sein. „Dir wird das Lachen schon noch vergehen!“, zischt sie. Oha, die Spiele sind eröffnet.
    „ Wie bitte?“
    Sie funkelt mich an. „Du hast schon verstanden.“
    Ich trete einen Schritt auf sie zu, doch sie weicht nicht zurück. Stattdessen sieht sie zu mir auf.
    Go! Go! Go! feuert mich das Teufelchen an. Olé! Olé! Olé! Neben ihm ist aus irgendeinem Grund ein kleiner rotschwarzgekleideter Cheerleadergnom aufgetaucht. Mit Schwanz und Hörnern. Lustig wedelt er mit den schwarzroten Pompons und ich registriere, dass sein Bauchnabel gepierct ist – mit einer verchromten Nadel in Form eines Fangzahns. Moment mal, das ist meine Schulter und da gehört kein anderer hin als das Teufelchen. Frustriert verpufft der Cheerleadergnom und mit ihm das Teufelchen. Also langsam …
    Einen sachlich neutralen Ton anschlagend wende ich mich an Loren: „Würdest du mir bitte aus dem Weg gehen, ich bin verabredet.“
    Sie bewegt sich immer noch nicht. „Soso, verabredet. Mit wem denn?“ In ihrer Stimme ist nichts Liebenswürdiges mehr.
    „ Ich wüsste nicht, was dich das anginge“, entgegne ich.
    „ Es geht mich sehr wohl etwas an.“
    „ Ach, und wieso?“ Frostige Kälte geht von mir aus und nun weicht sie doch einen Schritt zurück.
    „ Weil ich ihn dann warnen kann.“ Mit dem nächsten Schritt hat sie den oberen Absatz der Treppe erreicht.
    „ Ach so, na dann.“
    Entweder sie macht jetzt einen Schritt zur Seite oder sie wird gleich hinterrücks hinunterstürzen.
    „ Dir ist schon klar, dass du am Abgrund stehst, oder?“, erkundige ich mich.
    Sie versteht nicht.
    „ Ich meine das wörtlich. Wenn du noch einen Schritt gehst, fällst du die Treppe hinunter.“ Es soll mir schließlich keiner nachsagen, ich hätte sie nicht gewarnt.
    „ Das kann dir doch egal sein!“, faucht sie.
    In der Tat, ist dem wohl nichts mehr entgegenzusetzen. Wenn sie allerdings fällt und ich sie nicht aufhalte, weiß ich nicht, ob das auf den Überwachungskameras so gut aussieht. Seitdem ich Mr. Morgan kenne, bin ich zu der absoluten Überzeugung gekommen, dass er ganz genau sieht, was in jedem Winkel seines Schiffes geschieht. Von den Innenansichten der Kabinen vielleicht einmal abgesehen.
    Ich seufze, denn Loren strapaziert meine Nerven mittlerweile ernsthaft. „Hör zu“, beginne ich daher. „Ich habe wenig Zeit, also sag, was du sagen willst, und wir bringen die Sache hinter uns.“ Für einen Moment ringt sie mit sich und ich lenke weiter ein. „Vielleicht kommst du erst einmal von der Treppe weg. Nicht dass man mir nachher noch unterstellt, ich hätte dich gestoßen.“ Wo, zum Geier, kommt diese Fürsorge her? Antwort: aus Smithville, Texas – einem der vielen Orte, die ich bereits besucht habe. Waren die nicht bekannt für so was? Das ist ja anstrengend! Dennoch gehe ich einen Schritt zurück auf den Flur. Sie folgt mir unsicher.
    Ich könnte jetzt an ihr vorbei, die Treppe hinunter und dann …
    „ Das könnte dir so passen“, platzt es aus ihr heraus. Ich war wieder zu langsam. „Ich kann die Treppe schon alleine herunterfallen. Dafür brauche ich dich nicht“, schnaubt sie und ich stehe einen Moment irritiert vor ihr. Was war das denn jetzt? Ist sie tatsächlich so blöd?
    „ Natürlich kannst du … ach egal“, murmele ich und versuche das aufkommende Gefühl der warmen Leere in meinem Kopf zu ignorieren.
    Ich widerstehe der Versuchung, laut aufzuseufzen und wieder meinen Druckpunkt für die Kopfschmerzen zu strapazieren.
    „ Ben gehört mir“, platzt sie heraus und will sich am liebsten die Hände vor den Mund schlagen. Doch nun ist es heraus und ich kann nur müde lächeln.
    „ Ich könnte mir denken, dass er das ein bisschen anders sieht.“
    „ Tut er nicht.“ Sie stemmt die

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