Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)
überlegt. „Du willst also die ‚harten Sachen’ lernen?“ Entsprechende Worte betone ich unmissverständlich und sie nickt. „Warum?“
Sie leckt sich kurz über die Lippen. „Weil es aufregend und neu ist.“ Ich muss ein Grinsen unterdrücken. „Außerdem will ich lernen, wie man Bilder in anderer Leute Köpfe macht. Ich weiß, dass du es kannst.“ AUTSCH!
Langsam kommt sie auf mich zu. „Zeig es mir!“, verlangt sie. Bevor ich noch überlege, ob ich ihr spontan doch hier auf der Treppe das Genick breche, setzt sie ein „Ich bin auch sehr fügsam“ hinzu.
Wie schön, ein Spielzeug! „Also gut, Kindchen, dann wollen wir doch einmal sehen, was du ahnst und was du zu wissen glaubst. Komm mit.“
36. Künstlerisch umgesetzt
Einen Mann zu befriedigen ist leicht. Einen Mann zu befriedigen, der gewisse Vorlieben hat, ist schwieriger. Eine Frau zu befriedigen, die denkt, sie wüsste was sie will, ist schwierig. Vor allem dann, wenn sie eine gewisse Vorliebe nur entdeckt hat, sich aber noch nicht darüber im Klaren ist, was diese genau beinhaltet – dann wird es richtig kompliziert.
In Lorens Geist schwimmt zu diesem Thema eine kunterbunte Mischung aus SM-Spielen, dominahaften Zügen und irgendetwas Unerklärlichem mit einem Noppenhandschuh. Sie ist sich nicht sicher, ob sie selber dominieren oder dominiert werden will. Dazu bastelt sie sich eine Szene – halb Orgie, halb wilde Vergewaltigung.
Kurz: Das Chaos in ihrem Kopf ist perfekt, und in ihre verdrehten Vorstellungen baut sie mich ein.
Allein schon bei den anatomisch fast unmöglichen Körperhaltungen während des Aktes, die ihr vorschweben, müsste ich ein Schlangenmensch sein oder bewusstlos und ohne Knochen. Also schön. Ich tue ihr den Gefallen und gebe ihr die Domina – oder zumindest das, was sie sich darunter vorstellt. Wie schon gesagt, ich habe keinen Spaß an solchen Dingen.
Kurzerhand fessele ich sie mit verbundenen Augen an das Bett. Eigentlich wollte ich sie so liegen lassen – am besten für ein paar Stunden. Aber das erscheint mir dann doch zu hart. Außerdem regt sich das Tier in mir und ich bringe nach dem halbdurchwachten Tag einfach nicht mehr die Beherrschung auf, es zu unterdrücken.
Da liegt sie nun vor mir, ausgeliefert, hilflos und uneins mit sich selbst, was sie zu erwarten hat. Ich nehme ihr die Entscheidung ab und falle laut knurrend über sie her. Erschreckt quietscht sie auf, während ich beinahe wahllos und unbarmherzig immer wieder meine Zähne in ihr Fleisch senke.
Nach einer Weile ändern sich die Laute in kleine Lustschreie – eine Wirkung, die unvermeidbar ist. Für mich ist es reine Nahrungsaufnahme und als ich die ersten Schlucke zu mir genommen habe, bleibt nichts übrig von dem, was da hätte sein können. Keine Genugtuung, keine boshafte Gewalt. Einfach das pure Stillen eines Hungers, der so alt ist wie die Welt selbst.
Sehr sorgsam achte ich nun darauf, dass sie sowohl unsere Unterhaltung nur in einer abgemilderten Form im Gedächtnis behält als auch Bens Verhalten. Auch das Chaos in ihrem Kopf ordne ich so gut es eben geht und dämpfe einige Fantasien auf die Größe von heimlichen Wunschträumen.
Eine gute Stunde später verlassen wir beide meine Kabine. Ich gesättigt und sie ununterbrochen fröhlich plaudernd. So gestärkt, habe ich sie den größten Teil unseres Gespräches vergessen lassen, ebenso wie die Tatsache, dass ich mich von ihr ernährt habe. Sie ist nun der Überzeugung, wir hätten uns ausgesprochen und uns dann freundschaftlich getrennt. Bevor wir die Kabine verlassen, reiße ich alle Fenster auf. Außerdem ziehe ich mich noch einmal um. Das Letzte, was ich heute noch brauche, ist ihr Geruch in meiner Kabine – oder an meinem Körper.
Aber mal ganz ehrlich. Wie dämlich muss man sein. Da glaubt man ein Geheimnis oder eine potenzielle Schwachstelle eines überlegeneren Gegners gefunden zu haben und konfrontiert diesen damit? Um dann … was? Geld, Macht oder andere Dinge zu erhalten? Das hat schon bei Batman nicht funktioniert. Der Vergleich hinkt zwar ein wenig, aber das Prinzip dahinter sollte klar geworden sein.
Ihre Augen sind beinahe leer, als sie aufzählt, wen sie alles zu ihrer Hochzeit einladen will, welches Kleid sie tragen wird und vor allem, wie ihre Trauzeugen aussehen werden. Sie sollen Grün tragen. „Grün, vor allem leichtes Neongrün, lässt Frauen unvorteilhaft aussehen, und ich will ja, dass Ben nur Augen für mich hat“, flötet sie
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