Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)
beschädigt und müsste es nun kaufen.
„ Miss Ashton“, sie strahlt mich an. „Bitte entschuldigen Sie die Verspätung. Ich hatte noch Kundschaft.“
Freundlich winke ich ab. „Das macht doch nichts.“
„ Da bin ich aber erleichtert.“ Sie sieht sich um und zeigt auf eine etwas abseits liegende Nische. „Wollen wir uns dort hinsetzen?“
„ Gerne.“
Sie geht vor und schultert dabei eine riesige Segeltuchtasche. Einträchtig lassen wir uns nieder und sie kommt gleich zum Thema.
„ Danke, dass sie sich so viel Zeit für mich nehmen.“ Ein freundlicher Umgangston kann so entspannend sein.
„ Nichts zu danken.“ Ich lehne mich in den bequemen Sessel zurück. „Nun, dann lassen Sie mal hören.“
Sie öffnet nervös ihre Tasche und ziehe einen Skizzenblock heraus. „Ich hätte gerne etwas auf dem Rücken.“ Ich nicke. „Es darf gerne etwas größer werden.“
„ Schwarzweiß oder in Farbe?“
„ Da müssen Sie mich beraten.“ Wieder nicke ich.
„ So etwas könnte ich mir vorstellen.“ Scheu schiebt sie mir ihren Skizzenblock zu und ich öffne ihn. Auf den ersten Blick bin ich irritiert, dann amüsiert und dann beeindruckt von der Detailvielfalt der Zeichnungen. Es sind ausschließlich Elfen oder Feenwesen, die sich mir präsentieren. Jedoch nicht nur die niedliche Variante. Hier und da verstecken sich eingedrehte Widderhörner auf den Köpfen oder Reißzähne in einem Lächeln. Schweigend bin ich beeindruckt und blättere von einer Seite auf die nächste. Langsam entsteht dabei ein Bild in meinem Kopf.
Cindy hält es nicht mehr aus. „Was denken Sie?“, fragt sie vorsichtig und ich schaue sie an.
„ Ich denke, damit können wir arbeiten.“
Sie ist sichtlich erleichtert.
„ Darf ich Sie fragen, wie Sie auf diese Motive kommen?“, erkundige ich mich und sie errötet leicht.
„ Ich fand Elfen schon immer faszinierend. Zu Hause habe ich eine kleine Sammlung von Figuren.“
Ich nicke. „Wie kommt es, dass Ihre Figuren … sagen wir … keine Eigenheiten haben, die nicht zum klassischen Bild der Elfe gehören?“
Nun erschrickt sie. „Finden Sie das albern?“
„ Keinesfalls. Ich bin nur neugierig.“
Mit einem liebevollen Blick auf ihre Zeichnungen zieht sie den Block wieder zu sich zurück. „So sehe ich sie“, erklärt sie dann. „Es sind kleine Naturgeister, die in vielen Facetten auftreten. Nicht jede davon muss schön sein. Sie können genauso gut etwas von einem Kobold haben oder von einem diabolischen Grinsen. Das macht sie in meinen Augen vollkommener als die pure Zurschaustellung von Niedlichkeit.“
„ Eine gute und fundierte Antwort“, gebe ich zurück. „Also, es soll auf den Rücken und dort möglichst großflächig.“ Sie nickt. „Was wünschen Sie sich noch?“
„ Vielleicht eine kleine Gruppe und dazu verspielte Elemente?“
Das könnte ich mir auch vorstellen. „Inwiefern?“
Sie blättert ein wenig herum und bleibt mit dem Blick an einigen der Bilder hängen. „Was halten Sie von einer Hauptfigur, um die sich andere herum platzieren. Vielleicht auf einem Pilz oder auf einem Fantasiewesen, das sie reiten?“ Sie zeigt mir ein Bild von einem Wesen, das eine Mischung aus kleinem Drachen und geflügelter Libelle darstellt.
Ich sehe genauer hin. „Eine kleine Gruppe ist vielleicht zu viel des Guten, aber wenn Sie sich mit zwei Figuren abfinden könnten?“ Sie schaut mich an und ich blättere durch die Skizzen. „Vielleicht diese hier?“ Ich zeige auf eine tanzende Figur, deren Körperhaltung pure Lebensfreude ausdrückt. Cindy überlegt. „Dazu würde ich dann einen von diesen kleinen Reitern setzen. Vielleicht ein Pärchen? Sie, die ausgelassen tanzt, und er, der sie dabei beobachtet?“ Diese Vorstellung scheint ihr zu gefallen. „Ich würde das Bild klassisch in Schwarzweiß setzen und nur ein paar kleine Farbtupfer einarbeiten. Das macht den Effekt schöner.“
Cindy ist begeistert. „Wie lange würde das dauern?“
Ich betrachte noch einmal die Bilder. „Mindestens zwei Sitzungen. Eine pro Figur. Auch sollte mindestens ein Tag dazwischen sein, damit sich die Haut regenerieren kann.“
Sie nickt. „Wie lange dauert es, bis das abgeheilt ist?“
„ Das kommt darauf an, wie Ihre Haut das Motiv annimmt. Bei guter Pflege und der Beachtung ein paar kleiner Regeln maximal zehn Tage. Also machen Sie sich darüber keine Sorgen. Ich würde allerdings in den ersten Tagen nur luftige Oberteile tragen.“
Sie nickt und ringt sich zu
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