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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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müsste.“
    „ Ist es.“
    Ich schenke ihm ein Lächeln. „Dann können Sie sicher meine Frage gut verstehen.“
    Er denkt einen Moment darüber nach und ich fahre ganz unbeirrt fort: „Ich meine, die Reederei hat mir eine kostenlose Rückfahrt in die USA zugesagt, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie Verständnis für eine Verzögerung im regulären Verkehr haben.“ Nun sieht er mich mit schmalen Augen an. „Überlegen Sie doch einmal, was das kosten würde.“
    Er beschleunigt plötzlich seine Schritte und wir bleiben vor den Toren des Britannia Restaurants stehen.
    „ Das kann die Reederei sicherlich verkraften – immerhin entstehen uns ja keine Kosten für Sie und Ihre nicht verzehrten Mahlzeiten.“
    Aye – das saß! Wo sind die Elefanten, wenn man sie ganz dringend braucht?!
    Wir stehen einander gegenüber und er versucht zu ergründen, ob seine Worte bei mir etwas auslösen. Tun sie, aber ich versuche es im Zaum zu halten.
    „ Sie scherzen.“ Herausfordernd sehe ich ihn an.
    „ Tue ich nicht.“
    Jetzt lache ich. „Was wollen Sie mir sagen? Dass ich nichts esse?“
    Er nickt. „So ist es. Sie haben sich nicht einmal zum Frühstück eintragen lassen oder zum Mittagessen.“
    Ich zucke mit den Achseln. „Ich ziehe etwas Privatsphäre beim Essen vor.“
    Er zieht eine Augenbraue hoch. „Sie haben auch nichts auf Ihre Suite bestellt, das habe ich überprüft.“
    Jetzt bin ich empört, versuche mir aber dies nicht anmerken zu lassen. „Sie haben also überprüft, ob ich im Britannia Restaurant esse?“ Er nickt. „Und dabei haben Sie festgestellt, dass dem nicht so ist?“ Wieder nickt er. „Und das sagt Ihnen was?“
    Er scheint tatsächlich zu überlegen, was ich jetzt hören möchte. Schließlich antwortet er: „Das sagt mir, dass Sie nicht nur einen ungewöhnlichen Lebensstil führen, sondern vielleicht auch noch etwas anderes sind, als Sie vorgeben.“ Okay, das saß auch.
    „ Und was genau hat das jetzt mit Sharroll zu tun?“
    Er sieht mich an. „Das weiß ich noch nicht, aber ich vermute, dass Sie tiefer in dieser Geschichte drinstecken, als Sie vorgeben.“ Das kommt der Wahrheit erstaunlich nahe.
    „ Und das alles schließen Sie aus meinen Essgewohnheiten“, schlussfolgere ich und sehe ihn kritisch an.
    „ Es sind einfach zu viele Ungereimtheiten, wenn Sie mich fragen.“
    Gut, seine Gedanken sind auf einen bestimmten Punkt gerichtet und ich versuche einmal ein paar Fäden in seinen Gedanken zu ziehen.
    „ Wenn Sie mich fragen“, beginne ich und lege ein wenig meiner Überzeugungskraft hinein, „dann deutet all das nur darauf hin, dass ich ungewöhnliche Essgewohnheiten habe oder nicht gerne alleine esse.“
    Er scheint dafür empfänglich, allerdings auf eine sehr merkwürdige Art und Weise. Er kneift die Augen zusammen und mustert mich nun beinahe mit Abscheu. „Ich glaube, es besteht eine ganz andere Beziehung zwischen Ihnen und dem Verdächtigen.“
    Gut jetzt bin ich genervt und auf der Hut. „Ach ja, welche denn?“
    Er kaut einen Moment auf seiner Unterlippe. Das erste erkennbare Zeichen echter Unsicherheit, die seine Fassaden bröckeln lässt. „Das kann ich nur vermuten – und da ich Sie nicht beleidigen möchte, werde ich nicht weiter darüber sprechen.“
    Ah ja. Das sagt mehr als es verheimlicht, aber vielleicht ist gerade da der Hebel, an dem ich ansetzen kann. „Wäre es dann nicht einfacher, mich meinen Job zu Ende bringen zu lassen?“ Ich habe diese Worte bewusst gewählt und sie verfehlen ihre Wirkung nicht.
    Etwas zuckt in seinem Gesicht und ich schlage blitzschnell zu. Mein Geist greift nach seinem und ich bekomme ich zu fassen.
    „ Finden Sie nicht auch, dass es wahnsinnig ungerecht ist, die beiden Wachmänner vor der Suite stehen zu lassen, während alle anderen einen freien Moment genießen können?“ Er sieht mich überrumpelt an. „Ich fände es angebracht, auch diesen Männern einen Moment der Ruhe zu gönnen. Eine Geburt erlebt man ja nicht jeden Tag.“
    „ Das stimmt“, murmelt er leise und ich verstärke meinen geistigen Griff noch.
    „ Gönnen Sie den beiden Männern eine Stunde Ruhe. Niemandem wird dies auffallen und niemand wird sich dran stören.“
    Er nickt langsam. „Eine Stunde können sie verkraften.“
    Ich nicke. „Geben Sie mir den Code für die Zwischentüren der angrenzenden Suite.“ Er nennt ihn mir widerwillig. Braver Junge. „Vergessen Sie, dass wir dieses Gespräch geführt haben.“ Er nickt. „Außerdem

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