Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)
Unermessliche. Vor allem weil ich mir Zeit lasse, zu ihm zu kommen. Als er endlich gequält aufstöhnt, erlöse ich ihn aus seiner Fessel. Er ist unfähig aufzustehen, also bestimme ich das Tempo. Kurz bevor er seinen Höhepunkt erreicht, bohre ich meinen Blick jedoch in seinen.
„ Du wirst mich vergessen!“, gebe ich ihm ein. „Meine Gesichtszüge werden dir nur vernebelt in Erinnerung bleiben!“ Ich halte kurz inne und er stöhnt gequält. „Wenn du Sex wie diesen suchst, wirst du die Frauen dafür fürstlich entlohnen!“ Er winselt beinahe, doch ich lasse nicht locker.
„ Wiederhole es!“ Für einen kurzen Moment übernehme ich wieder die Gewalt über seine Glieder und er wiederholt die Worte. „Noch einmal!“
Beim dritten Mal sitzt es dort, wo es hin soll, und ich entlasse seinen Körper. Sofort bäumt er sich auf und in dem Moment, in dem er zum Höhepunkt kommt, schlage ich meine Zähne in seinen Hals.
42. Zwiegespräch
Kurz vor Ablauf der Stunde verlasse ich die Suite in völlig gesättigtem und aufgeräumtem Zustand. Als ich meine Suite erreiche, werfe ich noch einen Blick über die Schulter und erkenne, dass die beiden Gorillas wieder ihren Posten bezogen haben. Das hat ja ganz wunderbar funktioniert. Gerade kann ich mir ein fröhliches Winken noch verkneifen und schlüpfe schnell in den Raum, den ich mein Eigen nenne.
Seit ich den völlig erschöpften Ben ins Bett gezwungen habe, steigt meine Laune absolut an. Ja, es stellt sich beinahe beschwingte Fröhlichkeit ein und fast wäre ich den Gang laut singend entlanggetänzelt. Er wird die Nacht durchschlafen und sich dann am Morgen nur noch an einen orgiastischen Akt erinnern. Mein Gesicht wird ebenso verschwommen in seinem Geist treiben wie mein Name.
Sosehr er sich auch anstrengen mag, niemals wird er das Puzzle wieder in seinem Kopf zusammenfügen können. Meine Gesichtszüge sind in seinem Gedächtnis so verwaschen, dass er sie in verschiedenen Gesichtern wieder erahnen mag, vorzugsweise in einem lebendigen Gesicht. Komplett finden wird er sie jedoch nie wieder. Ja, der Auftritt war gelungen. So muss das laufen; so und nicht anders.
Der Catsuit und die Korsage kommen zurück in den schwarzen Koffer, während ein Lächeln über mein Gesicht fließt. Zufrieden mit mir selbst dusche ich ausgiebig, um den letzten Rest von ihm endgültig loszuwerden. Selbstzufrieden betrachte ich mich danach von Kopf bis Fuß im Spiegel. Man könnte sagen, ich sei das blühende Leben mit diesem leicht rosigen Schimmer auf den Wangen und den Lichtreflexen im leuchtenden Haar.
Verschwunden sind die Blässe und die sich langsam bildenden Augenringe. Wie weggewischt ist das Gefühl der energielosen Taubheit in meinen Gliedern. Es geht klar aufwärts. Von diesem Hochgefühl angetrieben, zücke ich noch einmal mein Mobiltelefon und wähle Jasons Nummer. Die Verbindung kommt auch zustande und ich fiebere dem Moment entgegen, in dem sich jemand am anderen Ende meldet.
Das Klingeln hört auf und eine junge Frauenstimme meldet sich: „Blue Moon Consulting. Charlaine Smith. Wie kann ich Ihnen helfen?“
Ich halte einen Moment inne. Blue Moon Consulting? Was soll das denn sein?
„ Hallo?“ Anscheinend dauert der jungen Frau das Warten zu lange.
Ich räuspere mich. „Guten Tag, mein Name ist Ashton. Ich weiß nicht genau, ob ich richtig verbunden bin.“
Die Stimme am anderen Ende bleibt freundlich. „Wen möchten Sie denn sprechen?“
Ähm, das könnte jetzt interessant werden. Was, wenn er auch unter einem Decknamen operiert? Andererseits – ich versuche mein Glück einfach.
„ Mr. Fitzgerald bitte.“ Jetzt heißt es hoffen und beten. Und tatsächlich, ich habe Glück.
„ Einen Moment bitte, vielleicht ist er noch im Haus. Ich verbinde.“
Leichte Fahrstuhlmusik erklingt und ich kreuze Mittel- und Zeigefinger beider Hände so gut es geht.
Eine scheinbare Ewigkeit später klickt es in der Leitung und die junge Dame ist wieder dran. „Es tut mir leid, Miss Ashton, doch Mr. Fitzgerald ist nicht mehr im Haus.“ Enttäuschung macht sich in mir breit. „Soll ich ihm etwas ausrichten?“
„ Nein, vielen Dank“, gebe ich etwas gedämpfter zurück. „Ich werde es morgen noch einmal versuchen. Können Sie mir bitte die Durchwahl geben?“
Sie tut es und ich notiere sie. Danach verabschieden wie uns artig voneinander und ich versuche die Enttäuschung zu unterdrücken.
Aber immerhin habe ich die richtige Nummer, das ist schon etwas
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