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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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dich! Ob als Freundin oder, wie du es nennst, ‚Gefährtin‘, ist mir dabei egal.“ Ich zucke leicht zusammen, doch er hat es zum Glück nicht gesehen. „Ich will Zeit mit dir verbringen und dich kennen lernen.“ Ah, jetzt … ja. Hä? „Außerdem“, jetzt zwinkert er mir zu, „bin ich gerade arbeitslos und kann mir ein wenig Urlaub gönnen.“
    Also schön. „Urlaub war eigentlich auch das, was ich geplant hatte.“
    Er lehnt sich zufrieden zurück. „Na siehst du. Unsere Pläne ergänzen sich also wieder einmal. Findest du das nicht auch merkwürdig?“
    „ Nein“, ich grinse, „ich finde es gruselig.“
    So wie er da sitzt. Völlig von sich überzeugt – und das zu Recht, kommt mir noch eine Zeile des Abends in den Sinn.
    „ Wie von mir prophezeit ist ein Gast eingetroffen, geschmückt und bereit, sich der Dunkelheit zu weihen. Eine Schönheit in den Augen der Nacht. Ein verwunschenes Sternenkind, zärtlich wie der Wind und für mich bereit, bezaubert unseren Mitternachtsball. Doch sie gehört nur mir …“
    In der Tat würde Alex, nur mir gehören, wenn ich ihn mitnähme. Der Gedanke ist plötzlich so verlockend, dass ich mich stark zusammennehmen muss, meine anderen Bedenken und meine Vorsicht nicht sofort über Bord zu werfen und mich ihm an den Hals.
    Ja, es könnte schön werden.
     
    Der Kellner räumt ab und bringt den Nachtisch. Diesem kann ich mich schon intensiver widmen und unser Gespräch entwickelt sich fort von diesen heiklen Themen. Plötzlich leuchten seine Augen auf.
    „ Kennst du dich eigentlich aus in Europa?“
    Verdutzt hebe ich eine Augenbraue. „Nein. Aber das kann schon nicht so schwer sein.“
    Er lacht. „Oh doch. Europa kann kompliziert sein – vor allem wenn man die Landessprachen nicht wirklich beherrscht.“ Was soll das denn heißen?
    „ Englisch ist eine Weltsprache!“, protestiere ich und erhalte ein Lachen zurück.
    „ Sicherlich, aber nicht alle beherrschen sie so vortrefflich wie ich.“
    „ Angeber.“ Er kassiert einen schrägen Blick.
    „ Ich meine es ernst, Christa.“
    „ Christina.“ Leise sage ich meinen Namen.
    „ Wie bitte?“
    „ Ach nichts.“
    Er sieht mich schräg an. „Du hast dir doch eben etwas in deinen nicht vorhandenen Bart genuschelt.“ Er setzt einen auffordernden Blick auf und spielt mit den Soßenresten auf seinem Teller.
    Um über die Frage hinwegzugehen, blaffe ich ihn halbherzig mit dem Ersten an, was mir in den Sinn kommt. „Herrgott nochmal, wenn du mich begleiten möchtest, dann sage das doch einfach und tanze nicht weiter auf rohen Eiern herum.“
    Sofort verwünsche ich mein loses Mundwerk. Was tue ich denn, wenn er das jetzt nicht ausschlägt? Denken, Christina, dann handeln!
    „ Ich werde darüber nachdenken – auch wenn es einer Einladung im Grunde sehr nahekommt“, gibt er schmunzelnd zurück.
    Bevor wir jedoch dieses Thema vertiefen können, klingelt ein Handy unüberhörbar. Alex zuckt zusammen und fischt ein kleines schwarzes Ding aus seiner Innentasche. „Was zum Teufel?“ Ein Blick auf das Display lässt sein Gesicht ernst werden. „Entschuldige mich bitte kurz.“
    Ich nicke und er steht auf.
    „ Woodenbrock Enterprises, von Hohenau“, meldet er sich sachlich.
    Er kann seinen Namen wirklich perfekt aussprechen. In dem Moment, in dem er sich ein Stück beiseitebewegt, um die übrigen Gäste nicht beim Essen zu stören, vermisse ich ihn bereits. Was auch immer da gerade passiert ist, es hat mich davor bewahrt, noch weiter zu gehen. Eigentlich müsste ich dem Anrufer dankbar sein. Neugierig strecke ich meine Sinne aus und lausche seinen Worten.
     

 
     
    46. Naiver Glaube
     
    „ Ja, Sir, Eure Lordschaft.“ In seiner Stimme liegt unverhohlener Respekt. „Ja, das ist eine ernste Angelegenheit.“ Er hört eine Weile zu und zaubert dann einen Notizblock und einen Stift hervor. „Ja, Sir. Ich verstehe.“ Eifrig macht er sich Notizen. „Ja, einen vollständigen Bericht.“ Er nickt bestätigend und nach einer weiteren Anweisung scheint das Gespräch beendet. „Ja, Sir, ich kümmere mich augenblicklich darum.“
    Er legt auf und kommt zu mir zurück. „Entschuldige bitte, das war mein Chef: Seine Lordschaft Erzherzog Jeffrey Woodenbrock. Die Nachricht von Bens Festsetzung hat ihn erreicht und ich muss mich um einige Dinge kümmern. Es tut mir wirklich leid, den Abend jetzt abzubrechen.“
    Überrascht und doch irgendwie erleichtert ob der letzten meiner Gedanken winke ich ab. „Das macht nichts,

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