Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
Vom Netzwerk:
Anwalt, Christa. Als solcher gehört es einfach zu meinem Beruf, Menschen gut einschätzen zu können. Das ist in einer Verhandlung von unschätzbarem Wert.“ Na wenn das so ist.
    „ Das mag sein, aber warum kannst du meinen Gesichtsausdruck deuten?“
    Er lacht und steckt sich einen weiteren Bissen in den Mund. „Du bist gar nicht so anders als alle anderen.“
    „ Oh, du würdest dich wundern“, gebe ich lächelnd zurück.
    Er wirft mir einen amüsierten Blick über seine Brillengläser zu, der unmissverständlich ausdrückt: „Na wenn du meinst.“
    Einer plötzlichen Eingebung folgend, wechsele ich nun das Thema. Froh darüber, dem Gedankenchaos in meinem Kopf für den Moment entronnen zu sein.
    „ Ich habe die Geschichte mit Ben beendet und klare Verhältnisse geschaffen. Nicht, dass es da offiziell etwas zu beenden gegeben hätte … “, ich breche ab, denn sein Blick wird ernst.
    „ Du weißt schon, dass das beinahe unmöglich ist?“
    Ich stutze. „Wieso?“
    Er legt das Besteck ab. „Weil es Ben ist und er die Dinge beendet. Er wird es nicht hinnehmen, dass du die Rollen getauscht und ihn verlassen hast.“ Er macht eine kleine dramaturgische Pause. „Auch wenn es nicht zu beenden gab. In seinem Kopf sieht die Welt manchmal ein wenig anders aus.“
    Ich nicke. „Das habe ich gemerkt. Aber mach dir keine Sorgen. Es ist beendet.“
    Er ist nach wie vor skeptisch. „Glaube mir, ich kenne Ben schon viel länger als du. Er ist in dieser einen Sache mehr ein Gewohnheitstier als alle anderen Menschen, die ich bisher kennen gelernt habe.“
    Ich lächele und bedaure beinahe, das Thema angeschnitten zu haben.
    „ Ich widerspreche dir ja nur ungern, aber du kennst mich auch noch nicht richtig und wenn ich dir sage, dass ich es beendet habe, dann kannst du das gerne ernst nehmen.“
    Er zieht sich zurück. „Natürlich glaube ich es dir, aber ich kenne Ben, wie gesagt. Belassen wir es doch dabei.“ Wie aus Gewohnheit nimmt er seine Brille ab und putzt sie andächtig.
    „ Für mich ist das Thema gegessen“, beharre ich.
    Er schluckt eine offensichtliche Erwiderung herunter. „Gut.“
    Ich belasse es dabei.
    „ Der Abend war übrigens sehr schön. Ich werde wohl eine Vorliebe für Musicals entwickeln“, beginne ich, und stochere im Salat herum. Ich kann mich gerade einfach nicht überwinden tatsächlich etwas zu „essen“.
    Der siegessichere Zug um seinen Mund kommt zurück. „War das ein Kompliment an meine Menschenkenntnis?“ Ich setze eine finstere Miene auf und er lacht. „Schon gut, ich necke dich doch nur.“
    Okay, jetzt versuche ich doch etwas zu essen und stelle fest, dass der Salat frisch und das Fleisch ebenfalls aromatisch ist. Hätten wir das also auch hinter uns. Wir essen einen Moment schweigend und ich bin richtig stolz auf mich, die Überwindung dazu aufgebracht zu haben.
     
    Gerade will ich das Thema „Musicals“ vertiefen und ihn fragen, woher seine Leidenschaft dafür kommt, als er mich ernst ansieht.
    „ Können wir über etwas anderes sprechen? Etwas Ernstes?“
    Irritiert sehe ich ihn an. „Worüber möchtest du denn sprechen?“
    „ Über uns.“ Oh bitte, nein.
    „ Über uns?“
    Er nickt.
    „ Alex, bitte. Der Abend war sehr schön bisher, aber ich kann nicht so schnell …“
    Er unterbricht mich und ich verstumme: „Übermorgen wird die Queen Mary 2 in den frühen Morgenstunden in Southampton anlegen.“
    Ich stutze. „Übermorgen schon?“
    Er nickt.
    Wie ist die Zeit plötzlich so schnell verflogen? „Und was möchtest du jetzt von mir?“
    „ Ich möchte wissen, ob es für mich einen Grund gibt an Bord zu bleiben.“
    Eindringlich sieht er mich an. Alles in mir möchte ein verzweifeltes „Bleib hier!“ schreien, doch ich … kann nicht. Nicht so schnell! Lange sehe ich ihn an.
    „ Das kannst nur du entscheiden, Alex.“
    Er zieht sich merklich zurück und wir stochern in unserem Essen herum. Irgendwie ist uns beiden der Appetit vergangen.
    „ Ich mache dir einen Vorschlag“, beginnt er dann langsam. Ich sehe ihn an und warte. „Ich habe Plakate für eine Vampirparty gesehen.“ Ich seufze. „Lass uns noch die heutige Nacht und den morgigen Abend miteinander verbringen und wir sehen, wo wir stehen?“
    Ich lächele schwach. „Du lässt nicht locker, oder?“
    „ Nein.“ Ein Wort voller Überzeugung.
    „ Warum?“
    „ Weil ich ein hoffnungsloser Optimist bin und weil ich weiß, was ich will.“ Wieder dieser intensive Blick. „Und ich will

Weitere Kostenlose Bücher