Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
Vom Netzwerk:
ja, und die wären?“ Verdammt, warum lässt ausgerechnet jetzt meine Kraft nach? Ich spüre, dass ich sie noch einmal mobilisieren könnte, für einen letzten, alles vernichtenden Schlag; aber dann wäre ich selber absolut „im Eimer“.
    Er fährt ganz ruhig fort: „Ganz einfach. Erstens: Du möchtest nicht für ein Blutbad hier an Deck verantwortlich sein …“ Zugegeben, das klingt vernünftig. „Zweitens“, er beugt sich zu mir runter und schenkt mir einen Kuss auf die Stirn, ganz so, wie man es mit einem kranken Kind tut. „Wenn du das wirklich wolltest, hättest du es bereits getan.“
    Diese Logik ist so zwingend, dass ich dem nichts entgegensetzen kann. Lange betrachtet er mich und damit bricht mein Widerstand.
    Plötzlich geht ein heftiges und hemmungsloses Zittern durch meinen Körper. Ich kann mich nicht mehr aus eigener Kraft aufrecht halten, so dass er mich stützen muss. Ich schluchze auf und klammere mich an ihn. Er bleibt stehen und seine Arme schließen sich beschützend um mich. Während ich den Schrecken und die Angst zulasse und mich ein heftiges Zittern nach dem anderen packt, murmelt er nur beruhigende Worte und meint sie so.
    „ Weißt du eigentlich, wie du mich erschreckt hast, dummes Ding!“
    Ich schnaube verächtlich an seiner Brust. „Ach, ich habe dich erschreckt, ja?“
    Ansonsten ist es beinahe totenstill auf dem Deck. Der ältere Mann wird vom Team der Krankenstation abtransportiert, während der andere notdürftig verarztet wird. Langsam beruhige ich mich und bin doch unfähig, den Kopf zu heben. Die Momente vergehen und als ich Frisk und Mr. Morgan wieder ansehen kann, steht beiden Männern das schlechte Gewissen ins Gesicht geschrieben.
    Bei Frisk kann ich das ja verstehen, aber bei Mr. Morgan …?
    Alex spricht für mich: „Meine Herren, ich denke, es ist an der Zeit, die Sache aufzuklären.“
    Frisk sieht nun wirklich zerknirscht aus. Er räuspert sich, bevor er zu sprechen ansetzt. „Nun ja, Miss Ashton. Wie schon gesagt, das Ganze ist eine dumme Sache.“
    Alex wirft ihm wohl einen finsteren Blick zu, während ich mich langsam von ihm löse.
    Zumindest auf eigenen Füßen will ich diesem Mann gegenüberstehen. „Wie bitte?“
    Alex hat seinen Arm um meine Taille gelegt. Dass er mich stützt, wird dabei nicht nur kaschiert, sondern gibt mir auch Halt. Ich starre beide Männer mit offenem Misstrauen an.
    „ Ja, sehen Sie, es ist so. Die Party war unsere Idee und wir wollten inmitten der Veranstaltung eine Vampirjagd inszenieren, ganz so, wie sie im Musical nur angedeutet wird.“
    Mr. Morgan kommt langsam einen Schritt näher, dann noch einen.
    „ Ich verstehe nicht ganz, Sir. Was hat das bitte mit mir zu tun?“ Ich bin nicht bereit, auch nur einen Schritt zurück unter Deck zu gehen, wenn da noch andere Jäger lauern. Dann bleibe ich lieber hier oben, bis wir das Festland erreicht haben.
    Frisk tritt peinlich von einem Fuß auf den anderen. „Nun, sehen Sie. Es liegt an Ihrer Garderobe.“
    Ich sehe an mir herunter. „An meiner Garderobe?“ Das ist ja wohl die dümmste Ausrede, die ich je gehört habe.
    „ Ja“, auch er mustert mich nochmal. „Oder besser an dem Kleid, das Sie vorhin getragen haben.“
    Ach so, jetzt ist das Kleid schuld, oder was? Der Blick mit dem ich ihn nun taxiere lässt ihn erneut zusammenzucken.
    „ Sehen Sie, wir haben ein Mitglied des Ensembles dafür gewinnen können, die Rolle der Vampirin zu spielen. Sie trägt ein Kleid, dass dem Ihren zum Verwechseln ähnlich sieht.“
    „ Ich verstehe immer noch nicht“, gebe ich zurück, doch langsam entspannter.
    „ Nun, sehen Sie. Unsere Vampirin liegt hinter dem Zeitplan und ist noch in ihrer Garderobe. Unsere beiden ‚Jäger‘, wie Sie diese nennen, waren etwas übereifrig. Sie haben im Nachtclub gewartet und sich an den Zeitplan gehalten. Infolgedessen kam es zu der Verwechslung. Es tut mir unendlich leid.“
    Mr. Morgan tritt neben Alex. „Ich kann gut nachvollziehen, dass man
Sie zu Tode erschreckt hat, Miss Ashton. Aber ich versichere Ihnen, dass dies der Wahrheit entspricht.“ Er klingt ehrlich und ich bin wieder so weit Herrin meiner Sinne, dass ich kurz sowohl seinen Geist, als auch den von Alex und Frisk abtasten kann.
    Es stimmt. Die beiden sind keine Jäger, zumindest wissen Frisk und Morgan nichts darüber. Die ganze Geschichte ist beiden Männern mittlerweile wahnsinnig peinlich. Zumindest Frisks Geist kann ich das entnehmen. Der Geist des Mannes mit der gebrochenen

Weitere Kostenlose Bücher