Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)
getroffen wird. Krachend kommt es an der Abgrenzung des Decks zum Liegen und birst auseinander.
Doch das registriere ich nur am Rande, denn als ich auf dem Brustkorb des Angreifers lande, habe ich einzig den dringenden Wunsch, ihm das Tattoo aus der Hand zu reißen. Von mir aus auch herauszubeißen. Da gibt es ja genug Optionen. Eine kleine Stimme in meinem Kopf raunt mir allerdings noch ein „Nicht vor Zeugen“ zu und ich halte inne. Da der Mann mit dem Kopf aufgeprallt ist, sind ihm die Lichter ausgegangen. Der Pflock liegt nutzlos neben seiner Hand. Na gut, dann gebe ich mich damit zufrieden.
Als ich mich aufrichte und mich zu dem ersten umdrehen beziehungsweise mich nun auch auf diesen stürzen will, packt mich jemand von hinten und hält mich fest. Vor Wut brülle ich auf und wehre mich nach Leibeskräften. Es sind jedoch sehr starke Arme und sie pressen meine im Klammergriff an meinen Brustkorb, während sie mich vom Boden heben. Aus ist es mit meiner Überlegenheit, denn leider sind diese Arme zum einen kräftig genug, mich zu halten, zum anderen umschließen sie meinen Brustkorb vollständig.
Ich hänge also zappelnd und fauchend in der Luft und versuche mich mit gezielten Tritten zur Wehr zu setzen. So leicht kriegt ihr mich nicht! Außerdem drehe und wende ich meinen Oberkörper wie ein Fisch auf dem Trockenen. Doch es nützt nichts. Mann hält mich fest und zieht mich von dem am Boden Liegenden weg. Worte dringen an mein Ohr, ihr Tonfall soll wohl beruhigend sein, doch ich weigere mich einfach sie zuzulassen. Natürlich – erst wollt ihr mich vernichten und dann wundert ihr euch, wenn ich mich wehre, oder was?
„ Christina.“ Die Nennung meines Namens bohrt sich wie ein weißer Lichtkegel durch die roten Wutschlieren vor meinen Augen.
„ Alles wird gut.“
Genau! In einem letzten Aufbäumen versuche ich meinen Kopf nach hinten zu werfen, treffe jedoch ins Leere.
„ Hör auf. Du tust dir nur selber weh!“
„ Als ob du das nicht wolltest“, presse ich zwischen meinen Lippen hervor. „Dann könnt ihr mich schneller erledigen!“
Der Griff lockert sich nicht einen Millimeter um meinen Brustkorb und langsam werde ich kurzatmig. Zumindest muss es für denjenigen, der mich hält, so aussehen. In Wahrheit lassen nur langsam die Kraft und die Energie nach, die mich während eines Kampfes aufputschen. Einen Blick über das Deck werfend erkenne ich langsam wieder mehr als nur Schatten und „Beute“!
Der junge Mann mit dem Hammer blutet aus der Nase und sein Gesicht ist übel angeschwollen. Sehr gut, anscheinend habe ich ihm das Nasenbein gebrochen. Er lehnt benebelt an der Reling und sieht absolut nicht glücklich aus. Frisk kniet neben ihm und redet beruhigend auf ihn ein. Ich schnaube noch einmal wie ein gereiztes Tier und dann lassen meine Anstrengungen langsam nach.
„ Gut so. Beruhige dich. Es gibt nichts, wovor du Angst haben musst.“ Alex’ Stimme – also hält er mich fest. Verdammt, wo hat er plötzlich diese Kraft her? Morgan hätte ich das ja noch zugetraut, aber Alex? Man lernt halt nie aus.
Mr. Morgan hockt neben dem älteren Mann, während der langsam wieder zu sich kommt. „Ich vermute, er hat eine leichte Gehirnerschütterung“, verkündet er und ruft über Funk das Sanitätsteam.
„ Das ist noch viel zu gut für ihn“, knurre ich und versuche mich erneut aus dem Klammergriff zu befreien.
„ Oh nein, du bleibst schön hier“, höre ich Alex an meinem Ohr.
„ Warum, damit du mich den Jägern ausliefern kannst?“, knurre ich zurück und ernte dafür ein kleines Lachen. „Du findest das also witzig, ja?“
Der Griff um mich lockert sich und ich reagiere sofort. In einer gekonnten Drehung will ich mich von ihm losreißen. Doch er reagiert erneut und ebenfalls erstaunlich schnell, und so finde ich mich in einem neuen Klammergriff wieder. Dieses Mal jedoch Angesicht zu Angesicht ihm gegenüber.
Seine seltsam warmen Augen fixieren mich. „Ich lasse dich nicht mehr los – komme, was da wolle“, sagt er ruhig und diese Ruhe macht mich erneut rasend.
„ Ach so – und was, wenn ich dir die Kehle herausreiße?“
Er schmunzelt. Na, der hat Nerven – dafür, dass ich in dieser Position meine Drohung durchaus wahr machen könnte.
„ Ich glaube dir, dass du das kannst. Aber du wirst es nicht tun.“
Ich sehe ihn gebannt an. „Und warum sollte ich das nicht tun?“
Er erwidert meinen Blick und ich kann seinen nur deuten. „Aus zwei guten Gründen.“
„ Ach
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