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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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Nase ist verschlossen für mich. Misstrauisch beäuge ich ihn wie ein Insekt unter dem Mikroskop. Ich könnte versuchen, tiefer in ihn einzudringen, doch das würde mich noch mehr Kraft und gerade eine ungemeine Konzentration kosten. Also belasse ich es dabei – vorerst.
    Ich entspanne mich vorsichtig und mache einen Schritt von Alex weg.
    Frisk sieht mich nach wie vor verwirrt an. „Wollten Sie sich wirklich von der Balustrade stürzen?“ Ich nicke entschlossen und sein Gesicht wird blass.
    Alex tritt neben mich. „Davon will ich nichts mehr hören.“
    Ich will zu einer heftigen Erwiderung ansetzen. Etwas wie „Na, dann werde du doch mal von zwei Jägern enttarnt und verfolgt“ , dann verkneife ich es mir jedoch. Er würde es sowieso nicht verstehen.
    Frisk will mir die Hand reichen, doch Morgan schiebt sich zwischen uns. Eine nette Geste. Ich rutsche dadurch ebenfalls einen Schritt zurück, was mich wieder an Alex’ Brust drängt. Ungewollt zwar, dennoch nicht unwillkommen.
    Frisk zieht die Hand zurück. „Wie gesagt, es tut uns wahnsinnig leid.“ Dann grinst er mich an. „Sie haben Ihre Rolle allerdings perfekt gespielt.“
    „ Herzlichen Dank“, gebe ich an Alex’ Brust gepresst zurück. Es scheint als wolle mich dieser nicht mehr loslassen.
    „ Ich nehme an, Sie haben keine Lust mehr, noch eine Szene zu spielen, oder?“ Er zwinkert mir zu.
    „ Nein, das habe ich nicht!“, knurre ich und Frisk zieht sich zurück.
    „ Es war ja auch nur eine Überlegung.“
     
    Mr. Morgan wendet sich ebenfalls zum Gehen. „Miss Ashton“, grüßt er noch einmal zum Abschied und Frisk ruft den letzten der beiden Schauspieler zu sich.
    „ Ich denke, Sie sollten sich auch bei der Dame entschuldigen“, weist er diesen schroff zurecht. Irre ich mich, oder wollte der sich klammheimlich verdrücken?
    „ Aber sie hat mir die Nase gebrochen“, nuschelt dieser.
    „ Und das wundert Sie?“ Das ist das erste Mal, dass Mr. Morgan wirklich laut wird.
    „ Sie und Ihr Kollege haben den Bogen überspannt, als Sie die Dame angegriffen haben. Spätestens hier oben hätten Sie sehen müssen, dass es sich nicht um Ihre Kollegin handelt.“
    Betreten schaut er zu Boden. „Das war Zachs Schuld.“ Aha, Zach scheint der Vorname des anderen Mannes zu sein.
    „ Die Dame hat sich nur verteidigt, wenn auch sehr außergewöhnlich, wie ich betonen möchte.“ Er mustert mich eindringlich und ich kann die Erleichterung in seinem Geist beinahe spüren, als er daran denkt, dass unsere Reise übermorgen Nacht zu Ende sein wird.
    „ Es war reine Notwehr“, gebe ich zu bedenken und Alex bestätigt: „Das sehe ich auch so.“ Es ist schon praktisch, seinen eigenen Anwalt dabeizuhaben.
    Betreten tritt der Darsteller vor mich hin: „Es tut uns sehr leid, Miss.“
    „ Schon gut.“
    Er reicht mir seine Hand und auf dem Handrücken erkenne ich die Reste eines Brandings.
    Beinahe wäre ich zurückgeschreckt, denn die Muster weisen eindeutig auf Symbole von echten Vampirjägern hin. Das erklärt dann wenigstens die Kraft, die das Kreuz ausstrahlte – und beider Fanatismus. Von wegen Schauspielerei! Ich habe also doch nicht überreagiert – wie gut, wenigstens das zu wissen. Sie verabschieden sich und Alex und ich bleiben alleine auf Deck 13 zurück.
    Tadelnd sieht er mich an. „Wolltest du dich wirklich hier hinunterstürzen?“ Schaudernd wirft er einen Blick über die Reling. „Wir sind zwar kurz vor England, aber das halte ich dann doch für eine überstürzte Reaktion.“
    „ Wären es echte Jäger gewesen, wäre mir gar nichts anderes übrig geblieben“, erkläre ich sachlich.
    „ Du nimmst diese ganze Vampirsache ja sehr ernst.“
    Ich nicke nur abwesend. „Lass uns bitte reingehen. Ich will aus diesen Kleidern raus, duschen und dann reden wir, okay?“ Außerdem muss ich noch telefonieren.
    „ Einverstanden, aber nur unter der Bedingung, dass ich mir auch etwas Bequemeres anziehen darf.“
    Ich nicke. „Gleiches Recht für alle.“
    „ Wunderbar“, strahlt er und wir machen uns auf den Weg hinunter zur Windsdon Suite. Auf dem Weg dorthin halte ich nach Frisk und seinem Angestellten Ausschau, doch beide sind wie vom Erdboden verschluckt.
     
    Fay ist noch wach und sitzt eingemummelt in eine Decke auf der Couch vor dem Fernseher. Sie hat ihr Haar in einen lockeren Pferdeschwanz gebunden und eine Antifaltenmaske oder etwas Ähnliches aufgetragen. Taktvoll bleibe ich im Eingang der Suite stehen.
    „ Guten Abend, Fay“,

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