Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
Vom Netzwerk:
meine eigene zurück traue. Mittlerweile habe ich viele verschiedene Möglichkeiten in Betracht gezogen und wieder verworfen. Ich könnte Mr. Morgan ganz offen anrufen und um Hilfe bitten – aber was, wenn er mit den Jägern unter einer Decke steckt. Es ist ja immerhin sein Schiff.
    Ich könnte Alex eine Nachricht hinterlassen, wo ich bin, aber was, wenn sie ihn verfolgen? Ich könnte mich zu Cindy hinabschleichen und dort den Tag verbringen, aber was, wenn sie zurückkommt und eine vermeintliche Leiche in ihrem Zimmer findet? Solche und andere Szenarien versuche ich mir immer und immer wieder auszudenken, aber keines passt. Es bleibt nur ein Ausweg, ganz so wie Jason es gesagt hat: Ich muss zurück in meine Kabine, den Pass und vielleicht ein paar Kleinigkeiten holen und dann so schnell wie möglich wieder verschwinden, um hier auszuharren bis das Schiff anlegt.
    Nun, so sei es.
     
    So unauffällig wie möglich versuche ich mich die drei Decks hinunter zu meiner Kabine zu schleichen, um den Plan auszuführen. Auf der Treppe sind keine Schritte zu hören, dennoch habe ich plötzlich das unbestimmte Gefühl, dass mir jemand auf den Fersen ist. Einen Moment orientiere ich mich und beschließe dann doch nicht hinunterzugehen, sondern noch einmal die letzte Treppe hinauf auf Deck 13 zu nehmen. Sicher ist sicher.
    Schnellen Schrittes eile ich vorwärts und bin froh, nicht mehr den langen Rock anzuhaben. Treppensteigen ist in dem Ding fast gar nicht machbar. Gerade als ich den Treppenabsatz, erreiche, biegt hinter mir ein kleiner Trupp Menschen aus dem Eingang zu den Fahrstühlen. Zwei davon erkenne ich sofort und das treibt mich zu neuem Schwung an.
    Allerdings schlage ich die falsche Richtung ein, denn hier auf Deck 13 ist Schluss. Eine geeignete Deckung finde ich hier auch nicht. Nur das leere und mit Eiskristallen überzogene Sonnendeck, die Sportgeräte und die Außenwände der Brücke. Ich sitze tatsächlich in der Falle. Na gut. Mich in die Schatten der hintersten Ecke des Sonnendecks zurückziehend, erwarte ich meine Verfolger.
    Da sind sie auch schon. Fünf Männer kommen suchend auf das Deck. Zwei davon die Jäger, einer ist Mr. Morgan, einer Alex und den Letzten kenne ich nicht. Alex macht also gemeinsame Sache mit den Jägern. Wie gut, dass ich das jetzt erkannt habe. Das hätte sonst böse ins Auge gehen können.
    „ Miss Ashton, sind Sie hier?“, ruft Mr. Morgan. „Zeigen Sie sich, es ist alles ein Missverständnis.“
    Oh ja, ganz bestimmt. Und dass die Menschen während der Französischen Revolution ihren Kopf verloren haben, war auch nur ein Missverständnis.
    „ Komm raus, Kreatur“, intoniert der ältere Jäger.
    „ Das hilft uns nicht, Simmons“, bemerkt Alex – nein, ab jetzt wieder Mr. von Hohenau. Völlig ob ich den Namen richtig ausspreche oder nicht!
    „ Ich wollte doch nur helfen“, mokiert sich der als Simmons Angesprochene und wendet sich in meine Richtung. Ich presse mich weiter in den Schatten und warte. Ob er mich gesehen hat? Nach einem Moment zieht er sich zurück. „Ich glaube, hier ist sie nicht.“
    Der mir unbekannte Mann wendet sich an Mr. von Hohenau. „Sind Sie sicher, sie hier gesehen zu haben?“
    „ Ganz sicher.“ Gespielte Unruhe liegt in seiner Stimme. Verräter!
    „ Lassen Sie uns gehen“, beschließt Mr. Morgan. „Weit kann sie ja nicht kommen.“
    „ Sie müssen sie finden, hören Sie!“ Wieder Al… Mr. von Hohenau. Genau, und dann ab mit ihrem Kopf!
    Die Männer wenden sich ab und ich mache eine kleine Bewegung zur Seite. Dabei verheddert sich meine Stiefelspitze an irgendeiner Kante und ich stürze hin. Verflucht nochmal!
    Natürlich haben sie es gehört, denn sie drehen sich um und kommen nun direkt auf die Ecke zu, in der ich mich verborgen habe.
    „ Christina?“ Alex kommt als erster auf mich zu, die Hände von sich gestreckt.
    „ Fass mich nicht an!“, zische ich ihn an und unmissverständlich stehen meine Fangzähne hervor. Wie weit ist denn das verdammte Festland noch weg? Vielleicht kann ich das ja doch noch schwimmen?
    „ Christina, bitte. Es ist nur ein Missverständnis.“ Langsam schließen sie ihre Reihen und kommen immer näher.
    „ Bleibt stehen, oder …“ Umständlich klettere ich auf die Absperrung, die mich notfalls über die Reling tragen würde. Aber alles ist besser als von Jägern erwischt zu werden.
    „ Um Gottes Willen, Christina. Komm da runter!“ Blanke Panik liegt in Alex’ Stimme. Gut gespielt, wirklich gut

Weitere Kostenlose Bücher