Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)
ihn. Ja, spinne ich denn?
Da hat sich Fay wohl grandios geirrt – und ich dumme Kuh habe ihr auch noch geraten sich kolossal zu verlieben. Empört und auch ein bisschen gekränkt sehe ich zu, wie er ein Taxi herbeiruft. Im Aufblitzen der Scheinwerfer erkenne ich, wie sehr er sich freut, die beiden „Damen“ wiederzusehen. Dafür brauche ich auch keine geschärften Sinne. Das erkenne ich so!
Das darf doch wohl alles nicht wahr sein! Es ist ja wohl etwas anderes, sich um Ben zu kümmern und sich einer Frau und Kind gleich an den Hals zu werfen. Wo sind wir hier eigentlich? Voller Wut und kalter Enttäuschung eile ich auf meinen großen Koffer zu und reiße wahllos alles heraus, bis ich die kleine Schachtel mit dem angeblichen Antidot gefunden habe.
Damit kehre ich zum Balkon zurück und blicke noch einmal hinunter. Die Frau und das Kind sind fort, nur das Gepäck steht noch da und wird in die Limousine gepackt. Alex steht da noch, aber er sieht nicht glücklich aus. Wie gehetzt wirft er einen Blick auf die teils dunklen, teils erhellten Kabinen auf meinem Deck.
Kalte Berechnung überkommt mich und mit einer kleinen Bewegung lasse ich die Phiole mit dem Antidot fallen. Egal, ob es jetzt Wasser war oder nicht. Allein der Gedanke an die Genugtuung dieser kleinen Tat hilft mir, meinen unbändig aufkommenden Zorn zu zügeln. Viele, viele Meter unter mir zerschellt sie mit einem leisen Klirren auf dem Rand des Kais. Die Flüssigkeit im Inneren tritt schnell aus und versickert teils im Boden, teils läuft sie auf das Wasser unter ihr zu.
Tja, das war wohl nichts.
Frustriert werfe ich mich aufs Bett und ziehe mir die Decke über den Kopf. Zur Hölle mit all den Männern! Gerade als ich mich ein wenig beruhigt habe und mir die wohlverdiente Ruhe gönnen will, klopft es an meiner Tür.
„ Ja?“, gebe ich genervt und äußerst gereizt zurück.
„ Miss Ashton?“ Es ist Sully. „Hier ist jemand, der Sie sprechen möchte.”
Und wenn der Papst selbst vor der Tür stehen würde, ich mache jetzt nicht auf!
Als ich nicht reagiere, kommt zum Klopfen noch eine weibliche Stimme dazu. „Lassen Sie mich das machen. Miss Ashton? Hier ist Nicole.“
Ich schieße hoch. Ach ja –Mist. Die . Mit schnellen Schritten öffne ich die Tür und stehe vor einer jungen, attraktiven Frau Mitte 30. Sie trägt einen Business-Anzug und lächelt mir zu. „Guten Morgen, Madam.“
„ Guten Morgen“, brumme ich zurück.
„ Darf ich eintreten?“ Sie schenkt mir ein Lächeln und ich nicke, einen Schritt zur Seite machend.
Danach wende ich mich an Sully. „Vielen Dank. Ich kenne die Dame.“
Er nickt und wendet sich zum Gehen um, während ich die Tür zufallen lasse.
„ Du bist also Nicole?“ Ich duze sie einfach, denn für andere Etiketteregeln habe ich jetzt kein Feingefühl.
„ So ist es, Madam.“
Ich rolle mit den Augen und ziehe mich aufs Bett zurück, während sie die Kabine eingehend untersucht. Nach einer Weile ist sie fertig und sieht recht zufrieden aus. Mit einem freundlichen Lächeln wendet sie sich an mich.
„ Vielen Dank. Wenn Sie es wünschen, lasse ich Sie jetzt alleine und nehme die Bordkarte mit, um später zurückkommen zu können.“ Ich nicke. „Mr. Fitzgerald lässt Sie grüßen und ich soll Ihnen das hier geben.“ Damit greift sie in eine Tasche und holt einen dünnen Aktenordner heraus. „Er sagte, Sie würden den Inhalt interessant finden.“
Mit spitzen Fingern greife ich nach der Akte und werfe einen Blick hinein. Sie enthält verschiedene Informationen zu genau einem Mann: Alex. Merkwürdig aufgewühlt starre ich die Unterlagen an. Nicole tritt taktvoll einen Schritt beiseite.
„ Ich werde mich nun auf dem Schiff umsehen, wenn es Ihnen nichts ausmacht.“
„ Ganz und gar nicht.“ Langsam vertiefe ich mich in die Unterlagen, dabei auf das Bett sinkend.
„ Sie brauchen sich nicht mehr zu fürchten, Madam. Ich habe klare Anweisungen erhalten und an die halte ich mich.“
Wie? Was? Fürchten? Ich? Wieso?
Sie zwinkert mir zu und verlässt leise die Suite. Ich weiß nicht, aber irgendwie mag ich sie.
05.01.
55. Wahrheit
„ Woke up – still in a dream, nothing's the same, can't pronounce my name. I open my mouth words come out that make no sense for a stranger's ear. In a foreign language in a foreign land now I'm an alien on a different planet it makes it clear – I understand we are all strangers – in a foreign land… “
Immer und immer wieder
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