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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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tut. Durch halbgeöffnete Lider erfasse ich die Uhrzeit. Kurz nach sieben Uhr und weder eine Spur, noch eine Nachricht von Alex.
    „ Life could be a dream, sweetheart …“
     
    Als ich wieder zu mir komme, drängen sich zwei Dinge nach und nach in mein Bewusstsein. Zum einen hat das Schiff wieder Fahrt aufgenommen, denn der mächtige Motor schickt erneut leichte Bewegungen durch den Schiffsrumpf. Das alleine müsste mich zufrieden stimmen, denn es kündet davon, dass auch ich endlich von dem verdammten Kahn herunterkomme.
    Doch dann steigt mir ein Geruch in die Nase und wie von der Tarantel gestochen fahre ich hoch. Neben mir befindet sich Alex’ Körper! Schlafend! Er ist zurückgekehrt, flammt es durch meinen Kopf. Er ist wieder zurückgekehrt. Ich springe auf und sehe mich um. Doch wir sind alleine, kein Funken von Nicole ist zu finden. Auch die Akte vom Esstisch ist fort. Aha? Na, das nenne ich mal eine Leibwächterin.
    Auf der anderen Seite ist es mir recht, dass sie nicht hört, was Alex und ich uns eventuell zu sagen haben. Erleichtert lege ich mich zurück ins Bett und betrachte ihn, wie er da so liegt und schläft. Mein Aufspringen hat ihn anscheinend nicht gestört. Gerade will ich mich an ihn kuscheln, als ich bemerke, wie merkwürdig unbeweglich er daliegt. Etwas stimmt nicht.
    Ich beuge mich vor und berühre ihn kurzerhand, dann trifft mich die Erkenntnis. Er schläft nicht – er stirbt! Seine Atmung ist sehr flach, die Haut blass. Auch fühlt er sich kühl an. Ein nächster Handgriff – er hat kaum noch einen Puls! „Das Gift“, schießt es mir durch den Kopf. Das Zeug hat doch gewirkt – und das verdammt schnell! Das habe ich ja toll hingekriegt!
    Seinen Kopf in meinen Schoß bettend versuche ich ihn wachzurütteln, doch er reagiert nicht mehr darauf. Auf einen Schmerzreiz hin öffnet er nur kurz seine Lider, doch sein Blick geht glasig durch mich hindurch und sieht in eine andere Welt! Das verdammte Gift ist schon dabei, ihn aus dieser Welt hinwegzubefördern – und ich habe das Antidot weggeworfen.
    „ Nicole?“, rufe ich zaghaft, dann lauter: „Nicole!“ Ach, wie dumm, sie ist ja nicht hier. Also anders: NICOLE! Wenn dieser Ruf nicht die Bordwand durchdringt und bis zum Meeresboden zu hören ist, weiß ich auch nicht.
    Langsam bette ich Alex um, die Augen tränenverhangen. Das hier habe ich so richtig versaut!
    „ Alex“, flüstere ich und ziehe den schlaffen Körper an mich. Wie konnte ich nur so dumm sein?! Ausgerechnet bei dem einen Menschen, der mir tatsächlich etwas zu bedeuten begann, lasse ich meine Grundsätze fallen und ihn dadurch beinahe sterben. Selbst Ben habe ich nicht aus dieser Welt befördert, und der hätte es wirklich verdient. Es ist einfach ungerecht: Er ist zu mir zurückgekommen! Und ich bin gerade rechtzeitig erwacht, um ihn sterben zu sehen!
     
    Denk! Denk! Denk nach, Christina! Ich raufe mir die Haare und dabei rollt eine kleine Träne über mein Gesicht und landet blutig auf seiner Wange! Wie ein rotes Mahnmal erblüht sie dort, bevor sie weiterläuft. Ich bin wie vom Donner gerührt! Natürlich, das ist die einzige Lösung. Das muss sie einfach sein!
    In einem Auffauchen kommen meine Fangzähne zum Vorschein und ich reiße mir das linke Handgelenk auf. Es tut nicht einmal mehr weh. Mein Blut leuchtet mir entgegen und kurzerhand presse ich es ihm auf den Mund. Wie es seine Art ist, schäumt es nicht, sondern hat die Konsistenz von dickem Honig. Zum Glück setzt der Schluckreflex ein und ich atme ein wenig auf. Ohne diesen würde sich die Wunde binnen kurzer Zeit von selbst schließen und dann stünde ich hier mit meinem Talent – und einer Leiche. Nicht dran denken! Langsam, ganz langsam verliere ich meine Lebenskraft an ihn. Wie viel wird er brauchen? Egal.
    Natürlich überlege ich kurz, ob ich ihn damit umwandle, bis mir einfällt, dass er ja sein eigenes Blut noch hat und dies nicht durch meins ersetzt wird. Diese Gefahr besteht also glücklicherweise nicht. Ich habe keinen Nachkommen in dieser Nacht erschaffen, aber hoffentlich sein Leben gerettet. Vorsichtig betrachte ich sein Gesicht. Noch zeigt meine Kraft, die nun schneller aus mir herausfließt, keine Wirkung. Habe Geduld!
    Wenige Augenblicke später reißt er flatternd die Lider auf und starrt mich an. Der Blick trübe, ohne Fokus, aber dem Diesseits schon wieder ein Stück näher. Na endlich! Schwach will er mich wegstoßen, doch ich presse weiter mein Handgelenk auf seinen Mund.
    „ Du

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