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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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ein.“
    Ich lächele ihn an. „Bilde ich mir das auch nur ein?“
    Er sieht mich an und schwankt kurz zwischen Faszination und abstoßendem Ekel. Schlussendlich entscheidet er sich für schallendes Gelächter. „Du hast selbst gesagt, dass sie dir ein Zahnarzt angepasst hat.“
    Ich stehe auf und lasse sie wieder verschwinden.
    „ Faszinierend, wirklich faszinierend“, gibt er von sich. „Gibt es da noch etwas, was ich wissen sollte?“
    Mit zwei schnellen Schritten komme ich auf ihn zu und hole dabei die Phiole mit dem Gift aus meiner Tasche.
    Er sieht sie verwirrt an. „Was ist das?“
    Ernst sehe ich ihn an. „Das ist ein Gift, das mir eine sehr alte Bekannte geschenkt hat.“
    Er stutzt. „Ein Gift?“ Ich nicke. „Und was hast du damit vor? Willst du es mir in den Wein geben, damit ich dir glaube?“ Er sieht verärgert aus. „Was ist das, ein Halluzinogen?“
    Ich lege den Kopf leicht schief. „Nein, leider nicht.“
    Ein Gewitter brodelt sich in seinen sonst so faszinierenden Augen zusammen. „Hör zu“, beginnt er. „Es reicht. Das Maß ist wirklich voll!“ Standhaft begegne ich seinem Blick. „Ich war bereit, dir den Raum zu geben, den du brauchst, und du kommst mir mit absurden Ammenmärchen!“ Er riecht wahnsinnig gut, wenn sein Adrenalinspiegel ansteigt.
    „ Wenn das alles Ammenmärchen sind, dann ist die Flüssigkeit hier drin harmlos“, gebe ich zurück und etwas zuckt in seinem Gesicht.
    „ Also schön. Damit das ein Ende hat.“ Er nimmt mir die Phiole aus der Hand, öffnet den Deckel und riecht daran. „Es riecht wie altes Wasser.“ Er wird doch nicht? Bevor ich ihn davon abhalten kann, stürzt er den Inhalt und den Rest seines Weines hinunter. Prüfend taxiert er mich.
    „ Das hättest du nicht tun sollen.“ Alarmiert warte ich auf erste Anzeichen. Irgendetwas, das mir zeigt, dass ihm nichts passiert ist.
    „ Ich spüre rein gar nichts“, erklärt er und ich bin immer noch sprachlos, denn just in diesem Moment geht mir auf, dass ich keine Ahnung habe, wann und wie das Zeug tatsächlich wirkt – wenn es denn wirkt.
    „ Nanu, so sprachlos?“ Er sieht mich schief, aber auch spitzbübisch an. „Habe ich deinen Test bestanden?“
    Ich verstehe nicht. „Meinen Test?“
    Er rückt sich kurz seine Brille zurecht. „Du hast das alles also ernst gemeint und ich habe mich gerade vergiftet.“ Ich kann nur stumm nicken. „Das wäre fatal.“ Sein Tonfall lässt jedoch nicht erkennen, dass er diese Worte auch ernst meint. Er hält es tatsächlich für den Teil eines Spiels!
    „ Allerdings.“ Mein Tonfall lässt keine andere Assoziation erkennen als die pure Angst um ihn. „Das Bad ist da hinten.“
    „ Das Bad?“ Verwundert sieht er mich an und ich werde immer nervöser.
    „ Ja, damit du dich erbrechen kannst.“
    „ Damit ich was?“
    „ Erbrechen, Alex.“
    Er sieht mich an, als ob ich den Verstand verloren hätte. „Warum sollte ich das tun?“ Ja, warum?
    „ Weil ich wirklich nicht weiß, wie das Zeug wirkt!“
    Er sieht mich noch einmal auf die ihm eigene Art an. „Das ist dir wirklich wichtig?“
    „ Ja!“
    Er macht einen leichten Schritt in die angegebene Richtung.
    „ Ich kann dich auch dazu zwingen.“
    Jetzt ernte ich einen wirklich skeptischen Blick. „Also schön. Wenn es dir dann besser geht.“ Er verschwindet in Richtung Badezimmer, schließt die Tür hinter sich und ich bin erleichtert. In der Zeit, die er braucht, bis er wiederkommt, ringe ich mit mir, wie ich am besten vorgehen soll. Was sagen? Wie ihm die Dinge begreiflich machen? Endlich kommt er zurück und hinter ihm rauscht das Wasser der Toilettenspülung.
    Erleichtert sehe ich ihn an. „Danke.“
    Er nickt, setzt sich auf seinen ursprünglichen Platz und beäugt noch einmal die Phiole; dann zuckt er mit den Schultern. „Weißt du was?“ Ich sehe ihn nur an. „Ich denke, da bist du einem Bären aufgesessen.“
    „ Hä?“ ist das Einzige, was ich herausbekomme.
    Er schenkt mir ein strahlendes Lächeln. „Du hast doch gesagt, die Phiole und der Inhalt seien sehr alt, oder?“
    Ich nicke. „So hat man mir das gesagt.“
    Er lächelt wieder und hält sie mir hin. „Warum sind dann keine Staubspuren oder andere Ablagerungsränder darin?“
    Ich betrachte sie genauer. Er hat recht. Beides kann ich nicht erkennen. Aber das kann doch nicht …
    „ Siehst du – man hat dir einen Bären aufgebunden.“ Er legt die Phiole beiseite und schließt mich in seine Arme. „Und jetzt Schluss mit

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