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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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trinkst das jetzt, sonst wirst du sterben“, schreie ich ihn an. Dabei bewege ich mich, so dass wir verrutschen und ich ihn verliere. Er spuckt kurz aus, hustet und will sich zur Seite drehen. Nichts da! Er ist noch nicht über den Berg.
    Wieder bekomme ich ihn zu fassen und presse ihm wieder mein Handgelenk auf den Mund. Ich spüre, wie meine Kraft durch die Wunde entweicht, Schluck um Schluck auf ihn übergeht. Sein Blick wird langsam klarer und der gewohnte Glanz kehrt in die goldenen Pupillen zurück. Jetzt sieht er mich an und Verwunderung, Entsetzen, Ekel und tausend andere Dinge stehen darin. Er lässt von mir ab.
    „ Wirst du wohl …!“, entfährt es mir.
    In seinen Augen blitzt Widerwillen auf, doch er trinkt gehorsam weiter.
    „ Ich erkläre dir das alles später, jetzt trink, trink, damit du überlebst. Hörst du?“
    Meine Kräfte schwinden. Immer weiter ergießt sich der Strom, immer weiter. Mühsam unterdrücke ich den zehrenden Wunsch, die Hand einfach wegzuziehen und die Wunde zu schließen, die ich mir selbst zugefügt habe. Aber ich kann nicht aufhören. Nicht bevor ich sicher bin, dass Alex überlebt! Doch es zehrt mich aus, reißt an mir, ich bin schon weiter gegangen, als ich es dürfte, weiter, als ich es jemals für möglich gehalten hätte. Zu weit? Schwäche überkommt mich und ich erkenne sie wieder. Beinahe so habe ich mich gefühlt, wenn ich Jason damals von mir gegeben habe.
    Schließlich, keine Minute zu früh, sickert mein Blut nur noch tröpfchenweise aus der Wunde. Mein Körper hat meinen Geist einfach überrumpelt. Das war’s. Mehr kann ich nicht tun. Benommen ziehe ich das Handgelenk fort und kippe einfach wie eine lebende Puppe zur Seite. Schmerzkaskaden durchzucken meinen Körper und von überall wird nach meinem fehlenden Lebenssaft geschrien. Doch da ist nichts mehr, was ich verteilen könnte. In meinem Kopf spuckt die Jukebox dissonante Töne aus, die einem ganzen Heer von Black-Metal-Drummern Gesellschaft leisten. In all dem Getöse jedoch die unverkennbare und doch beinahe unhörbare Stimme eines kleinen Mädchens: „Verlass mich nicht. Bitte, bitte, verlass mich nicht!“ Unvermutet verstummt alles und das kleine Mädchen trällert die unverkennbare Melodie eines uralten Kinderreims, dann empfängt mich gnädige Schwärze.
     
    Als ich zu mir komme, finde ich Nicole an meiner Seite, die sich gerade vom Bett zurückzieht und sich den Arm verbindet. Sie sieht mich vorwurfsvoll an.
    Mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen krächze ich ein: „Soll ich …?“
    Sie schnaubt leise, nestelt dann aber den Verband ab und lässt mich die Wunde schließen. Sie besteht aus einem tiefen Schnitt und ist präzise ausgeführt. Mit einem leichten Kopfschütteln zieht sie sich zurück und murmelt etwas wie „Da ist man mal fünf Minuten nicht da“. Es klingt ärgerlich, doch ich kann ihre Sorge dahinter spüren.
    „ Ich sage nichts, wenn Sie nichts sagen.“
    Sie schnaubt. „Als ob ich etwas vor ihm verheimlichen könnte.“ Na gut, so gesehen.
    „ Ich werde ihm sagen, dass es nicht Ihre Schuld war.“
    „ Ich bitte darum.“ Sie betrachtet mich noch eine Weile. „Kann ich mich zurückziehen?“ Dabei bemerke ich, dass ihre Garderobe in Unordnung ist und sie selbst einen aufgewühlten Eindruck hinterlässt.
    Ich richte mich auf und nicke. „Ja, vielen Dank.“
    Sie packt ein paar Sachen zusammen und ist in weniger als zwei Augenblicken diskret aus der Kabine verschwunden.
    Erleichtert lasse ich mich zurücksinken und horche in mich hinein. Ja, alles funktioniert wieder und schwach bemerke ich den Wiederhall einer starken Präsenz in mir. Sie muss einen Teil Jasons in sich getragen haben und dieser ist nun auf mich übergegangen. Das erleichtert die Sache. Gerade als ich für einen Moment die Augen schließen und mich sammeln will, räuspert sich jemand neben mir.
    Ich fahre auf und drehe mich um. Neben mir liegt Alex, den Kopf auf einen Arm gestützt, und sieht mich mit einem seltsamen Blick an. „So, du bist also wirklich ein leibhaftiger Vampir.“ Es ist eine rein sachliche Feststellung. Ich nicke betreten. „Ich würde es nicht glauben, wenn ich es nicht selbst erlebt und gesehen hätte.“ Ich weiß nicht genau, was ich dazu sagen soll. „Erst dachte ich, du wärst tot, so kalt und leblos hast du dagelegen. In meinem Mund schmeckte es nach Blut, was ich anfangs nicht glauben konnte.“ Seine Stimme ist belegt. „Dann kam diese Frau dazu und hat sich selbst

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