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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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bei Ihnen da drinnen?“
    Ich rappele mich mühsam auf. Sully? Wer zum Teufel …? Doch dann erinnere ich mich. Sully ist mein persönlicher Butler, der zu dieser Suite gehört. Richtig. Ich bin gar nicht zu Hause, sondern auf einem Boot, das gerade den Ozean in Richtung Europa überquert. Okay, ein ziemlich großes und ziemlich luxuriöses Boot. Das Klopfen wird jetzt intensiver.
    „ Miss Ashton?“
    „ Ja doch“, flüstere ich mit rauer Stimme, während sich meine Gedanken so langsam wie Schnecken in meinem vernebelten Kopf bewegen.
    Schwerfällig stehe ich auf und schlurfe zur Tür um sie zu öffnen. In dem Moment, in dem Sully von außen ein freundlich bestimmtes „Miss Ashton? Ich komme jetzt herein!“, von sich gibt, erreiche ich die Tür. Sie gibt nur ein unspektakuläres leises Ploppen von sich, als sich die Verriegelung löst und die Tür aufschwingt. Nur knapp kann ich ihr ausweichen und stehe nun dem aufgelöst wirkenden Servicemenschen gegenüber. Irritiert registriere ich, dass er verdammt gut riecht und noch viel besser aussieht.
    „ Miss Ashton …?“ Sein Ton und sein Gesichtsausdruck verraten für den Bruchteil einer Sekunde, dass ich wohl nicht so blendend aussehe wie er es vielleicht erwartet hatte, doch dann hat er sich wieder unter Kontrolle. „Geht es Ihnen gut?“ Er betritt die Kabine und schließt die Tür hinter sich.
    Ein „Ja, ich würde mich wirklich freuen, wenn Sie hereinkommen würden“ vor mich hin murmelnd ziehe ich mich von der Tür zurück, umrunde ihn und erreiche so das zerwühlte Bett. Dort lasse ich mich erneut schwer fallen und habe sofort das Bedürfnis, mich wieder hinzulegen und einfach die Welt Welt sein zu lassen. Ich blinzele Sully unter schweren Lidern, die einfach nicht aufbleiben wollen, an und erwidere: „Es geht mir gut, Sully. Danke der Nachfrage.“ Ich versuche ein Lächeln, habe aber meine Zähne nicht unter Kontrolle und täusche schnell ein Gähnen vor.
    Er sieht mich erneut irritiert an, ist aber zu höflich etwas zu erwidern. Auch kommentiert er weder die Unordnung des letzten Abends in meiner Kabine noch meinen fast unbekleideten Zustand. Es kostet mich eine Menge willentliche Anstrengung, doch ich widerstehe dem fast überwältigenden Drang einfach die Augen zu schließen. Erst muss ich Sully loswerden, vor allem da sich ein leises Hungergefühl in mir ausbreitet.
    Ich schlinge den Stoff des Bademantels enger um mich. Mehr um Sully einen Gefallen zu tun als mir, denn nackte Haut hat durchaus ihren Reiz. Vor allem wenn sie so durchscheinend ist wie meine und man jeder Ader nachspüren kann. Gewaltsam reiße ich meinen Blick von Sullys Hals los, zu dem er unwillkürlich gewandert ist.
    „ Also, Sully. Warum stören Sie mich?“ Höflichkeit ist jetzt wirklich zu viel von mir verlangt, finde ich, zumal die Konturen des Raumes sich erneut langsam aufzulösen beginnen. Verdammt – wie spät ist es eigentlich? Während ich eine Uhr suche, beginnt Sully zu sprechen und ich habe die Erklärung für mein Aufmerksamkeitsdefizit.
    „ Verzeihen Sie, Miss Ashton, aber das Zimmermädchen hat mich gerufen, da es Ihnen nicht gut zu gehen schien.“ Er räuspert sich verlegen.
    „ Das Zimmermädchen?“, verständnislos starre ich ihn an und er weicht meinem Blick aus. „Ich weiß ja, dass Sie die Anweisung gegeben hatten, Sie tagsüber nicht zu stören …“ Langsam dämmert es mir. „Ich meine, Sie hatten sich in diesem Punkt wirklich nicht unmissverständlich ausgedrückt, aber …“, er hüstelt verlegen und betrachtet die Spitzen seiner Schuhe.
    „ Ja?“ Mein Geduldsfaden ist kurz, vor allem jetzt, da ich begreife, warum ich mich so elend fühle. Es ist nicht meine natürliche Zeit, denn die Sonne steht noch am Himmel oder zumindest hinter den dicken Vorhängen und jeder Moment kostet mich unglaubliche Kraft. Er muss wie ein Verrückter gegen die Tür geklopft oder sogar lautstark dagegen gehämmert haben, um mich überhaupt aus meiner Totenstarre zu wecken. Außerdem muss noch etwas anderes geschehen sein, dass meinen Gefahreninstinkt erreicht hat, sonst wäre es unmöglich gewesen.
    „ Also“, fährt Sully fort, „eines der neuen Zimmermädchen hat wohl die Anweisung bezüglich Ihrer Kabine nicht gelesen und wollte sie reinigen.“ Mir dämmert, was jetzt kommt. „Sie hat Sie auf dem Bett vorgefunden und versucht, Sie zu wecken. Das arme Ding ist wirklich jung und noch unerfahren, sonst hätte sie sich nicht so täuschen lassen, nicht

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