Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)
sind ja immerhin noch ein paar Nächte.
Ben nimmt meine Hand und drückt einen feuchten Kuss darauf. „Es tut mit wirklich leid und wird nie wieder vorkommen, das verspreche ich feierlich.“ Soweit die Worte, die seinen Mund verlassen. Sein Blick und seine Körpersprache sagen jedoch unmissverständlich: „Zu dir oder zu mir?“
„ Ich nehme Ihre Entschuldigung gerne an und freue mich auf den gemeinsamen Kinoabend“, entgegnet mein Mund, während mein Körper sagt: „Lass es uns herausfinden.“
Ben s „Welchen Film sehen wir uns eigentlich an?“ meint: „Lass mich nicht zu lange warten, ich bin hungrig.“
Felicitas verdreht die Augen. „Ich hoffe, Sie haben einen chinesischen Dokumentarfilm mit mexikanischen Untertiteln gewählt“, spöttelt sie. Eine interessante Idee, leider zu spät. Doch, ich glaube, ich mag Felicitas.
„ Ich bedaure, es ist ‚Moulin Rouge‘.“ In diesem Satz, der ganz an sie gerichtet ist, sollte nichts an geheimer Botschaft mitschwingen, doch Ben hat wohl irgendetwas darin gelesen. Ein breites Grinsen zuckt über sein Gesicht und er zwinkert mir zu. „Eine gute Wahl. Ich freue mich drauf.“ Letzteres ist genauso doppeldeutig gemeint, wie ich es verstehe, und beendet sowohl unsere stumme, als auch unsere verbale Kommunikation.
Felicitas sieht ihm nach und schüttelt erneut den Kopf. „Er ist unverbesserlich, oder?“, raunt sie Alex zu und dieser nickt bestätigend. Wäre ja auch schlimm, wenn nicht denke ich und grinse mein Raubtiergrinsen in mich hinein.
10. Nähere Bekanntschaften
Ben dreht sich noch einmal um, bevor er weiter auf das Britannia Restaurant zusteuert. „Lasst uns das Abendessen zu uns nehmen.“ Ohne weiteren Gruß macht er sich davon. Felicitas schüttelt den Kopf, während Alex mich eingehend mustert.
„ Welch interessantes und aufschlussreiches Gespräch“, ergänzt er nach einer Weile und ich bin mir nicht ganz sicher, was er tatsächlich meint. Egal.
„ Wenn Sie mich entschuldigen wollen, ich möchte die Karten reservieren.“
Er verzieht keine Miene. „Selbstverständlich, Miss Ashton.“
Irre ich mich oder ist da ein ganz feines Lächeln in seinem Gesicht? Beinahe nur ein Phantomlächeln, oder? Will er vielleicht doch noch etwas sagen?
Vorsichtig taste ich seine näheren Gedanken ab. Nichts – einfach nur … Stille. Dieser Mann ist merkwürdig, einfach nur merkwürdig. Vorsichtig taste ich nach Felicitas’ Gedanken und da sind sie. Ein steter Strom, der hinter ihrer Stirn arbeitet. Merkwürdig. Noch viel merkwürdiger ist allerdings, dass meine Alarmsirenen bei Alex’ Stille nicht anspringen. Muss ich das jetzt bewerten oder nachprüfen?
Damit will ich mich jetzt einfach nicht beschäftigen. So – Entscheidung getroffen. Achselzuckend wende ich mich ab und setze dazu an, meine unterbrochene Reservierung wieder aufzunehmen. Plötzlich mischt sich jedoch meine innere Stimme ein und ich drehe mich noch einmal kurz um. Beinahe überrascht über mich selbst, höre ich mich sagen: „Wollen Sie uns vielleicht begleiten? Mr. von Hohenau? Oder Sie, Lady Woodenbrock?“ Irritierte Blicke folgen.
Als erste meldet sie sich zu Wort: „Ach, das ist glaube ich nichts für mich, vielen Dank, und sagen Sie doch Fay zu mir. Das ist zum einen kürzer und mir zum anderen vertrauter.“ Sie lächelt mir aufmunternd zu.
„ Wie Sie wünschen, Fay.“ Ich lächele zurück.
„ Was ist mit dir, Alex? Möchtest du mit ins Kino?“, fragt Fay.
Dieser überlegt einen Moment. „Ich weiß gar nicht worum es dabei geht.“
Jetzt überrascht Fay mich. „Ach, das ist schnell erzählt: Liebe, Hass, Eifersucht, Melodramatik und am Ende stirbt jemand. Zumindest habe ich das gehört.“ Fay zuckt mit den Achseln und ich kann diese unspektakuläre Beschreibung einfach nicht unkommentiert stehen lassen.
„ Der Film hat einen klassischer Spannungsbogen und mehrere sehr komplexe Handlungsebenen.“
Beide starren mich an. „Da spricht die Fachfrau“, schmunzelt Fay, und Alex scheint für einen Moment tatsächlich beeindruckt. „Mehrere komplexe Handlungsebenen?“
Ich nicke nachdrücklich.
„ Das müssen Sie mir näher erklären. Vielleicht begleiten Sie uns zum Abendessen?“
Mist! Doch dann der rettende Gedanke. „Sehr gerne“, erkläre ich gelassen. „Allerdings habe ich schon zu Abend gesessen. Ich würde Ihnen also nur Gesellschaft leisten können.“
„ Ach das macht nichts.“ Fay lächelt wieder und hakt sich bei Alex
Weitere Kostenlose Bücher