Nachte des Sturms
von den Frauen wollen.«
»Ah … nun … Verstand«, sagte er etwas zu fröhlich. »Das ist schon mal ein positiver Zug. Und Geduld. Ehrlich gesagt, braucht ein Mann vor allem viel Geduld von einer Frau. Es gab mal eine Zeit, da wollten die Männer vor allem, dass die Frauen ihnen ein behagliches Heim bereiten, aber in der heutigen Welt – da ich selbst fünf Töchter habe, weiß ich, wovon ich rede – geht es eher um ein
gegenseitiges Geben und Nehmen. Darum, dass man einander immer wieder Hilfestellung gibt.« Er klammerte sich an das Wort, als wäre es ein Seil, das man ihm zugeworfen hatte, während er auf einem äußerst schmalen, langsam, aber sicher abbröckelnden Felsvorsprung gefangen war. »Ein Mann will eine Frau, die ihm Hilfestellung gibt. Eine Partnerin fürs Leben.«
Brenna schob sich unter dem Wagen hervor und richtete sich auf. Da sie spürte, dass er immer noch davongelaufen wäre, hätte er nur die Chance, hielt sie seinen Knöchel weiter fest umklammert. »Ich glaube, wir beide wissen, dass ich nicht von Vernunft, Geduld und praktischer Hilfestellung rede.«
Erst färbte sich sein Gesicht rosa, dann wurde er plötzlich kreidebleich. »Ich werde mit dir nicht über Sex reden, Mary Brenna, schlag dir das am besten aus dem Kopf. Über dieses Thema unterhalte ich mich ganz sicher nicht mit einer meiner Töchter.«
»Warum nicht? Ich weiß, dass du es tust, sonst gäbe es mich ja wohl nicht.«
»Wie auch immer«, sagte er und presste die Lippen aufeinander.
»Wenn ich ein Sohn wäre und keine Tochter, könnten wir dann darüber reden?«
»Du bist aber kein Sohn, also reden wir nicht darüber, Ende der Diskussion.« Er kreuzte entschieden die Hände vor der Brust.
In dieser Pose erinnerte er Brenna mit einem Mal an einen erbosten Kobold, und sie fragte sich, ob Jude ihn vielleicht als Modell für ihre Skizzen genommen hatte.
»Und wie soll ich etwas verstehen, wenn man nicht mit mir darüber redet?«
Da Mick sich nicht auf diese Art der Logik einlassen
wollte, blickte er stirnrunzelnd in die Ferne. »Wenn du schon über solche Dinge reden musst, dann tu das mit deiner Mutter.«
»Schon gut, schon gut, vergiss es.« Am besten ginge sie die Sache aus einer anderen Richtung an. War nicht er selbst derjenige gewesen, der sie gelehrt hatte, dass man jede Arbeit auf verschiedene Art in Angriff nehmen konnte? »Dann sag mir etwas anderes.«
»Geht es dabei auch wirklich um ein völlig anderes Thema?«
»Das könnte man so sagen.« Lächelnd tätschelte sie sein Bein. »Ich frage mich, was du tun würdest, wenn du etwas wolltest, wenn du es schon seit langem gewollt hättest.«
»Wenn ich es wollte, warum sollte ich es dann nicht längst schon haben?«
»Weil du dir bisher nicht wirklich Mühe gemacht hast, um es auch zu bekommen.«
»Und warum habe ich das nicht getan?« Er zog seine sandfarbenen Brauen in die Höhe. »Bin ich nur ein bisschen langsam oder obendrein noch dumm?«
Brenna dachte über diese Frage nach und kam zu dem Ergebnis, dass er nicht wissen konnte, dass seine Erstgeborene soeben zutiefst von ihm beleidigt worden war. Dann nickte sie bedächtig mit dem Kopf. »In diesem bestimmten Fall vielleicht etwas von beidem.«
Erleichtert, weil sich das Gespräch einem sicheren Thema zugewendet hatte, sah er seine Tochter lächelnd an. »Dann würde ich ein bisschen schneller machen, versuchen, mich nicht länger dämlich anzustellen, gut zielen und zusehen, dass ich das, was ich will, schnellstmöglich erreiche. Was ganz sicher funktioniert, denn wenn ein O’Toole erst etwas im Visier hat, bei Gott, dann trifft er auch ins Mark.«
Was, wie sie wusste, durchaus nicht unzutreffend war. »Aber vielleicht bist du ein bisschen nervös und dir deiner Talente auf diesem besonderen Gebiet nicht allzu sicher?«
»Mädchen, wenn du dich nicht um die Dinge bemühst, wirst du sie nie bekommen. Wenn du nicht fragst, kann auch niemand dir eine positive Antwort geben. Wenn du nicht den ersten Schritt wagst, kommst du niemals von der Stelle.«
»Du hast Recht.« Sie legte ihre Hände auf seine Schultern und verschmierte ein wenig Öl auf seinem Hemd, als sie ihm einen Kuss gab. »Du hast einfach immer Recht, Dad, und deshalb musste ich dich fragen.«
»Tja, dafür ist ein Vater schließlich da.«
»Würde es dir etwas ausmachen, das hier für mich fertig zu machen?«, fragte sie und zeigte mit dem Daumen auf den Wagen. »Ich würde es ja selbst tun, aber es gibt da etwas, das ich
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