Nachte des Sturms
umgehend in Angriff nehmen muss.«
»Kein Problem.« Er schob sich unter das Auto und machte sich, froh, seiner Tochter geholfen zu haben, pfeifend an die Arbeit.
5
S hawn kochte sich einen so starken Tee, dass er auf seiner Oberfläche hätte tanzen können, und griff nach einem der vom Vortag übrig gebliebenen süßen Brötchen. Er würde es sich mit seinem bescheidenen Frühstück und der nach der Messe im Dorf erstandenen Sonntagszeitung gemütlich machen, bis er in einer Stunde wieder in den Pub müsste.
Aus dem Radio auf der Anrichte tönte traditionelle gälische Musik, und im Ofen prasselte ein behagliches Torffeuer. Er fühlte sich wie im Himmel.
Nicht mehr lange, und er würde für die zahlreichen sonntäglichen Gäste des Gallagher’s kochen, Darcy käme alle paar Minuten in die Küche, würde ihn mit irgendetwas löchern, und dieser oder jener würde sicherlich hereinschauen, um ihm etwas zu erzählen. Bestimmt käme auch Jude für ein, zwei Stunden, und er würde dafür sorgen, dass sie ein leckeres, gesundes Mittagessen bekam.
Nichts davon machte ihm auch nur das Geringste aus. Trotzdem meinte er, sein Kopf würde zerspringen, hätte er nicht hin und wieder etwas Zeit für sich allein. Er konnte sich durchaus vorstellen, für den Rest seines Lebens das kleine Cottage zu bewohnen, in Gesellschaft des stets gereizten schwarzen Katers, der sich im Augenblick neben dem Feuer ausgestreckt hatte, und Morgen für Morgen die wunderbare Ruhe zu genießen.
Er lauschte den Pfeifen- und Flötenklängen aus dem
Radio und klopfte mit dem Fuß den Takt, als er plötzlich zusammenzuckte.
Es klopfte laut an die Hintertür des Hauses, die riesige gelbe Hündin der O’Tooles grinste mit heraushängender Zunge durch die Scheibe und stemmte ihre dicken Pfoten gegen das bis eben noch strahlend saubere Glas. Shawn schüttelte den Kopf, stand aber trotzdem auf. Er hatte nichts gegen Bettys Besuche. Sie war eine angenehme Gesellschaft und nachdem er sie ein wenig gekrault hätte, würde sie sich neben seinem Stuhl zusammenrollen und ihren eigenen Träumen nachhängen.
Bub fauchte und machte einen Buckel, doch weniger aus wirklicher Verärgerung als vielmehr aus Routine. Als die gutmütige Betty ganz einfach nicht darauf reagierte, wandte er ihr den Rücken zu und leckte sich betont gleichmütig das Fell.
»Und, machst du mal wieder einen Spaziergang?«, fragte Shawn die Hündin, als er sie aus dem kalten Wind hereinließ. »Tja, du bist mir stets willkommen, egal, was der schwarze Teufel dazu sagt.«
Er wollte die Tür schon wieder schließen, als er Brenna sah. Zuerst empfand er einen leichten Ärger, denn sie war niemand, dem es bereits genügte, schweigend mit ihm zusammen den Klängen aus dem Radio zu lauschen. Sie wollte sich sicher mit ihm unterhalten. Trotzdem ließ er die Tür geöffnet und stand halb im Kalten, halb im Warmen, während er sie näher kommen sah.
Ein paar Strähnen ihrer Haare wehten wie rote Rubine um ihr schmales Gesicht. Sie hatte die Lippen zusammengepresst, sodass er sich fragte, ob vielleicht irgendjemand sie geärgert hatte. Was nicht weiter schwierig war. Trotzdem hatte sie, wenn man sich die Zeit nahm, ihn genauer zu betrachten, einen wirklich hübschen Mund.
Sie machte für eine kleine Frau erstaunlich große Schritte. Sie bewegte sich, als hätte sie etwas zu erledigen und wollte es möglichst schnell hinter sich bringen. Nun, so, wie er sie kannte, würde sie nicht lange fackeln und ihn umgehend wissen lassen, worum es ihr ging.
Sie umrundete das kleine Kräuterbeet, das er zu einem vollständigen Küchengarten auszubauen gedachte und wandte ihm, als sie ihn erreichte, ihr von der Kälte rosiges Gesicht zu.
»Guten Tag, Mary Brenna. Falls du gerade einen Spaziergang mit eurer Hündin unternimmst, lass mich dir sagen, dass sie genug zu haben scheint. Sie sitzt bereits unter dem Tisch, und Bub straft sie mit Missachtung.«
»Sie wollte mich begleiten.«
»Sicher, und wenn du normal gehen würdest statt derart grimmig zu marschieren, ginge sie vielleicht noch etwas länger mit. Komm erst mal herein.« Er machte einen Schritt zurück, um sie vorbeizulassen und verzog mit einem Mal das Gesicht zu einem Lächeln. »Du riechst nach Blumen und Schmieröl.«
»Eher wohl nach Motoröl und dem Rest des Parfüms, das ich mir von Alice Mae geborgt habe.«
»Eine wirklich betörende Mischung.« Und typisch für Brenna O’Toole. »Wie wär’s mit einem Tee?«
»Sehr gern.« Sie zog
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