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Nachtengel

Titel: Nachtengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danuta Reah
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war auf dem Küchentisch neben ihrem Frühstücksteller verstreut, als sei das Leben plötzlich zum Stillstand gekommen.
    Luke ging in die Küche, um Kaffee zu machen, während sie die Sachen auf der Treppe aufhob. Sie beobachtete, wie er die Post zusammenräumte, das Geschirr in die Spüle stellte und wartete, bis das Wasser kochte. »So sieht es ein bisschen zivilisierter aus«, sagte er, schwieg einen Moment und sah sie dann an. »Willst du, dass ich bleibe?«
    Sie war überrascht, dass er fragte. Sie hatte einfach angenommen, dass er bleiben würde, und überlegte, ob er vielleicht nach Hause fahren wollte. Sie hatten die gestrige Nacht und den ganzen Tag zusammen verbracht. Aber im Lauf des Nachmittags war er launisch und reizbar geworden. Er brauchte viel Freiraum. Sie war erstaunt, dass es ihr nicht so ging. Sie war daran gewöhnt, allein zu sein, sodass sie die Gegenwart anderer Menschen nach kurzer Zeit lästig fand. »Willst du bleiben?«, fragte sie.
    »Ach du lieber Gott, Bishop, lass uns doch nicht in Höflichkeitsfloskeln verfallen. ›Nach Ihnen‹ – ›Nein, nach Ihnen.‹ Schmeiß mich raus, wenn du willst, und ich komme morgen wieder.«
    »Ich will, dass du bleibst, aber nur, wenn du möchtest.«
    »Natürlich will ich, verdammt noch mal!« Sie starrten sich an, und dann fing er an zu lachen. »Okay«, sagte er. »Ich bleibe.« Er musterte sie. »Du siehst schrecklich aus, Bishop. Als hättest du letzte Nacht durchgesumpft.«
    »Hab ich ja auch«, sagte sie. Aber er hatte Recht. Ihre Kleider waren zwar in Lukes Wohnung über dem Boiler getrocknet, aber zerknittert und dreckbespritzt, und sie wollte sie ausziehen. »Ich geh mich umziehen und duschen.«
    »Ich würde ja mitkommen«, sagte er, »aber ich habe etwas vor … ich mache uns etwas zu essen, okay?«
    Sie nickte. »Ich muss früh schlafen gehen«, sagte sie. »Ich …«
    Er lächelte. »Du bist mir um einiges voraus. Aber das passt zum Plan.«
    Sie lächelte unwillkürlich zurück, konnte es nicht unterdrücken. Alles ging schief und war chaotisch, aber sie war trotzdem glücklich. »Ich muss früh aufstehen und das Auto reparieren lassen. Morgen muss ich nach Manchester, das weißt du ja.«
    Er runzelte die Stirn. »Das hast du mir nicht gesagt. Kannst du Grey nicht sagen, sie soll es vergessen?«
    »Nein, es ist wichtig. Ich muss erst um zwölf Uhr dort sein, es ist also Zeit genug. Es ist nur wegen des Autos.«
    »Ich lass deinen Reifen morgen Früh flicken«, sagte er. Er schien über etwas nachzudenken. »Wie lange wirst du da drüben sein?«
    »Es ist nur eine Besprechung. Ich bin gegen sieben zurück.«
    Er sah immer noch ein wenig nachdenklich aus. Dann zwang er sich, in die Gegenwart zurückzukehren. »Ich mach uns was zu essen. Zieh das Zeug aus. In 'ner halben Stunde, okay?«
    Als sie herunterkam, hatte er Risotto gemacht und richtete es gerade auf den Tellern an. Irgendwo im Kühlschrank hatte er Salat ausgegraben und auch eine Flasche Wein aufgemacht. »Das Essen ist knapp, Wein gibt's genug – meine Art von Küche«, sagte er. Sie hatte vergessen, dass Luke gut kochte, wenn er sich Mühe gab. Bevor sie sich entfremdet hatten, hatte er das manchmal getan, bevor sie taten, was immer sie für den Abend geplant hatten. Es war nach neun, als sie mit dem Essen fertig waren, und Luke nahm die halb volle Flasche Wein und die Gläser. »Die trinken wir im Bett«, sagte er.
    Obwohl Roz vorgehabt hatte, sich richtig auszuschlafen und für die Besprechung am nächsten Tag gut vorbereitet zu sein, war sie um ein Uhr noch immer wach. Luke war eingeschlafen, sein Kopf lehnte schwer gegen ihre Schulter, die Arme hatte er um ihre Taille geschlungen. Im Radio spielte leise Musik. Sie machte sich nicht die Mühe, es abzuschalten. Sie lag eine Weile da und beobachtete das dunkle Fenster des leeren Hauses, sah, wie das Mondlicht blasser wurde, als der Wind die Wolken darüber jagte, und betrachtete die Muster von Hell und Dunkel auf seinem Gesicht.
    Detective Inspector Jordan rief nicht an.
    Hull, Montagvormittag
    Lynne hatte am Sonntagabend versucht, ihren Ärger zu unterdrücken, den sinnlosen Ärger über Farnham und die Wut auf sich selbst, weil sie die Kontrolle über einen wichtigen Aspekt ihrer Arbeit verloren hatte. Sie war so sicher gewesen, dass Farnham bereit war, die Sache in ihrem Sinn zu handhaben. Er hatte sein Vorgehen mit ihr besprochen, soweit es sie betraf, und hatte sie als Expertin ihres Gebiets mit dem nötigen Respekt

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