Nachtflamme: Roman (German Edition)
fort. »Man konnte beiden ansehen, wie sehr sie sich verändert hatten. Sie erzählten es uns, und alles veränderte sich auch für uns. Wir überlegten, ob wir wegziehen sollten. Jo und ich sprachen davon, die Farm zu verkaufen und woanders hinzuziehen. Aber er musste hier sein. Nach Ablauf der Woche dachten wir, der Spuk wäre vorbei. Gleichzeitig wussten wir, dass Fox mit Cal und Gage hierbleiben musste.«
»Sie haben gesehen, wie er diese Woche dreimal erlebt hat, und jetzt steht sie wieder bevor. Ich glaube, es kostet ungeheuren Mut zu akzeptieren, was er tut.«
Brian lächelte. »Das ist kein Mut, das ist Vertrauen. Ich habe uneingeschränktes Vertrauen in Fox. Er ist der beste Mann, den ich kenne.«
Brian blieb, bis sie die Kanzlei schloss, dann bestand er darauf, sie nach Hause zu fahren. Der beste Mann, den ich kenne, dachte sie. Gab es ein höheres Lob von einem Vater? Sie ging nach oben, um das Tagebuch wieder ins Arbeitszimmer zu legen.
Quinn saß am Schreibtisch und schaute stirnrunzelnd auf den Computermonitor.
»Wie läuft’s?«
»Beschissen. Ich muss den Artikel abgeben und kann mich einfach nicht konzentrieren.«
»Tut mir leid. Ich gehe runter und lasse dich arbeiten.«
»Nein. Scheiße.« Quinn wandte sich vom Schreibtisch ab. »Ich hätte den blöden Artikel gar nicht zusagen dürfen, nur weil sie mir so viel Geld dafür bezahlen. Aber wir wollen ja unbedingt dieses Blutritual machen, für das kluge Worte gebraucht werden, und Cybil hat schlechte Laune.«
»Wo ist sie?«
»Sie arbeitet in ihrem Zimmer, weil ich offensichtlich zu laut denke.« Quinn wedelte abfällig mit der Hand. »Wir kriegen uns immer in die Haare, wenn wir länger an einem Projekt zusammenarbeiten. Ach, ich wünschte, ich hätte ein Plätzchen.« Sie stützte das Kinn in die Hand. »Ach, Mist.« Sie ergriff den Apfel, der auf ihrem Schreibtisch lag, und biss hinein. »Worüber lächelst du, Kleidergröße vierunddreißig?«
»Sechsunddreißig, und ich lächle, weil ich es beruhigend finde, nach Hause zu kommen und festzustellen, dass du auch ab und zu Lust auf Plätzchen hast und dass Cybil sich in ihrem Zimmer vergraben hat. Es ist so normal.«
Schnaubend biss Quinn erneut in ihren Apfel. »Meine Mutter hat ein Stoffmuster für die Kleider der Brautjungfern geschickt. Fuchsia. Wie normal ist das, Sonnenschein?«
»Wenn ich müsste, könnte ich auch Fuchsia tragen. Aber zwing mich bitte nicht dazu.«
Quinn kaute mit blitzenden Augen. »Cybil sähe schrecklich in Fuchsia aus. Und wenn sie mich weiter so angiftet, dann zwinge ich sie dazu. Weißt du was? Wir sollten eine Zeitlang wegfahren. Wir nehmen uns morgen frei und suchen nach einem Hochzeitskleid für mich.«
»Im Ernst?«
»Im Ernst.«
»Ich dachte schon, du würdest mich nie mehr fragen. Das möchte ich schrecklich gerne tun. Wo …«
Layla drehte sich um, als sich die Tür zu Cybils Zimmer öffnete. »Wir gehen einkaufen. Quinns Hochzeitskleid.«
»Gut, das ist gut.« Cybil lehnte am Türrahmen und musterte ihre Freundinnen. »Das kann man auch als Ritual bezeichnen – ein weibliches Ritual, weiße Magie. Es sei denn, wir wollten den Symbolismus genauer unter die Lupe nehmen. Weiß gleich Jungfrau, Schleier gleich Unterwerfung …«
»Das wollen wir aber nicht«, unterbrach Quinn sie. »Für das perfekte Hochzeitskleid werfe ich mit Freuden all meine feministischen Prinzipien über Bord. Damit kann ich leben.«
»Ja, klar. Auf jeden Fall …« Geistesabwesend fuhr sich Cybil durch ihren Haarschopf. »Es ist trotzdem ein weibliches Ritual. Vielleicht ist es ja ein Ausgleich zu dem Blutritual, das wir in zwei Wochen vornehmen.«
Nach seinen Terminen fuhr Fox sofort zu Layla nach Hause. Sie öffnete ihm die Tür und blickte ihm lächelnd entgegen. Konnte ihm jemand verdenken, dass er jeden Abend so empfangen werden wollte?
»Hey.« Er zog sie an sich und küsste sie. Als sie kaum reagierte, zog er die Augenbrauen hoch. »Was ist los?«
»Entschuldigung, ich war nicht ganz bei der Sache.« Sie küsste ihn noch einmal. »Hast du meine Nachricht bekommen?«
»Dass wir uns heute Abend hier treffen, ja.«
»Wir sind im Wohnzimmer. Es ist … Cybil glaubt, sie hat das Blutritual ausgearbeitet.«
»Spaß und Spiel für alle.« Besorgt strich er ihr mit dem Daumen über den Wangenknochen. »Wo liegt das Problem?«
»Sie will warten, bis ihr alle hier seid, um es euch auch erklären zu können.«
»Was sie dir erklärt hat, scheint dich nicht
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