Nachtflamme: Roman (German Edition)
dass sie ihren eigenen Pulsschlag gehört hatte. Das war doch zumindest ein Anfang.
Sie schlief tief und traumlos und wachte erfrischt und voller Energie auf, wie sie zugeben musste. Meditation brauchte also nicht langweilig zu sein.
Da Fox im Gericht war und Alice in der Kanzlei saß, gab es keinen Grund, vor Nachmittag ins Büro zu gehen. Sie würde Cybil und Quinn bei der Recherche unterstützen, dachte sie, als sie unter der Dusche stand. Sie hatte den Zwischenfall am Platz immer noch nicht ausgewertet und auch den Traum noch nicht aufgeschrieben, den sie und Fox beide gehabt hatten.
Sie schlüpfte in Jeans und Pullover, legte sich aber für den Nachmittag schon einmal die Garderobe fürs Büro zurecht. Es machte Spaß, sich für die Arbeit anzuziehen, zu überlegen, welche Accessoires dazu passten. Bevor sie in Fox’ Kanzlei angefangen hatte, war sie natürlich nicht untätig gewesen, aber es hatte ihr gefehlt, zur Arbeit zu gehen, zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort erwartet zu werden, um bestimmte Aufgaben zu erledigen.
Auch wenn das vielleicht oberflächlich klang, vermisste sie die Gelegenheit, schöne Schuhe zu tragen.
Als sie in die Küche lief, um sich einen Kaffee zu machen, hörte sie aus dem vierten Schlafzimmer, das sie zu einem Arbeitszimmer umfunktioniert hatten, das Klappern der Tastatur.
Quinn saß im Schneidersitz auf dem Stuhl und tippte. Ihr langer blonder Pferdeschwanz wippte, als sie sich im Takt zu einer imaginären Musik bewegte.
»Ich wusste ja gar nicht, dass du wieder da bist.«
»Doch.« Quinn blickte auf. »Ich war schon im Studio, habe ein paar hundert Kalorien abgearbeitet, dann alles wieder mit einem riesigen Blaubeer-Muffin verdorben, aber ich bin wahrscheinlich immer noch im grünen Bereich, wenn man bedenkt, was für großartigen Sex ich letzte Nacht gehabt habe. Ich habe Kaffee gekocht, mich geduscht, und jetzt schreibe ich Cybils Notizen über deinen Traum ab.« Quinn reckte sich. »Und ich fühle mich immer noch so, als ob ich den Boston Marathon mitlaufen könnte.«
»Na, das muss ja wirklich toller Sex gewesen sein.«
»Oh, Mann, oh, Mann.« Quinn lachte. »Ich habe es immer für romantisches Geschwafel gehalten, dass der Sex besser sein soll, wenn man verliebt ist. Aber ich bin der lebende Beweis dafür. Jetzt aber genug von mir. Wie geht es dir?«
Wenn sie nicht schon so energiegeladen aufgewacht wäre, dachte Layla, würden zwei Minuten in Quinns Gesellschaft ausreichen, um sie aufzumuntern. »Ich bin zwar nicht so außergewöhnlich befriedigt wie du, fühle mich aber auch ganz gut. Ist Cybil schon auf?«
»Sie sitzt in der Küche mit einer Tasse Kaffee und ihren Tageszeitungen. Wir sind uns kurz begegnet, und sie grunzte irgendwas, dass du mit Fox gestern Fortschritte gemacht hättest.«
»Hat sie auch erwähnt, dass sich unsere Lippen vor dem Vorratsschrank in seinem Büro getroffen haben, als zufällig seine Mutter vorbeikam?«
Quinn riss die hellblauen Augen auf. »Nein, so wach war sie noch nicht. Erzähl mal.«
»Das habe ich doch gerade getan.«
»Ich brauche Details.«
»Ich brauche erst einmal Kaffee. Bin gleich wieder da.«
Das hatte ihr auch gefehlt, dachte Layla. Freundinnen, mit denen sie herumalbern und persönliche Dinge teilen konnte.
In der Küche knabberte Cybil an einem halben Bagel, während sie die Zeitung studierte. »In der Zeitung steht nicht ein einziges Wort über die Krähen«, verkündete sie, als Layla hereinkam. »Das ist außergewöhnlich. Gestern ein kurzer Artikel, ziemlich knapp, und heute gar nichts mehr.«
»Das ist doch typisch, oder?« Nachdenklich schenkte Layla sich Kaffee ein. »Niemand achtet besonders auf das, was hier passiert. Und wenn es doch Berichte oder Interesse gibt, dann werden sie als Legenden abgetan.«
»Oft verdrängen es sogar die Leute, die es erlebt haben und hier leben. Oder es passiert etwas mit ihnen, damit sie es vergessen.«
»Einige, die sich genau erinnern, ziehen weg, wie Alice Hawbaker.« Layla nahm sich einen Joghurt aus dem Kühlschrank.
»Es ist faszinierend. Aber es gibt keine weiteren Berichte über Angriffe von Tieren oder unerklärliche Vorfälle. Heute nicht jedenfalls. Na ja.« Cybil zuckte mit den Schultern und begann die Zeitung zusammenzufalten. »Ich werde mal ein paar sehr vage Spuren verfolgen, um herauszufinden, wo Ann Hawkins in den zwei Jahren, über die wir nichts wissen, gelebt hat. Es ist verdammt irritierend«, fügte sie hinzu und erhob sich.
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