Nachtflamme: Roman (German Edition)
Seil. »Es muss toll gewesen sein, hier aufzuwachsen.«
»Ja. Ich habe das zwar bestimmt nicht gedacht, wenn ich bei den Hühnern ausgemistet oder Unkraut gejätet habe, aber es war schon toll.«
Sie hörte Hühner gackern, und als sie um die Hausecke bogen, sahen sie Fox’ Mutter, die sie fütterte. Sie trug Jeans, uralte Gummistiefel und ein kariertes Flanellhemd über einem Vliespullover. Die Haare hatte sie zu einem dicken Zopf geflochten, der ihr über den Rücken hing.
Wie so oft sang sie bei der Arbeit. Ihr Vater, der im Gehege gerade eine der Ziegen molk, sang mit ihr.
Als sie ihn sah, lächelte sie. »Du hast es mal wieder so gelegt, dass du die morgendlichen Pflichten versäumt hast, wie ich sehe.«
»Darin war ich schon immer gut.«
Sie warf den Hühnern die letzte Handvoll Körner hin, stellte den Eimer ab und trat auf ihn zu. Sie küsste ihn – auf die Stirn, auf beide Wangen und auf den Mund. »Guten Morgen.« Dann wandte sie sich zu Cal und machte es bei ihm genauso. »Caleb. Ich habe gehört, du hast Neuigkeiten.«
»Ja. Hier ist sie. Quinn, das ist Joanne Barry, die Liebe meiner Kindheit.«
»Dagegen komme ich ja kaum an. Schön, Sie kennen zu lernen.«
»Nett, Sie kennen zu lernen.« Joanne tätschelte Quinns Arm und wandte sich dann an Gage. »Wo warst du, und warum hast du mich nicht besucht?«
Sie küsste ihn und nahm ihn dann fest in die Arme.
Cybil fiel auf, dass er die Umarmung erwiderte. Er schloss die Augen und hielt sie fest umschlungen. »Ich habe dich so vermisst«, murmelte er.
»Dann bleib das nächste Mal nicht so lange weg.« Sie löste sich von ihm. »Hallo, Layla, schön, Sie wiederzusehen. Und das ist bestimmt Cybil.«
»Ja. Sie haben eine sehr schöne Farm, Ms Barry.«
»Danke. Hier kommt mein Mann.«
»La-Mancha-Ziegen?«, fragte Cybil. Jo warf ihr einen neugierigen Blick zu. »Das ist richtig. Sie sehen gar nicht so aus, als ob Sie Schäferin wären.«
»Ich habe die Rasse vor ein paar Jahren in Oregon kennen gelernt. Es ist auffällig, wie sie die Ohrspitzen aufrichten. Ihre Milch hat einen hohen Butterfettgehalt, nicht wahr?«
»Ja. Möchten Sie sie mal probieren?«
»Das habe ich schon mal. Sie schmeckt hervorragend, und man kann fabelhaft damit backen.«
»Das stimmt. Bri, das sind Cybil, Quinn und Layla.«
»Nett, Sie … Hey, wir kennen uns schon.« Er grinste Layla an. »Gewissermaßen jedenfalls. Ich habe Sie gestern auf der Main Street gesehen.«
»Ja, Sie haben gerade eine neue Tür an der Buchhandlung eingebaut. Ich habe noch gedacht, wie tröstlich es doch ist, dass es Menschen gibt, die Kaputtes reparieren können.«
»Das ist unsere Spezialität. Gut gemacht mit der Blonden, Cal«, fügte er hinzu und legte Cal den Arm um die Schultern. Zu Gage sagte er: »Es wurde auch Zeit«, und umarmte ihn ebenfalls. »Wollt ihr frühstücken?«
»Wir haben nicht viel Zeit«, erwiderte Fox. »Tut mir leid.«
»Kein Problem. Ich bringe die Milch rein, Jo.«
»Ja, ich komme gleich mit den Eiern. Setz schon mal Teewasser auf, Bri. Es ist kalt heute früh.« Sie wandte sich wieder an Fox. »Sag uns Bescheid, wenn ihr etwas braucht oder wir helfen können.«
»Danke.« Fox drehte sich zu seinen Freunden. »Wo wollt ihr anfangen? Drinnen?«
»Das Haus gab es doch damals noch nicht, oder?« Quinn blickte Fox fragend an.
»Es wurde etwa hundert Jahre später gebaut, aber es könnte ja auf den Fundamenten eines früheren Hauses stehen. Ich weiß es nicht. Der Schuppen allerdings war schon da.« Er zeigte auf ein verfallenes, mit Efeu überwuchertes Gebäude.
»Er ist zu klein.« Layla musterte die Mauern, die noch standen. »Selbst für damalige Verhältnisse war er sicher nicht groß genug, wenn wir von einer Familie sprechen, die eine Frau und ihre drei Babys aufgenommen hat.«
»Er hat vielleicht als Räucherkammer gedient«, überlegte Cybil. »Oder als Stall. Aber es ist interessant, dass der Schuppen noch so gut erhalten ist. Dafür könnte es einen Grund geben.«
»Lasst es mich zuerst mal mit dem Haus versuchen.« Quinn studierte den Schuppen, den Hof und das große Steinhaus. »Wenn ich außen um das Haus herumgehe, bekomme ich ja vielleicht etwas. Wenn nicht, gehen wir einfach durch das Haus, wenn Fox’ Eltern nichts dagegen haben. Also, drückt mal die Daumen.«
Sie streckte Cal die rechte Hand entgegen. »Die Lichtung im Wald, das ist heiliger Grund – ein magischer Ort. Und der Stein hat mir die Eingebungen förmlich aufgedrängt. Auf dem
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