Nachtflamme: Roman (German Edition)
Ellsworth, die sechzehnhundertzweiundfünfzig einige Meilen außerhalb der Ansiedlung gewohnt hat. Sie sind kurz nach Hawkins gekommen, etwa drei Monate später, wie ich herausgefunden habe.«
»Gibt es eine Verbindung?«, fragte Cal.
»Sie sind beide aus England gekommen. Fletcher Ellsworth. Ann hat einen ihrer Söhne Fletcher genannt. Und Ellsworths Frau, Honor, war eine Kusine dritten Grades von Hawkins’ Frau.«
»Das ist doch eine Verbindung«, stellte Quinn fest.
»Hast du den Ort feststellen können?«
»Daran arbeite ich noch«, erwiderte Cybil. »Ich weiß auch nur so viel, weil einer von Ellsworths Nachfahren mit George in Valley Forge war und einer seiner Nachfahren ein Buch über die Familie geschrieben hat. Ich habe Kontakt zu ihm aufgenommen – ein ganz schön geschwätziger Typ.«
»Mit Cyb reden sie alle.« Quinn biss erneut in ihre Selleriestange.
»Ja, das stimmt. Er hat jedenfalls bestätigt, dass die Ellsworths, an denen wir interessiert sind, eine Farm westlich von der Stadt hatten, an einem Ort der Hollow Creek hieß.«
»Wir brauchen also nur …« Quinn brach ab, als sie bemerkte, dass Cal Fox anstarrte. »Was ist?«
»Manche Einheimischen nennen sie immer noch so«, erklärte Fox. »Oder zumindest taten sie es, als meine Eltern vor dreiunddreißig Jahren das Land kauften. Das ist die Farm meiner Familie.«
6
Es war schon dunkel, als Fox hinter dem Truck seines Vaters anhielt. Die späte Stunde war einer der Gründe, warum nicht gleich sechs Personen über seine Eltern herfielen.
Aber auch damit wären sie fertig geworden, dachte er. Das Haus hatte immer allen offen gestanden. Verwandte, alte Freunde, neue Freunde, gelegentlich ein Fremder, sie alle konnten auf ein Bett, eine Mahlzeit, eine Zuflucht bei den Barry-O’Dells rechnen. Als Bezahlung für die Gastfreundschaft musste man höchstens die Hühner füttern, die Ziegen melken, Unkraut jäten oder Holz hacken.
Seine gesamte Kindheit hindurch war es im Haus laut und lebhaft zugegangen, und das war heute oft noch so. Es war ein Haus, dessen Bewohner ermutigt wurden, ihre eigenen Wege zu erforschen und zu gehen, in dem Regeln flexibel und individuell waren und in dem von jedem erwartet wurde, dass er zum Ganzen beitrug.
Das weitläufige Haus aus Stein und Holz mit der breiten Veranda, den interessanten Erkern und den bunt gestrichenen Fensterläden (zurzeit in einem leuchtenden Rot) war immer noch sein Zuhause, dachte er. Wahrscheinlich würde es das auch bleiben, selbst wenn er längst schon ein eigenes Haus und eine eigene Familie hätte.
Er hörte Musik, als er in das große Wohnzimmer mit seiner exzentrischen Mischung aus Kunst, Farben und Stoffen trat. Jedes Möbelstück war handgearbeitet, die meisten von seinem Vater. Lampen, Gemälde, Vasen, Schalen, Decken, Kissen und Kerzen waren Originalwerke – von der Familie oder von Freunden.
Hatte er das als Kind eigentlich gewürdigt? Wahrscheinlich nicht. Es war eben einfach sein Zuhause.
Zwei Hunde rannten ihm entgegen. Sie bellten aufgeregt und wedelten mit den Schwänzen. Sie hatten immer Hunde gehabt. Diese hier, Mick und Dylan, waren Mischlinge – wie immer -, die seine Eltern aus dem Tierheim gerettet hatten. Fox hockte sich hin, um sie zu streicheln, als sein Vater auf ihn zukam.
»Hey!« Brians Gesicht leuchtete auf. »Wie geht’s? Willst du was essen?«
»Ja.«
»Komm nach hinten. Wir sind gerade dabei, ich habe etwas von einem Apple Cobbler läuten hören.« Brian legte Fox den Arm um die Schultern, und sie gingen zur Küche.
»Ich wollte heute eigentlich nach der Arbeit bei dir vorbeischauen«, fuhr Brian fort. »Aber ich bin aufgehalten worden. Sieh mal, wen ich gefunden habe«, sagte er zu Jo. »Bestimmt hat er das mit dem Nachtisch gehört.«
»Es hat schon in der gesamten Stadt die Runde gemacht.« Fox trat um den großen Holztisch herum, um seine Mutter zu küssen. In der Küche roch es nach Kräutern und Kerzen und nach der dicken Suppe, die auf dem Herd stand. »Und um deiner Frage zuvorzukommen, ich habe schon zu Abend gegessen.«
Er setzte sich auf einen Stuhl, an dem er als Dreizehnjähriger mit gebaut hatte. »Ich wollte mit euch über das Haus hier, die Farm, sprechen.«
»Willst du wieder hierherziehen?«, fragte Brian und ergriff seinen Löffel. Fox sah, dass seine Mutter ihre berühmte Linsensuppe mit braunem Reis gemacht hatte.
»Nein.« Obwohl die Tür immer offen stand, dachte er. »Der Hauptteil des Hauses stammt aus der Zeit
Weitere Kostenlose Bücher