Nachtflamme: Roman (German Edition)
dabei sein kann.«
Er ging direkt nach oben. Er kannte sich in dem Haus gut aus, weil er den Frauen beim Einzug geholfen und Möbel geschleppt hatte. Die Tür zu ihrem Schlafzimmer stand offen, und da war sie, nur mit einem Büstenhalter und einem Höschen bekleidet.
»Ich muss mit dir sprechen.«
»Raus. Raus mit dir. Himmel!« Sie ergriff ein T-Shirt vom Bett und hielt es sich vor.
»Es dauert auch nicht lange.«
»Das ist mir egal. Ich bin nicht angezogen.«
»Ach, du liebe Güte, ich habe schon häufiger Frauen in Unterwäsche gesehen.« Aber da sie nur gebieterisch den Arm hob und zur Tür zeigte, ließ er sich auf einen Kompromiss ein und drehte sich um. »Wenn du dich genierst, solltest du die Tür zumachen.«
»In diesem Haus wohnen nur Frauen, und ich … ach, egal.«
Er hörte, wie sie Schubladen auf- und zuzog. »Was machen deine Kopfschmerzen?«
»Sie sind weg. Mir geht es gut, also wenn das alles war …«
»Du könntest ruhig mal herunterkommen.«
»Wie bitte?«
»Von deinem hohen Ross. Wenn du glaubst, ich entschuldige mich dafür, dass ich heute Nachmittag in deine Gedanken eingedrungen bin, dann hast du dich geschnitten. Du hast Angst ausgestrahlt, und sie ist direkt auf mich übergesprungen. Ich habe lediglich instinktiv reagiert, das macht aus mir noch lange keinen hellsichtigen Voyeur.«
»Du hast doch sonst deine Instinkte immer im Griff. Das hast du mir selbst gesagt.«
»Wenn jemand, der einem etwas bedeutet, sich in Gefahr befindet, ist es schwieriger. Damit musst du dich abfinden. Und vielleicht hättest du lieber einen anderen Job.«
»Willst du mich etwa entlassen ?«
Mittlerweile hatte sie sicher schon wieder genug an, deshalb drehte er sich um. Im Geiste sah er sie immer noch in BH und Höschen vor sich, musste aber zugeben, dass sie auch in Jeans und Pullover äußerst ansehnlich war, vor allem, wenn sie so wütend war wie jetzt.
»Ich schlage dir lediglich vor, dass du dir überlegst, ob du nicht lieber irgendwo arbeitest, wo du mit anderen Menschen zusammen bist, damit du nicht alleine bist. Ich bin doch ständig unterwegs, und wenn Mrs H erst einmal …«
»Meinst du etwa, ich brauche einen Babysitter?«
»Nein. Findest du nicht auch, dass du ein bisschen überreagierst? Ich sage doch nur, dass du nicht mehr in die Kanzlei zu kommen brauchst, wenn du dich dort unwohl fühlst. Ich würde es verstehen und dir etwas anderes besorgen.«
»Ich lebe und arbeite in einer Stadt, wo alle sieben Jahre ein Dämon auftaucht. Und es gibt in diesem Zusammenhang wesentlich unbehaglichere Situationen, als deine Büroarbeit zu erledigen.
»Es gibt andere Jobs, in denen du nicht alleine in einem Büro säßest und leicht angegriffen werden könntest.«
»Ich habe mich gewehrt und einigen Schaden angerichtet.«
»Das erkenne ich durchaus an, Layla.«
»In meinen Ohren klingt das aber nicht so.«
»Ich will mich nicht dafür verantwortlich fühlen müssen, wenn dir etwas passiert. Sag es nicht.« Abwehrend hob er die Hand. »Es ist mein Büro, und es sind meine Gefühle.«
Sie legte den Kopf schräg und blickte ihn an. »Dann musst du mich entweder rauswerfen oder aber deinen eigenen Rat befolgen und lernen, damit umzugehen.«
»Na gut, dann lerne ich es eben. Wir wollen eine Art Alarm oder ein Signal entwickeln, mit dem wir alle gleichzeitig erreichen können.«
»So etwas wie bei Fledermäusen?«
Er musste lächeln. »Ja, das wäre cool. Darüber reden wir noch.«
Als sie gemeinsam nach unten gingen, fragte er: »Vertragen wir uns wieder?«
»Ja, klar.«
Obwohl Cybil es nicht wollte, saßen alle in der Küche. Lump, Cals Hund, lag schnarchend unter dem kleinen Caféhaustisch.
»Wir haben ein wunderbares Wohnzimmer im Haus«, sagte Cybil. »Wunderbar geeignet für Männer und Hunde, wenn man bedenkt, wie es eingerichtet ist.«
»Cyb hat sich an die Flohmarkteinrichtung immer noch nicht gewöhnt.« Quinn grinste und biss in einen Stangensellerie. »Geht es dir besser, Layla?«
»Viel besser. Ich wollte mir nur rasch ein Glas Wein holen und dann die letzten Ereignisse dokumentieren. Ach, übrigens, warum habt ihr mich angerufen? Ihr habt gesagt, ihr hättet es in der Kanzlei und auf meinem Handy probiert.«
»O Gott, das haben wir bei all der Aufregung völlig vergessen.« Quinn warf Cybil einen Blick zu. »Unsere Top-Ermittlerin hat möglicherweise herausgefunden, wo Ann Hawkins nach der Nacht am Heidenstein Unterschlupf gefunden hat.«
»Eine Familie namens
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