Nachtflamme: Roman (German Edition)
meiner Enkelkinder Anwalt werden sollte, kann es ja deine Interessen weiter vertreten.«
Sie lächelte, aber ihre Augen blickten ernst, als sie ihm die Hand tätschelte. »Ich möchte gerne Cals Hochzeit nächsten Herbst noch erleben. Ich möchte diese nächste Sieben überleben und mit meinem Jungen auf seiner Hochzeit tanzen.«
»Miss Essie …«
»Ich hätte auch nichts dagegen, mit dir auf deiner Hochzeit zu tanzen. Und ich kann auch gierig sein und sagen, ich möchte gerne Cals Erstgeborenes im Arm halten. Aber ich weiß, dass das wahrscheinlich nicht so sein wird. Was dieses Mal kommt, wird schlimmer als alles andere vorher.«
»Wir lassen nicht zu, dass dir etwas passiert.«
Sie seufzte liebevoll. »Ihr drei habt euch seit eurem zehnten Lebensjahr um diese Stadt gekümmert. Du, Cal und Gage. Ich möchte einfach den Tag noch erleben, an dem ihr das nicht mehr braucht. So lange halte ich noch durch.« Erneut tätschelte sie seine Hand. »Jetzt kommt bestimmt gleich Ginger, um mich abzuholen.«
Er half ihr beim Aufstehen. »Ich bringe dich hinaus, und dann warten wir gemeinsam auf sie.«
»Nein, arbeite du nur ruhig weiter. Ich hoffe, du hast dir was Schönes fürs Wochenende vorgenommen?«
»Wenn du mit mir ausgehen würdest!«
Lachend hakte sie sich bei ihm unter, als sie zum Empfang gingen. »Früher hätte ich das auf jeden Fall gemacht.«
Fox stand am Fenster und beobachtete, wie Ginger Essie ins Auto half.
»Sie ist eine bemerkenswerte Frau«, sagte Layla.
»Ja, das ist sie. Ich brauche ihre Akte. Sie möchte etwas in ihrem Testament ändern.«
»In Ordnung.«
»Denkst du eigentlich manchmal, dass wir verlieren? Dass wir unterliegen?«
Sie zögerte. »Du?«
»Nein.« Er blickte sie an. »Nein, ich weiß, dass wir gewinnen werden. Aber es werden nicht alle überleben. Nicht jeder, der da draußen heute seinen Geschäften nachgeht, wird durchkommen.«
Statt spazieren zu gehen, ging Fox in sein Büro zurück. Er zog sein eigenes Testament aus der Schreibtischschublade und las es sich noch einmal durch.
Kurz nach fünf brachte er seinen letzten Mandanten zur Tür. Dann wandte er sich an Layla. »Wir sind fertig. Nimm deine Sachen. Wir gehen zum Bowlen.«
»Das glaube ich nicht, aber es ist ein netter Gedanke. Ich möchte nach Quinn schauen.«
»Sie kommt auch ins Bowl-a-Rama. Die ganze Truppe trifft sich dort. Es ist Freitagabend. Pizza, Bier und ein bisschen Bowlen.«
Sie dachte an den ruhigen Abend, den sie geplant hatte, mit einem Teller Suppe, einem Glas Wein und einem Buch. »Du bowlst gerne.«
»Ich hasse es, was ein Problem darstellt, wenn man bedenkt, dass einer meiner engsten Freunde ein Bowlingcenter besitzt.« Fox holte ihren Mantel, während er antwortete. »Aber die Pizza ist gut, und es gibt auch Flipper und Spielautomaten. Außerdem haben wir ein bisschen Erholung verdient.«
»Ja, da hast du wohl recht.«
Er hielt ihr den Mantel hin. »Freitagabends in Hollow ist das Bowl-a-Rama der angesagte Treffpunkt.«
Sie lächelte. »Dann machen wir uns besser auf den Weg. Können wir zu Fuß gehen?«
»Also, ich hätte Lust dazu. Ich war schon den ganzen Tag so unruhig.« Draußen sagte er: »Hast du gesehen? Der Blumenladen hat Stiefmütterchen vor der Tür stehen. Und siehst du da drüben? Das ist Eric Moore, glatt rasiert. Er rasiert sich jedes Jahr im März den Winterbart ab. Der Frühling kommt.«
Er ergriff ihre Hand, als sie den Bürgersteig entlanggingen. »Weißt du, was ich genauso liebe wie Flippern und Pizza?«
»Was?«
»Mich mit einem hübschen Mädchen zu unterhalten.«
Sie warf ihm einen prüfenden Blick zu. »Deine Laune hat sich gebessert.«
»Das macht die Vorfreude auf die Pizza.«
»Nein, ich meine es ernst.«
»Ich habe ein bisschen gegrübelt. Das brauche ich von Zeit zu Zeit, und dann ist es wieder gut.«
»Wie machst du das?« »Indem ich mir ins Gedächtnis rufe, dass wir alle unser Bestes tun. Und indem ich mich daran erinnere, dass das Gute auf lange Sicht meistens siegt. Meistens.«
»Das macht mich froh.«
»Gut. Das war auch meine Absicht.«
»Ich habe eigentlich nicht gegrübelt, sondern mir Sorgen gemacht. Stiefmütterchen sind ein gutes Zeichen, aber mir gefällt das hier im Gegensatz dazu gar nicht.« Sie wies auf den Geschenkladen. »Ich möchte ja gerne glauben, dass das Gute meistens siegt, aber es ist schlimm zu wissen, dass der Preis dafür so hoch ist, dass manche Leute dabei verlieren.«
»Vielleicht verlieren sie ja gar
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