Nachtflamme: Roman (German Edition)
hey, Dad«, meldete er sich. »Wirklich?« Er lehnte sich gegen die Küchentheke. »Wann? Im Ernst. Ja, klar.« Er hielt das Handy ein wenig vom Ohr weg und sagte zu Layla: »Meine Schwester und ihre Partnerin kommen zu Besuch. Was?«, sagte er ins Telefon. »Nein, kein Problem. Ach, hört mal, wo ich euch gerade am Apparat habe … Wir waren heute auf der Farm, ich und die anderen. Heute früh. Es ist nur …« Er brach ab und zog sich in den Wäscheraum neben der Küche zurück.
Layla lächelte. Ja, es lag in seiner Natur, dachte sie. Hunde zu retten, aufrichtig zu sein. Und Mom und Dad zu erklären, warum er einen Stein aus ihrem alten Schuppen herausgehämmert hatte.
Es war kein Wunder, dass sie sich ein bisschen in ihn verliebt hatte.
Der regnerische Vormittag ging in einen feuchten, trüben Nachmittag über. Sie aßen und ließen sich dann im Wohnzimmer nieder, wo Quinn am Kamin weiter vorlas.
Es war beinahe wie im Traum, dachte Layla. Der plätschernde Regen, das knisternde Feuer, der Klang von Quinns Stimme, die Anns Worte vorlas. Behaglich kuschelte sie sich in ihren Sessel, warm in ihren eigenen, trockenen Sachen, und trank Tee. Fox saß auf dem Boden, an ihren Sessel gelehnt, und daneben lag Lump.
Auf einem Foto würden sie aussehen wie eine Gruppe von Freunden, die an einem verregneten Tag zusammensaßen. Quinn mit ihrem Buch, Cal neben ihr auf der Couch. Cybil räkelte sich wie eine Katze am anderen Ende des Sofas, und Gage saß im Sessel und trank Kaffee.
Aber dieses Bild änderte sich rasch, wenn sie den Worten lauschte, die Quinn vorlas. Dann sah sie eine junge Frau vor sich, mit langen blonden Haaren, die Feuer im Ofen machte. Sie spürte den Schmerz des Herzens, das vor so langer Zeit aufgehört hatte zu schlagen.
Ich erwarte ein Kind. Es ist eine solche Freude in mir und zugleich auch solche Trauer.
Freude wegen des Lebens in ihr, dachte Layla. Trauer, weil dieses neue Leben signalisierte, dass Anns Zeit mit Giles zu Ende ging. Sie stellte sich vor, wie Ann Mahlzeiten zubereitete, Wasser vom Fluss holte, in das erste Tagebuch schrieb, dessen Umschlag Giles aus Leder gemacht hatte, das er selbst gegerbt hatte. Sie schrieb von gewöhnlichen Dingen, von gewöhnlichen Tagen. Seite um Seite füllte sie mit einfachen, menschlichen Angelegenheiten.
»Ich kann nicht mehr«, sagte Quinn schließlich. »Es kann ja einer von euch weiterlesen, aber mein Gehirn muss sich jetzt ausruhen. Ich glaube, ich kann nichts mehr aufnehmen, auch nicht, wenn jemand anderer vorliest.«
Cal rutschte dichter an sie heran und rieb ihr die Schultern. Quinn reckte sich erleichtert. »Wenn wir zu viel auf einmal lesen, entgeht uns am Ende noch etwas.«
»In diesem Tagebuch sind viele alltägliche Dinge enthalten«, stellte Cybil fest. »Er unterrichtet sie, zeigt ihr einfache Rituale. Kräuter, Kerzen und die Erweiterung der Fähigkeiten, die sie bereits hatte. Sie ist sehr offen dafür, und er will sie anscheinend nicht ganz hilflos zurücklassen.«
»Pioniertage«, kommentierte Fox. »Das war ein hartes Leben.«
»Wir haben das erste Tagebuch jetzt etwa zur Hälfte durch.« Quinn markierte die Seite und legte das Buch weg. »Noch hat sie nichts von dem erwähnt, was geschehen wird. Entweder hat er ihr noch nichts gesagt, oder sie wollte nicht darüber schreiben.« Sie gähnte herzhaft. »Ich bin dafür, wir gehen ein bisschen an die frische Luft, oder wir legen uns hin.«
»Die anderen können gerne gehen«, erwiderte Cal. »Wir legen uns ein bisschen hin.«
»Nichts da, ihr zwei habt schon genug Sex.« Cybil versetzte Cal einen leichten Tritt. »Eine weitere Option wäre ein bisschen Unterhaltung. Kein Poker«, fügte sie hinzu, bevor Gage etwas sagen konnte.
»Sex und Poker sind hervorragende Unterhaltungsformen«, erwiderte er.
»Ich habe auch nichts dagegen, aber es muss etwas sein, was eine Gruppe junger, attraktiver Menschen hier gemeinsam tun kann. Nichts gegen das Bowl-a-Rama, Cal, aber es muss doch etwas geben, wo wir Getränke für Erwachsene bekommen, wo es laut ist und vielleicht sogar Musik und Knabbereien gibt.«
»Also – aua!« Layla warf Fox, der ihr in den Fuß gekniffen hatte, einen bösen Blick zu. »Also«, begann sie noch einmal, »Fox hat ein Lokal erwähnt, auf das diese Beschreibung passt. Eine Bar auf der anderen Seite des Flusses, wo es samstags Live-Musik gibt.«
»Dahin fahren wir.« Cybil sprang auf.
»Wer fährt? Für unsere Seite nominiere ich Quinn.«
»Ich auch«, rief
Weitere Kostenlose Bücher