Nachtflamme: Roman (German Edition)
Er fand weder sich selbst noch den Mann, der ihn auf dem Bürgersteig an einem regnerischen Sonntagmorgen ein paar Schritte vom Marktplatz entfernt umbrachte.
Dann sah er nur noch ein rotes Meer. Seinen eigenen Tod.
Der Druck an seinem Hals lockerte sich, und das schreckliche Gewicht wurde von seiner Brust genommen. Würgend und keuchend rollte er zur Seite und spuckte Blut.
»Fox! Fox! O’Dell!«
Undeutlich sah er ein Gesicht vor sich. Der Polizeichef Wayne Hawbaker beugte sich über ihn.
»Beweg dich nicht«, befahl Wayne ihm. »Ich rufe einen Krankenwagen.«
Nicht tot, dachte Fox. »Nein, warte«, krächzte er und rappelte sich mühsam auf. »Kein Krankenwagen.«
»Du bist ziemlich schwer verletzt.«
Fox wusste, dass eins seiner Augen zugeschwollen war, aber es gelang ihm doch, Wayne anzuschauen. »Ich bin okay. Wo ist Block?«
»Sitzt mit Handschellen hinten in meinem Auto. Himmel, Fox, ich musste ihn halb bewusstlos prügeln, bevor ich ihn von dir wegbekommen habe. Was war denn bloß los?«
Fox wischte sich das Blut vom Mund. »Frag Napper.«
»Was hat er denn damit zu tun?«
»Er hat Block eingeredet, ich hätte mit Shelley rumgemacht.« Bei jedem Atemzug hatte Fox das Gefühl, den Hals voller Glasscherben zu haben. »Aber lass nur, es spielt keine Rolle. Es ist nicht strafbar, wenn man einen Idioten anlügt, oder?«
Wayne schwieg einen Augenblick. »Ich rufe die Sanitäter an, damit sie wenigstens mal einen Blick auf dich werfen.«
»Ich brauche sie nicht.« Wut und Schmerzen bauten sich in Fox auf, und er stützte sich mit seiner blutigen Hand auf dem Pflaster ab. »Ich will sie nicht.«
»Ich nehme Block fest. Wenn du dazu in der Lage bist, musst du aufs Revier kommen und Anzeige wegen Körperverletzung erstatten.«
Fox nickte. Eigentlich war es ja versuchter Mord gewesen, aber Körperverletzung würde es auch tun.
»Komm, ich helfe dir ins Auto. Ich fahre dich nach Hause.«
»Nein, danke, ich komme schon alleine klar.«
Wayne fuhr sich mit der Hand durch seine grauen, nassen Haare. »Du liebe Güte, Fox, soll ich dich etwa blutend auf dem Bürgersteig liegen lassen?«
Fox blickte ihn an. »Du kennst mich doch, Chief. Bei mir heilt alles schnell.«
Wayne musterte ihn besorgt. »Dann lass mich wenigstens so lange warten, bis du auf den Füßen stehst. Ich fahre erst, wenn ich gesehen habe, dass du aufstehen und gehen kannst.«
Mühsam rappelte Fox sich auf, wobei die Schmerzen ihn fast zerrissen. Mindestens drei gebrochene Rippen, dachte er. Er spürte bereits, wie sie wieder zusammenwuchsen, die Schmerzen waren kaum auszuhalten. »Sperr ihn ein. Ich komme vorbei, sobald ich kann.«
Er humpelte davon und blieb erst stehen, als er hörte, dass der Chief weggefahren war. Dann drehte er sich um und starrte den grinsenden Jungen an, der auf der anderen Straßenseite stand.
»Ich werde wieder gesund, du Scheißkerl, und wenn die Zeit gekommen ist, tue ich dir etwas viel Schlimmeres an.«
Der Dämon in Kindergestalt lachte. Dann öffnete er seinen Mund, weit wie eine Höhle, und verschluckte sich selbst.
Als Fox am Haus der Frauen angekommen war, war eine seiner gebrochenen Rippen bereits verheilt, und die zweite arbeitete daran. Auch seine lockeren Zähne waren bereits wieder fest, die kleinsten Schrammen und Risse waren schon nicht mehr zu sehen.
Ich wäre besser nach Hause gegangen, dachte er. Aber die Schläge hatten ihn benommen gemacht, und er konnte nicht mehr klar denken. Die Frauen mussten seinen Anblick eben ertragen. Während der Sieben würden sie Schlimmeres erleben.
»Wir sind hier oben!«, rief Quinn, als er eintrat. »Wir kommen gleich herunter. Kaffee steht auf dem Herd, Coke ist im Kühlschrank.«
Sein Hals schmerzte immer noch so, dass er nicht antworten konnte. Schweigend machte er sich auf den Weg in die Küche.
Als er die Hand nach dem Griff des Kühlschranks ausstreckte, stellte er fest, dass sein Handgelenk gebrochen war. Er biss die Zähne zusammen und nahm die Coladose mit der linken Hand heraus. Allerdings bekam er sie mit einer Hand nicht auf.
»Wir fangen spät an. Ich glaube, wir waren … oh, mein Gott!« Layla stürzte auf ihn zu. »Fox! Gott! Quinn, Cybil, Cal, kommt herunter! Fox ist verletzt!«
Sie versuchte, den Arm um ihn zu legen, um ihn zu stützen. »Öffnest du bitte die blöde Dose?«, bat er sie.
»Setz dich. Du musst dich setzen. Dein Gesicht. Dein armes Gesicht. Hier, setz dich hierhin.«
»Mach einfach die verdammte Dose auf«, fuhr er
Weitere Kostenlose Bücher