Nachtflug Zur Hölle
laufen, jeder ist einsatzbereit, jeder ist an seinem Platz«, sagte Curtis. »Bisher scheint alles zu klappen. Und was treiben Sie dort draußen, Brad? Sie verhalten sich in letzter Zeit auffällig still. Das macht die Leute im … äh … in der Pennsylvania Avenue ein bißchen nervös.«
Elliott sah grinsend zu White hinüber. »Ach, tatsächlich? Nun, ich tue nichts Besonderes, Wilbur. Immer der gleiche alte Kram.«
»Der gleiche alte Kram, was? Wie kommen Ihre Ermittlungen gegen Oberst White voran?«
»Ich habe mit White gesprochen, als Sie angerufen haben. Er sitzt mir gegenüber.«
»Er ist noch immer in Nevada? Das ist interessant.«
»Warum?«
»Weil ich erfahren habe, daß sein Schiff ausgelaufen ist und auf Ostkurs durch die Ostsee pflügt«, antwortete Curtis.
»Das gehört zu den Ermittlungen, Sir.«
»Aha, plötzlich heißt’s wieder ›Sir‹. Aber das ist wahrscheinlich auch besser so«, meinte Curtis. »Die Valley Mistress ist nämlich nicht nur ausgelaufen, sondern hat hundert Marines und zwei Kipprotor-Flugzeuge CV-22 PAVE HAMMER an Bord. Welche Erklärung haben Sie dafür?«
Elliott merkte, daß er nicht gut länger den Ahnungslosen spielen konnte. »Den Grund dafür kennen Sie so gut wie ich, Sir«, antwortete er. »Ich habe gewisse Zweifel daran gehabt, daß das Weiße Haus mit der Rettungsaktion Ernst machen würde. Meiner Ansicht nach war zu befürchten, daß das Unternehmen abgeblasen würde, sobald Schwierigkeiten auftreten – was jetzt der Fall zu sein scheint. Ich konnte nicht beurteilen, welche Kräfte eingeplant waren, und wollte nicht warten, bis es vielleicht zu spät ist… Sir.«
»Und deshalb haben Sie ein eigenes Rettungsunternehmen geplant und wollten MADCAP MAGICIAN als Stoßtrupp einsetzen«, konstatierte Curtis verblüfft. »Wenn das Weiße Haus davon erfährt, ziehen die Ihnen die Haut ab und stellt Sie hinterher vors Kriegsgericht.« Aus dem abhörsicheren Telefon drang ein irritierter Seufzer.
»Sie haben White also freigelassen?«
»Gegen White ist nie ernstlich ermittelt worden«, berichtigte Elliott. »Er ist mit den Informationen über Dave Luger zu mir gekommen, weil monatelang nichts zu Daves Rettung unternommen worden war. Whites Kontakte zu unserer Botschaft in Moskau haben diesen Fall ins Rollen gebracht – nicht Russell. Nicht das Verteidigungsministerium. Hätte er nichts unternommen, wäre Luger möglicherweise schon tot.«
»Anstatt wegen Geheimnisverrats gegen White zu ermitteln, haben Sie also mit ihm zusammengearbeitet, um Luger zu retten?
Verdammt, das hätte ich mir denken können!« Curtis machte eine Pause. »Sie haben doch nicht etwa Megafortress- oder Black-Knight-Bomber nach drüben in Marsch gesetzt?«
»Wir wollten eben die Triebwerke anlassen.«
»General, ich hoffe, das soll ein Scherz sein«, sagte Curtis streng, »aber… ich weiß, daß es keiner ist. Was haben Sie also? Wie sieht Ihr Plan aus?«
»Sechs EB-52 Megafortress – vier für den Einsatz, zwei als Reserve«, antwortete Elliott. »Luftunterstützung gegen Radarstationen, Fla-Stellungen und das Sicherheitspersonal im Fisikus. Zwei Kipprotor-Flugzeuge CV-22 PAVE HAMMER mit insgesamt fünfzig Marines.«
»Erstaunlich! Ich hätte wissen müssen, daß Sie nicht tatenlos zusehen würden. Und wann wollten Sie mir das alles melden?«
»Überhaupt nicht«, gab Elliott zu. »Ich wollte losschlagen, sobald mein Team einsatzbereit ist. Wäre das MEU schon unterwegs gewesen, wäre ich umgekehrt oder hätte meine Unterstützung angeboten.
Wäre es dagegen nicht eingesetzt worden, hätte ich mein Unternehmen weitergeführt.«
»Mit Bombern B-52 über Litauen? Wie haben Sie sich vorgestellt, damit durchzukommen …?«
»Meine Bomber wären nie entdeckt worden«, behauptete Elliott.
»Wir hätten genügend Abstandswaffen gehabt, um jedes Überwachungs- und Jägerleitradar im Baltikum auszuschalten – und den Rest hätten die Störsender der EB-52 erledigt. Wegen der Jäger haben wir uns keine großen Sorgen gemacht: nachts, ohne Jägerleitstellen und solange weder Minsk noch Kaliningrad bedroht sind, hätte es kein Jagdflieger im Tiefflug mit uns aufgenommen. SAM-Stellungen, optisch gerichtete Flak und einzelne Kampfhubschrauber mit Lenkwaffen wären vielleicht gefährlich gewesen, aber wir haben uns zugetraut, die meisten auszuschalten und den übrigen auszuweichen.
Unter dem Schutz der schweren Waffen unserer EB-52 und der Lenkwaffen und Maschinenkanonen der CV-22 hätten
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