Nachtflug Zur Hölle
vergessen, Oberleutnant. Sie haben natürlich keine Erinnerung an unseren speziellen kleinen Apparat, der Sie zum Reden bringt, nicht wahr? Sie haben im Koma gelegen, als wir Sie schwer verletzt aus Sibirien abgeholt haben, und sind jedesmal sediert worden, bevor wir Sie in die Isolierzelle gesteckt haben.
Nun, dann erwartet Sie heute eine echte Überraschung. Sie werden den Apparat sehen, bevor wir Sie anschließen – und da wir den geschätzten Dr. Oserow nicht mehr benötigen, können wir Sie länger als sonst angeschlossen lassen. So haben wir Gelegenheit, Ihnen Ihr gesamtes Wissen zu entreißen und können zugleich beobachten, wie lange ein Mensch diese vollständige körperliche und geistige Isolierung ertragen kann, bevor er den Verstand verliert. Das wird sicher sehr interessant.
Abführen!«
Weißes Haus, Washington, D. C.
12. April, 13.13 Uhr
General Wilbur Curtis und mehrere Stabsoffiziere aus dem Pentagon informierten den Präsidenten und sein Kabinett über die geplante Verstärkung der Botschaftswache in Wilna und das Unternehmen REDTAIL HAWK.
Bevor ein US-Soldat, aus welchem Grund auch immer, die Grenze eines anderen Landes überschreitet, muß er die Genehmigung der National Command Authority einholen – des Präsidenten und seines Verteidigungsministers, die als Zivilisten den amerikanischen Militärapparat beaufsichtigen. In diesem Fall war der Befehl, US-Kräfte nach Litauen zu entsenden, bereits vor Monaten in Form einer Executive Order erteilt worden, die in der Übergangsperiode während des Abzugs fremder Truppen eine verstärkte Überwachung des Baltikums anordnete. Ursprünglich waren diese Kräfte CIA-Agenten und ihre Informanten gewesen, die in seit Urzeiten bewährter Manier nachrichtendienstliche Erkenntnisse sammelten.
Schon einige Wochen vor dem Zwischenfall vor dem Reaktor Denerokin, als in ganz Litauen die Aktivitäten von GUS-Truppen und weißrussischen Einheiten zunahmen, hatte der Präsident die direkte militärische Überwachung des Baltikums genehmigt. Durchgeführt wurde die verstärkte Überwachung, die nun auch die Nachbarstaaten erfaßte, mit Satelliten und Aufklärungsflugzeugen, die besonders auf Truppenbewegungen und ganz besonders auf Standorte und Verteilung der mit Atomwaffen ausgerüsteten Einheiten achteten.
Für das Unternehmen REDTAIL HAWK unterzeichnete der Präsident eine weitere Executive Order, die Militäreinsätze in Litauen, Rußland und Weißrußland gestattete – aber zugleich auf geheime Aufklärungsunternehmen beschränkte. Durchgeführt wurden sie in Litauen von Teams der Special Forces der U.S. Army in Zusammenarbeit mit dem U. S. European Command, dem Marine Corps und dem U.S. Special Operations Command, aber auch von Kampfschwimmern der U.S. Navy, die von ihren Schiffen in der Ostsee aus Ziele in Küstennähe aufklärten.
Diese Teams mit der Codebezeichnung AMOS waren seit einigen Tagen im Einsatz, um das Unternehmen zur Verstärkung der Botschaftswache und die Rettungsaktion für Luger zu beobachten und nach Möglichkeit zu unterstützen.
Über den Status der AMOS-Teams berichtete Curtis an diesem Nachmittag: »Wir haben insgesamt vierundzwanzig Teams in Position, und alle sind einsatzbereit. Die meisten beginnen ihren Kampfeinsatz etwa sechs Stunden vor dem Unternehmen zur Verstärkung der Botschaftswache.
Sechs Kampfschwimmerteams beschädigen russische Radar- und Fla-Raketen Stellungen in Lettland, Litauen und Kaliningrad. Gleichzeitig schalten zehn Teams der Special Forces wichtige GUS-Stützpunkte in Litauen aus – in erster Linie Flugplätze. Am Stadtrand von Wilna stehen zwei AMOS-Teams, um ein Tanklager für aus der Botschaft kommende Hubschrauber des Marine Corps einzurichten.
In Wilna selbst sind sechs Teams der Special Forces stationiert: zwei für den Fall, daß unsere Marines Unterstützung brauchen, zwei zum Schutz der US-Botschaft, zwei zur Überwachung des Fisikus-Instituts.
Alle Teams stehen in Funkverbindung mit der Botschaft und befinden sich gut getarnt in Sicherheit«, schloß Curtis. »Sie warten jetzt auf ihren Einsatzbefehl. Sobald sie ihn erhalten, beginnt die Annäherung an ihre Ziele. Die Kampfschwimmerteams brauchen ihren Einsatzbefehl als erste. Sie fliegen von der Wasp aus mit Hubschraubern bis fast in Reichweite der Radarstationen an der Küste und kommen mit Schlauchbooten an Land. Obwohl sie weniger als fünfzig Kilometer zurückzulegen haben, brauchen sie knapp vier Stunden, um ihre Ziele zu
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