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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Polangen noch attraktiver zu machen. Seine Strande wurden oft als Riviera des Baltikums bezeichnet, obwohl sie diesen Namen unter sowjetischer Herrschaft kaum verdient hatten.
    In unmittelbarer Nachbarschaft hatten sich ungebetene Gäste eingenistet – das sowjetische Militär. Direkt nördlich der Badestrände, wo die Küste kaum weniger schön war, hatte die sowjetische Luftverteidigung einen Flugplatz angelegt, zu dem auch eine Radarstation und eine Fla-Raketenstellung mit SAM-10 gehörten. Gleichzeitig war dort ein luxuriöser Badeort für hohe sowjetische Offiziere entstanden. Während die Besatzung des Stützpunkts im Winter nur wenige Dutzend Mann zählte, schwoll sie im Sommer auf mehrere hundert Personen an, da viele Generäle ihre Familien mitbrachten, um die dortigen Einrichtungen zu »inspizieren«. Daran hatte sich auch unter GUS-Kontrolle selbstverständlich nichts geändert.
    Bis zum Frühsommer sind die Strände um Polangen menschenleer – und das gilt an sich auch für die Luftverteidigungsstellung. Die sauberen weißen Sandstrände, auf denen sich im Sommer die Touristen drängen, liegen kalt und verlassen da, oft mit Schnee bedeckt.
    Heult dann nachts der eisige sibirische Ostwind über sie hinweg, kann man sich nur schwer einen einsameren, verlasseneren Küstenstrich vorstellen.
    Genau richtig für Bootsmann Brian Delbert und sein Kampfschwimmerteam.
    Der heulende Wind, der die feuchte Kälte noch unangenehmer machte, übertönte bei ihrer Annäherung an die Küste das Geräusch des Außenbordmotors, Ihr mit einem Maschinengewehr M-60 bewaffnetes großes Schlauchboot trug zwölf Kampfschwimmer und fast eine halbe Tonne Ausrüstung. Das Team war von einem Hubschrauber CH-46 Sea Knight des Marine Corps 30 Kilometer vor der Küste abgesetzt worden – knapp außer Reichweite der Radargeräte in Polangen. Obwohl das Boot mit seinem 40-PS-Motor 20 Knoten lief, hatte ihre Fahrt knapp zwei Stunden gedauert, weil sie in Sichtweite von Fischer- oder Patrouillenbooten jeweils den Motor abgestellt hatten. Da die Ausgucke anscheinend keine Nachtsichtgeräte benutzten, waren sie bisher unentdeckt geblieben.
    Delbert, dessen Codename »Command« lautete, befehligte die Gruppe, die an Land gehen und den Auftrag ausführen würde. Das gesamte Team stand unter dem Befehl eines Leutnants vom Marine Corps, Codename »Wheel«. Dieser Offizier würde im Schlauchboot auf die Rückkehr der an Land gesetzten Gruppe warten.
    Bis auf zwei Schwimmspäher in Naßtaucheranzügen und Flossen steckten sie alle in schwarzen Mustang-Overalls und trugen dazu wasserdichte Stiefel, Wollhandschuhe mit Lederbesatz und Sturmhauben, deren Augenschlitze gerade groß genug für ihre Nachtsichtgeräte PVN-5 waren. Bewaffnet waren die Kampfschwimmer mit 9-mm-Maschinenpistolen Heckler & Koch MP5KA4 mit 32-Schuß-Magazin und Schalldämpfer, 9-mm-Pistolen Heckler & Koch P9S und einem ganzen Sortiment von Blend-, Nebel-, Gas- und Brandgranaten. Die Schwimmspäher, die den Strand erkunden würden, hatten großkalibrige Schrotflinten M-37 Ithaca in wasserdichten Hüllen bei sich. Ebenfalls an Bord waren sechs Tornister mit Sprengladungen Mk-133 aus je acht Blöcken des Sprengstoffs C-4.
    Brian Delbert war das älteste und kleinste Mitglied des gesamten Teams. Damit unterschied er sich auffällig von den Männern, die heutzutage in die Kampfschwimmerausbildung der U.S. Navy kamen: Er sah weder wie ein Triathlet noch wie ein Footballspieler aus.
    Zum Gruppenführer hatte er es nicht durch Kraft – obwohl er stärker als viele schwere Männer war –, sondern mit Köpfchen und Findigkeit gebracht. Seine Kameraden nannten ihn »Wiesel«, und dieser Spitzname war ihm lieber als jeder andere.
    »Angriff in genau zwei Stunden«, sagte der Leutnant. Delbert, der das Schlauchboot steuerte, nickte wortlos. Das war knapp, aber sie würden’s schaffen, wenn die Aufklärungsergebnisse halbwegs zutrafen: keine Strandpatrouillen, keine Fuß- oder Fahrzeugstreifen, nur wenig Wachpersonal für die Radarstation und die SAM-10-Stellungen. Allerdings mußten sie mit Wachhunden rechnen – auf Satellitenaufnahmen waren Hundezwinger und ein innerer Zaun zu erkennen, der die Hunde vom äußeren Zaun mit seinen Bewegungsmeldern abhielt – aber auch Hunde mochten kein naßkaltes Wetter. Nur Kampfschwimmern der U.S. Navy konnte das Wetter gar nicht schlecht genug sein.
    Zweihundert Meter vom Strand entfernt, dicht an der Brandungslinie, stellte Delbert den Motor ab

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