Nachtflug Zur Hölle
aber dort unten steht noch ein unbeschädigter Zeus. Solange der in der Nähe ist, hatte die SEA HAMMER über dem Sicherheitstrakt keine Chance.« Marx griff nach seinem Mikrofon und drückte die Sprechtaste. »Hammer, Three, hier Four, kommen.«
»Hammer, auf Wachfrequenz mithören und zunächst warten«, antwortete Snyder im nächsten Augenblick. Vorn im Cockpit der zweiten MV-22 schaltete der Copilot auf die internationale Wachfrequenz um, damit die Marines im Laderaum mithören konnten.
»Achtung, anfliegende Hubschrauber! Achtung, anfliegende Hubschrauber, hier spricht General Dominikas Palcikas«, sagte eine Stimme, die Englisch mit starkem Akzent sprach. »Ich bin der Kommandeur der Brigade Eiserner Wolf der Republik Litauen. Auf Befehl unserer Staatsführung haben meine Einheiten das Fisikus-Institut und weitere militärische Einrichtungen in ganz Litauen besetzt und die OMON-Truppen daraus vertrieben.
Ich befehle Ihnen, sich sofort zu erkennen zu geben – sonst lasse ich ohne weitere Warnung das Feuer eröffnen. Kommen Sie nicht in feindlicher Absicht und führen meinen Befehl sofort aus, wird nicht auf Sie geschossen. Ich werde diesen Befehl auf russisch wiederholen.
Dies ist meine letzte Warnung! Geben Sie sich sofort zu erkennen!«
Nach kurzer Pause wurde der Befehl auf russisch wiederholt.
Die Marines im Laderaum der MV-22 schwiegen verblüfft. Trimble schien als erster die Sprache wiedergefunden zu haben. »Was soll der Scheiß?« fragt er laut. »In Litauen gibt’s keine Brigade Eiserner Wolf.«
»Palcikas… Palcikas…«, murmelte Marx. Dann erinnerte er sich an die Hintergrundinformation für dieses Unternehmen und rief aus: »Palcikas! Dominikas Palcikas, der Oberbefehlshaber der litauischen Streitkräfte!«
»Er hat die Macht ergriffen«, sagte Wohl bewundernd. »Ein verdammter litauischer General ist durch einen Militärputsch an die Macht gekommen!«
»Nicht unbedingt«, widersprach Marx. »Aber wenn er die Wahrheit sagt, befehligt er die Truppen dort unten.«
»Das bedeutet, daß wir weitermachen können«, stellte McLanahan fest. »Wir sind Amerikaner. Wir versuchen nicht, das Fisikus zu erobern.« Er zögerte, als ihm klar wurde, was das wirklich für ihr Unternehmen bedeutete. »Gott… Luger…«
»Sieht fast so aus, als hätte ihm Palcikas den Rest gegeben«, meinte Trimble. »Hat die Wachmannschaft Befehl gehabt, ihre Gefangenen bei einem Befreiungsversuch zu liquidieren, ist er jetzt tot.«
»Schnauze!« brüllte McLanahan, der ihm am liebsten einen Kinnhaken versetzt hätte.
»Da runter können wir jedenfalls nicht mehr«, behauptete Trimble, ohne auf McLanahan zu achten. »Das hier sollte ein Geheimunternehmen sein. Wir können kein gottverdammtes Publikum brauchen, das zusieht, wie wir auf dem Gebäudedach landen.«
»Wir dürfen nicht ohne Luger zurückkommen«, stellte Ormack fest. »Tot oder lebendig – wir müssen ihn dort rausholen!«
»Palcikas gibt uns die Genehmigung, den Komplex zu überfliegen«, warf McLanahan ein. »Zeigen wir, daß wir seine Soldaten nicht angreifen wollen, können wir weiterfliegen.«
»Und was ist, wenn das nicht Palcikas ist?« wandte Trimble ein.
»Wenn das einer der Schwarzen Barette ist, die uns in eine Falle locken wollen? Ich bin dafür, dieses Unternehmen abzubrechen, Oberleutnant. Wir müssen uns an die Vorschriften halten, Sir, und sofort abhauen!«
Sicherheitstrakt des Fisikus-Instituts
»Genau … das haben Sie richtig verstanden!« brüllte MSB-Major Teresow in sein Funkgerät. »Das Fisikus wird von litauischen Partisanen angegriffen und ist eben von einem unbekannten Flugzeug bombardiert worden .. , Nein, das ist keine Übung, Arschloch! Ob diese Verbindung abgehört werden kann, ist mir scheißegal! Ich verlange, daß sofort eine Staffel Kampfhubschrauber mit Begleitjägern zum Fisikus entsandt wird – und mindestens ein Bataillon Infanterie mit Panzern! Alarmieren Sie den GUS-Korpskommandeur in Riga… Ja, die Korpsführung direkt – auf Befehl von General Gabowitsch.« Er war sich bewußt, daß er damit erneut seine Befugnisse überschritt, aber die Lage wurde allmählich verdammt ernst.
»Halt, was fällt Ihnen ein?« fragte Oberst Kortyschkow in diesem Augenblick scharf. Ein junger Unteroffizier hatte ihn zu Teresow geführt, der an seinem leistungsfähigen Funkgerät saß. »Sie sind nicht berechtigt, Luftunterstützung oder dergleichen anzufordern, und ich habe allen Funkverkehr aus diesem Gebäude ohne meine
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