Nachtflug Zur Hölle
»Soll ich diese Kerle…«
»Ach, halten Sie die Klappe, Gunny«, wehrte Snyder unwillig ab.
Er starrte Ormack haßerfüllt an. »Ich hab’ meine Befehle von dem General hier.«
»Ich kann die Botschaft anrufen, Sir. Wir lassen uns mit dem Oberkommando verbinden … oder wir reden mit dem Kommandanten persönlich!«
»Nein, hab’ ich gesagt. Wir führen den Befehl aus. Lassen Sie die Männer antreten, damit wir abmarschieren können.«
»Aber, Sir …«
»Sie sollen antreten lassen, Gunny«, sagte Snyder barsch. Er baute sich vor Ormack auf, sah kurz zu Briggs und McLanahan hinüber und starrte dann wieder den General an. »Nur noch eine Bitte, Sir. Ein Haufen guter Marines hat sein Leben riskiert, damit Sie herkommen und Soldat spielen konnten. Falls Sie lebend zurückkommen, gehen Sie zu den Beerdigungen, küssen ihre Frauen und Mütter und behandeln sie mit dem Respekt, der ihnen zusteht. Kein Jubel, keine Siegesfeiern. Das gilt für Sie alle. Sie bedanken sich bei den Marines, die Sie hergebracht haben.«
»Wir kommen alle drei, Hauptmann«, sagte Ormack, der Snyders Blick standgehalten hatte. »Und jetzt verschwinden Sie!«
»Aye, aye, Sir«, antwortete Snyder mit Verachtung im Tonfall. Er legte die rechte Hand an den Helm, aber seine Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengepreßt, und die linke Hand blieb zur Faust geballt. Ormack erwiderte seinen Gruß nicht. Die Marines folgten dem Hauptmann, als er kehrtmachte und davonmarschierte.
Ihr schweigender Abmarsch hinterließ ein Gefühl der Leere – bis General Palcikas Ormack auf den Rücken klopfte und breit grinsend sagte: »Gut gemacht, General! Ich hab’ gewußt, daß Sie ein guter Führer sind! Generale müssen den Befehl übernehmen. Gut gemacht! Kommen Sie, wir besichtigen jetzt den sowjetischen Wundervogel.«
»Wir können noch mehr«, warf Luger ein. »Wir können damit wegfliegen.«
Alle starrten Luger verblüfft an. McLanahan erholte sich als erster von seiner Überraschung und fragte: »Was? Stimmt das wirklich?
Die Maschine ist flugfähig?«
»Ich habe die Tuman mindestens achtmal geflogen… soweit ich mich erinnern kann«, berichtete Luger. »Natürlich ist sie flugfähig.«
Er sah zu Briggs, dann zu Ormack und schließlich zu Patrick McLanahan, seinem alten Freund und Partner, hinüber und grinste.
»Wenn wir’s schaffen, an die hier gelagerten Waffen ranzukommen, können wir sogar ein paar Raketen abschießen und ein paar Bomben werfen.«
»Dann nichts wie hin!« sagte Ormack. Er rieb sich die Hände.
»Wird allmählich Zeit, daß wir wieder in die Luft kommen!«
›Erst schneiden wir es ab; dann vernichten wir’s.‹
GENERAL COLIN POWELL, U. S. ARMY, AM VORABEND DES UNTERNEHMENS WÜSTENSTURM.
Über dem Kaliningrads Gebiet Republik Rußland
13. April, 08.47 Uhr
Von seinem Transporthubschrauber Mi-8 aus, der als fliegender Befehlsstand eingerichtet war, sah Generalleutnant Anton Woschtschanka schwarze Rauchwolken über dem Militärflugplatz Tschernjachowsk im Kaliningrader Gebiet. Nachdem der Pilot auf seine Anweisung tiefergegangen war – sie flogen in 4000 Meter Höhe, fast der Dienstgipfelhöhe der schwerbeladenen Mi-8, um vor dem sporadischen Abwehrfeuer russischer Infanterie sicher zu sein –, erkannte er Panzer, die am Flugplatzrand Verteidigungsstellungen einnahmen. Das waren unverkennbar die alten, langsamen T-60 seiner 31. Panzerbrigade, die gegen erbitterten Widerstand russischer Panzer T-72 und T-80 auf den Flugplatz vorgestoßen waren.
»Stand des Unternehmens gegen Tschernjachowsk?« fragte er seinen Stabschef. Der Stabschef gab seine Frage an die Funker weiter.
»Sehr gut«, lautete die Antwort. »Die Einunddreißigste meldet, daß sie die GUS-Kommandozentrale, die Radarstation und das Rollfeld besetzt hält. Letzte Rückzugsgefechte werden aus dem Bereich des Bomben- und Munitionslagers gemeldet. Einige Flugzeuge haben noch starten können, aber der Platz ist fest in unserer Hand.«
»Verluste?«
»Leicht bis mittel, hat Oberst Schklowski gemeldet«, antwortete der Stabschef. »Die Brigade ist weiter einsatzbereit und richtet sich jetzt zur Verteidigung ein.«
»Ausgezeichnet«, sagte der General zufrieden. Schlagkraft und Schnelligkeit waren bei diesem Unternehmen entscheidend. »Ich will kein Blutbad, und wir brauchen die Bomben- und Munitionsbestände. Oberst Schklowski soll das Gebiet abriegeln und die Verteidiger zur Kapitulation auffordern.« Nachdem der Stabschef den Befehl
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