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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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eineinhalb Kilometer auf der Okmerges-Avenue, und schon ist man in der Botschaft. Oder man springt einfach in den Fluß und schwimmt rüber – die Wilija ist dort nur knapp tausend Meter breit.
    Bis man drüben ist, hat die Strömung einen genau bis vor die Botschaft getragen.«
    »Dort unten passiert einem nichts?« fragte Trimble. »Wie sieht’s mit ungeklärten Abwässern oder Chemikalien aus?« Der Gedanke, in Fäkalien oder radioaktiven Abfällen schwimmen zu müssen, war für ihn eine Horrorvorstellung.
    »Wir haben überall gemessen, aber nirgends erhöhte Radioaktivität festgestellt«, antwortete Gladden. »Natürlich sind die Abwasserkanäle glitschig, stinken nach Scheiße und stehen an manchen Stellen knöcheltief voll Schlamm. Aber durch die Gullys kommt reichlich Frischluft, so daß der Marsch einigermaßen auszuhalten ist. Vor allem ist diese Route schnell und sicher.«
    »Sind die Kanäle groß genug, daß wir die Verwundeten mitnehmen können?«
    »Vom Fisikus aus bis zur Traky-Avenue geht’s da unten eng zu – auf den ersten fünf Kilometern hat der Hauptkanal nur eineinhalb Meter Durchmesser. Ab Traky sind’s immerhin zwei Meter, und unter dem Gedimino-Boulevard liegt die reinste Autobahn. Mein Partner und ich fahren dort unten mit Rädern spazieren und haben uns Einkaufswagen besorgt, um unsere Ausrüstung zu transportieren …«
    »Okay, okay, Sergeant«, unterbrach ihn Snyder. Dieser Kerl treibt sich schon zu lange in der Kanalisation herum! dachte er. »Wir müssen Gefallene und Verwundete transportieren. Halten Sie das trotzdem für möglich?«
    »Es dauert lange, Sir, wahrscheinlich drei bis vier Stunden, bis die Träger wieder aufrecht gehen können«, antwortete Gladden. »Die Kanäle sind im Augenblick nicht überflutet, aber irgendein Spritzwasserschutz aus Ponchos oder Leichensäcken für die Verwundeten wäre gut. Ansonsten sehe ich keine Hindernisse, Sir.«
    »Also gut«, sagte Snyder, »wir benutzen die Kanalisation, aber das gilt nicht für alle. Der Gegner erwartet natürlich, daß wir zur Botschaft durchzubrechen versuchen, und wenn auf der Straße nichts passiert, fängt er an, uns anderswo zu suchen. Und auf eine Schießerei in der verdammten Kanalisation bin ich nicht im geringsten scharf.
    Daher teilen wir uns. Die Gefallenen, die Schwerverletzten und ein paar von uns fahren mit Lastwagen. Andere befahren parallel verlaufende Routen, um diesen Lastwagen Feuerschutz zu geben. Wir übrigen schaffen die marschfähigen Verwundeten, die Flieger und ihre Dokumente durch die Kanalisation zum Fluß runter.«
    Snyder wandte sich an General Palcikas, der eben mit seinem Funker sprach.
    »Sir, wir wollen’s noch einmal mit einer LKW-Kolonne versuchen«, sagte der Amerikaner, »aber diesmal hätte ich lieber drei einzelne Konvois auf Parallelrouten, damit sie sich gegenseitig Feuerschutz geben können.«
    »Einverstanden«, stimmte der litauische General zu. »Wir haben Verbindung zu vielen Leuten… Bürgern…, die jetzt helfen wollen.«
    »Ausgezeichnet!« meinte Snyder. »Was haben Sie persönlich vor.
    Sir?«
    »Ich bleibe hier«, antwortete Palcikas. »Unsere Zellen in der Stadt erhalten Munition und Waffen aus dem Sicherheitstrakt. Da ich wieder Funkverbindung zu allen Einheiten habe, kann ich die Verteidigung von hier aus organisieren. Ich setze ein Bataillon ein, um die GUS-Truppen in Darguziai im Süden zu blockieren. Eine, vielleicht zwei Kompanien zum Schutz öffentlicher Einrichtungen und des Hauptpostamts. Dann kämpfen wir gegen weißrussische Hubschrauber und Infanterie aus Smorgon. Die große Schlacht findet morgen früh statt.«
    »Alles Gute, Sir«, sagte Snyder. »Sollten Sie noch etwas brauchen, kann ich Ihre Wünsche gern an die US-Botschaft weitergeben, der ich berichten werde, wie ausgezeichnet Sie uns unterstützt haben.«
    »Pas deschaz«, meinte Palcikas mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Sie helfen, ich helfe. Sie sind ein guter Soldat. Auch Ihnen alles Gute!«
    »Danke, Sir.« Er wandte sich an Gunny Trimble. »Wir brauchen Stadtpläne, damit…«
    »Hauptmann, wir kommen nicht mit«, warf John Ormack ein.
    Snyder drehte sich zu den Luftwaffenoffizieren um, funkelte Ormack wütend an und tat dann so, als nehme er die Ankündigung nicht recht ernst. »Natürlich kommen Sie mit uns, Ormack.«
    »General Ormack, Hauptmann«, stellte Ormack richtig. Mehrere Marines drängten naher heran, um ja nichts zu verpassen, und selbst Palcikas beobachtete Ormack

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