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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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älter als Doleckis MiG-24D. Er trug je zwei Waffenbehälter mit 23-mm-Maschinenkanonen SPPU-22 unter beiden Flügeln, je zwei 30-mm-Maschinenkanonen in beiden Flügelwurzeln, einen großen Zusatztank unter dem Rumpf und war zur Erdkampfunterstützung ausgelegt. Zwei SPPU-22 in den Waffenbehältern schossen sogar nach hinten, damit Bodenziele auch nach dem Überflug der Su-17 noch bekämpft werden konnten.
    Doleckis, mit und ohne Laser-Entfernungsmesser einer der besten Jagdbomberpiloten der weißrussischen Luftwaffe, flog eine bis an die Zahne bewaffnete MiG-27D: vier Schüttbomben mit je 70 kleinen Bombenkörpern an den hinteren Aufhängepunkten, zwei Behälter mit 57-mm-Raketen an den vorderen Aufhängepunkten, ein Zusatztank unter der Rumpfmittellinie und zwei Jagdraketen AA-2 mit Infrarotsucher an den kleinen äußeren Waffenträgern. Das Magazin der im Rumpf untergebrachten großkalibrigen 30-mm-Maschinenkanone zur Bekämpfung von Bodenzielen enthielt 300 Schuß panzerbrechende Munition.
    Das war die größte Waffenlast, mit der Doleckis seit seiner Ausbildung in der Jagdbomberschule Tiflis jemals unterwegs gewesen war…
    … und wie damals in der Flugzeugführerschule waren alle Waffenschalter mit Draht und Bleiplomben versiegelt. Doleckis hatte strikte Anweisung, ohne ausdrückliche Erlaubnis keinen der Schalter zu betätigen; schon das Lösen eines Drahts hätte ihm ein Disziplinarverfahren eingebracht. Zum Glück konnte man kaum versehentlich an die Schalter kommen.
    Doleckis war also mit einigen tausend Kilogramm erstklassiger Waffen beladen unterwegs, aber er hatte die strikte Anweisung, zu warten und sich bereit zu halten. Er wußte, daß er für den Fall, daß General Woschtschanka ihn brauchte, in Reserve gehalten wurde, und malte sich gern aus, wie er einen verzweifelten persönlichen Hilferuf des Generals empfing, obwohl er wußte, daß das unwahrscheinlich war, Stebuts Hochleistungskamera war aufnahmebereit, aber da keiner von ihnen nähere Anweisungen erhalten hatte, flogen sie einfach gleichmäßig weiter …
    »Flug sieben-eins-eins«, sagte die Anflugkontrolle plötzlich, »neuer Kurs drei-zwo-null, auf siebenhundert Meter sinken und Lida-Marine-Leitstelle auf Kanal neun rufen. Anweisungen bestätigen.«
    »Flug sieben-eins-eins, Kurs drei-zwo-null, siebenhundert Meter, Kanal neun.« Endlich schien etwas zu passieren! Dieser neue Kurs führte dichter an die litauische Grenze heran, und in der neuen Höhe befand er sich kaum hundert Meter über den höchsten Geländeerhebungen. Die Aufforderung, sich im Tiefflug über den Wäldern des Nemas-Tals bei der Leitstelle zu melden, mußte etwas zu bedeuten haben.
    Hauptmann Doleckis schaltete aufgeregt auf die neue Frequenz um und meldete sich: »Lida-Marine-Leitstelle, Flug sieben-eins-eins auf Kanal neun, Kommen.«
    »Sieben-eins-eins, Leitstelle, verstanden«, antwortete die rauchige Stimme ihrer Dispatcherin in der Leitstelle. Sie war eine rothaarige russische Schönheit – ein weiterer guter Import aus Rußland –, hinter der Doleckis schon seit Wochen her war. Dieser verführerischen Stimme hätte er tagelang zuhören können. »Sieben-eins-eins«, gurrte sie, »fliegen Sie Überwachungsschleifen bei Papa-Kilo, Kilo-Juliett, fünf-null, drei-null – und warten Sie weitere Anweisungen ab. Kommen.«
    »Sieben-eins-eins, verstanden«, antwortete Doleckis, wiederholte die Koordinaten und suchte sie dann auf der an seinem Kniebrett festgeklemmten Karte. Er fand sie knapp nördlich eines kleinen Dorfs etwa zehn Kilometer von der Grenze entfernt. Überwachungsschleifen bestanden aus liegenden Achten mit zweimal zwanzig Kilometern Länge und nicht mehr als zehn Grad Schräglage in maximal 500
    Meter Höhe. Dabei konnte man das unter einem liegende Gelände gut absuchen – aber Doleckis hätte vor allem gern gewußt, wonach er Ausschau halten sollte.
    Doleckis stellte seine MiG-27 für diesen Überwachungsflug ein. Er nahm die Leistung auf 60 Prozent zurück, verstellte seine Schwenkflügel manuell auf maximale Spreizung und setzte die Klappen eine Raste tiefer, um die Stabilität im Langsamflug zu erhöhen. Ging die Steuerfähigkeit in dieser relativ niedrigen Höhe verloren, konnte das katastrophale Folgen haben.
    »Sieben-eins-eins, Klappen fünfzehn, Spreizung sechzehn«, warnte Doleckis seinen Rottenflieger. Er wartete noch einige Sekunden, bevor er sich davon überzeugte, daß auch Stebuts Su-17 für den Langsamflug eingerichtet war. An sich war

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