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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Explosion die Radarkuppel und schleuderte ihre Trümmer wie bei einem Vulkanausbruch hoch in die Luft. Sie sahen die Explosion, bevor der Knall sie erreichte, aber als die Schall- und Druckwelle dann über sie hinwegging, hatten sie das Gefühl, in die Bahn eines tropischen Wirbelsturms geraten zu sein.
    »Ich melde den Unfall«, sagte der Gefreite – aber als er sein Funkgerät aus dem Fahrerhaus holen wollte, hielt ihn der Bordwart am Arm fest.
    »Augenblick mal! Dich kenn’ ich überhaupt nicht. Wie heißt du eigentlich?«
    »Lassen Sie mich los! Ich muß den Unfall melden und Sergeant Paschuto…«
    Der Bordwart packte fester zu, und nun wurden auch andere auf diesen Vorfall aufmerksam. »Los, wie heißt du, Soldat? Ich kenn’ dich nicht, und du sprichst mit ausländischem Akzent.« Er winkte einen seiner Leute heran. »Misklaw, hilf mir mal!«
    Dann ertönte ein weiterer Schrei. Am anderen Ende des Vorfelds, auf dem der Bordwart den verdächtigen Fahrer gepackt hielt, strömte ein breiter Schwall Kerosin aus einem 30000 Liter fassenden Tankwagen. Der Treibstoff bildete einen See, der sich rasch über die Abstellfläche ausbreitete. »Verdammt, was ist das wieder?« Plötzlich war ein gedämpfter Knall zu hören, und im nächsten Augenblick schien sich der gesamte Inhalt des Tankwagens, neben dem sie standen, auf einmal über den Asphalt zu ergießen.
    »Los, haut ab!« brüllte jemand. Aus drei weiteren Tankwagen strömten nach gedämpften Explosionen fast 100000 Liter Kerosin aufs Vorfeld. Die dort abgestellten Kampfhubschrauber Mi-24D waren plötzlich durch Treibstoff gefährdet, der ihre Räder zentimeterhoch umspülte.
    »Sabotage!« rief der Bordwart. Der junge Gefreite wollte weglaufen, aber der andere packte fester zu. »Hiergeblieben, du Dreckskerl!
    Was geht hier vor?«
    Korporal Wilson war es nicht gewohnt, sich grob anfassen zu lassen – und schon gar nicht zweimal nacheinander. Während das Bodenpersonal und die Hubschrauberbesatzungen auseinanderlie-444
    fen, um aus dem riesigen Treibstoffsee herauszukommen, packte der junge Marineinfanterist den Bordwart mit eisernem Griff, als wolle er ihn von seinem Tankwagen wegziehen, und rammte ihm gleichzeitig das rechte Knie in den Unterleib. Der andere klappte mit einem dumpfen Aufschrei zusammen und hing wie leblos in Wilsons Armen.
    Der Amerikaner wartete einige kostbare Sekunden lang, bis alle vorbeigelaufen waren. Dann holte er tief Luft für seinen Spurt entgegen der allgemeinen Fluchtrichtung – zu einem hundert Meter entfernten Strahlabweiser hinter den Hubschraubern. Er mußte nur den Bewußtlosen zu Boden sinken lassen und losrennen.
    Aber obwohl Wilson sich selbst ermahnte, schnellstens abzuhauen, brachte er es nicht über sich, den Mann hier zurückzulassen.
    Der Bordwart hatte nur seine Pflicht getan; er hatte es nicht verdient, elend in einem Flammenmeer umzukommen. Deshalb schleppte Wilson den Bewußtlosen mit sich hinter die Mi-24 und auf den Strahlabweiser zu. Er würde den Mann sofort liegenlassen, wenn er unterwegs beschossen wurde – aber auch nur dann.
    Um Kerosin zu entflammen, braucht man einen sehr heißen Zündfunken – ein halbes Pfund Sprengstoff C4 mit einem Phosphorbrandsatz genügte in diesem Fall —, aber der Zeitschalter war auf nur 30 Sekunden eingestellt. Korporal Wilson hätte ihn auf 60 Sekunden einstellen sollen. Das war sein letzter Gedanke, bevor er einen Lichtblitz sah, ein lautes Brausen hörte und mit dem Mann, den er hatte retten wollen, von einer weißglühenden Flammenwand verschlungen wurde.
    Die beiden hatten keine Chance.
    Die Explosionen und der Flächenbrand erfaßten nacheinander alle 18 Kampfhubschrauber, die auf diesem Teil der Vorfläche abgestellt waren, und ließen den Treibstoff in ihren Tanks explodieren, wodurch die Flammen neue Nahrung erhielten. Die bereits zur Radarkuppel entsandte Flugplatzfeuerwehr raste wenige Minuten später zum Vorfeld zurück, aber da waren bereits alle 18 Maschinen zerstört oder schwer beschädigt. Fast gleichzeitig flog auch das Tanklager in die Luft, denn auch dort ließen die Marines des Einsatzteams MADCAP MAGICIAN Sprengladungen hochgehen.
    In der allgemeinen Panik verließen die Marines, wenngleich ohne Korporal Ed Wilson, unbehelligt den Stützpunkt und führten ihren vorbereiteten Fluchtplan aus. Das zweite Kipprotor-Flugzeug CV-22 würde sie in einigen Stunden abholen, um sie bei Einbruch der Dunkelheit in der Nähe ihres nächsten Ziels abzusetzen.
Über

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