Nachtflug Zur Hölle
White.«
Der Mann war wirklich sehr schlecht zu verstehen. »Wie heißt dein Kommandeur?«
»Mein Kommandeur ist Oberst Paul White, United States Air Force«, sagte der Unteroffizier laut und deutlich auf weißrussisch.
Dabei zog er aus seiner Jacke eine kleine Maschinenpistole mit Schalldämpfer, mit der er auf Paschuto zielte. »Hände hoch, sonst…«
Paschuto wartete den Rest gar nicht erst ab. Er warf sich herum, spurtete zum Hinterausgang und versuchte, die Tür hinter sich zuzuknallen, bevor die ersten Schüsse fielen. Aber an der Tür stieß er mit zwei Soldaten der Heimatbrigade zusammen, die eben durch den Hintereingang hereinkamen. »Kommandos!« rief der Stabsfeldwebel. »Bei uns vorn sind amerikanische Kommandos! Gebt mir ein Gewehr!«
»Sorry, Kamerad, wir können dir nicht helfen«, antwortete einer der Soldaten auf englisch. Paschuto verstand nicht, was er sagte, aber er wußte sofort, was er von diesen beiden zu erwarten hatte. Während der erste Soldat ihn packte und ihm die Hände auf dem Rücken festhielt, bedeckte der zweite Paschutos Mund und Nase mit einem Lappen, der mit einer übelriechenden Flüssigkeit getränkt war. Dem Stabsfeldwebel wurde sofort schwarz vor den Augen, und er war fürs erste außer Gefecht gesetzt.
»Lastwagen abfahrbereit, Wilson?« fragte Sergeant Thomas Seymour vom Marinekorps den Mann, der den weißrussischen Unteroffizier spielte. Weitere Marines aus Oberst Whites Einsatzteam MADCAP MAGICIAN kamen in die Dienstbaracke und machten sich sofort daran, die Aktenschränke und Schreibtische zu durchsuchen.
»Ja, Sir«, meldete Korporal Ed Wilson. »Die Fahrer sind betäubt, unsere Leute sind an Bord und abfahrbereit. Wir haben drei Tankwagen für den Flugplatz, einen für den Fuhrpark und acht für die LKW-Konvois.«
»Wir brauchen zwei weitere für den Flugplatz und zwei fürs Kontrollzentrum«, entschied Seymour. »Für die Konvois bleiben keine übrig, fürchte ich.« Der Sergeant drehte sich zu den Marines um, die dabei waren, die Schreibtische zu durchwühlen. »Haben Sie die Fahrbefehle schon gefunden, DuPont?«
»Hier sind die richtigen«, antwortete der Mann. Er setzte sich an eine uralte mechanische Schreibmaschine und fing an, Fahrbefehle zu tippen, wobei er sich an der Stützpunktkarte hinter dem Schreibtisch orientierte. Als die Fahrbefehle ausgestellt waren, übte er kurz Paschutos Unterschrift, dann zeichnete er die schon gestempelten Vordrucke ab. Seymour, der einen Stahlschrank aufgebrochen hatte, fand dann Dienstausweise, die zum Befahren des Flugplatzes sowie zum Verlassen des Stützpunkts berechtigten; er gab sie Wilson, damit der sie verteilen konnte. Nach einer knappen letzten Besprechung entließ Seymour die Marines mit den Tankwagen zu ihren festgelegten Zielen.
»Wird allmählich Zeit, daß du kommst, Gefreiter«, maulte der weißrussische Bordwart des Kampfhubschraubers Mi-24D, als der Tankwagen vorfuhr. »Wir warten schon ewig lange auf Treibstoff«, sagte er, während der Gefreite ihm seinen Fahrbefehl hinhielt, den er abzeichnen mußte. »Woran hat’s denn diesmal gelegen?«
»Sergeant Paschuto hat einen Mann zurückgeschickt, damit er sich den richtigen Fahrbefehl ausstellen laßt« antwortete der Gefreite. Er nahm den Gang heraus, zog die Handbremse an, sprang aus dem Wagen und legte Bremsklötze unter die Hinterräder seines Fahrzeugs. Dann ging er auf die rechte Seite hinüber, wo Männer des Bodenpersonals schon dabei waren, die Erdungsdrähte abzuwickeln.
Der Bordwart folgte dem Gefreiten und steckte ihm den abgezeichneten Fahrbefehl in die Brusttasche seines Arbeitsanzugs. »Der ist frisch getippt«, sagte er dabei. »Also bist du der Kerl mit dem falschen Fahrbefehl gewesen, stimmt’s?«
Der Marineinfanterist kämpfte darum, sich nichts anmerken zu lassen. »Ist nicht meine Schuld gewesen«, antwortete er in stockendem Weißrussisch.
»Natürlich nicht!« meinte der Bordwart spöttisch. Er musterte den Gefreiten mit zusammengekniffenen Augen. »Du bist neu hier, stimmt’s? Dich hab’ ich …«
Plötzlich ertönte zwischen den auf dem Vorfeld abgestellten Hubschraubern ein lauter Schrei. Der Bordwart drehte sich um, sah Männer in die Ferne deuten und blickte ebenfalls in diese Richtung.
Aus der Radarkuppel, die in zwei Kilometern Entfernung am anderen Ende der Landebahn stand, stieg eine dunkle Rauchsäule auf. »Ein Brand in der Anflugkontrolle!« rief jemand. Im nächsten Augenblick zerfetzte eine gewaltige
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