Nachtflug Zur Hölle
sowjetischen Bomber, der in einem sowjetischen Hangar steht… Mann, jetzt weiß ich, wie einem erfolgreichen Spion zumute ist, der mit eigenen Augen sieht, was sein erfolgreich durchgeführter Auftrag bewirkt hat.«
Luger starrte Ormack an, als habe der General ihn ins Gesicht geschlagen, und wandte sich rasch ab, bevor Ormack zu ihm hinüberblickte.
Als Ormack Lugers aschfahles Gesicht sah, wurde ihm klar, was er eben gesagt hatte. »Hey, Dave, das bedeute noch lange nicht, daß Sie…«
Nun begriff McLanahan, was seinem Partner zusetzte. »Dave, dafür kannst du nichts, Mann. Du bist einer Gehirnwäsche unterzogen worden. Wir haben gesehen, was diese Schweine dir angetan und in welche Folterkammer sie dich gesteckt haben. Dagegen bist du absolut wehrlos gewesen.«
»Ich hab’ nicht genug Widerstand geleistet«, wehrte Luger verbittert ab. »Ich hatte mich energischer wehren müssen. Sie haben mich in die Mangel genommen, und ich hab’ ausgepackt – praktisch vom ersten Tag an.«
»Quatsch!« sagte Briggs energisch. »Sie sind allein, desorientiert und verwundet gewesen. Wie hätten Sie da noch Widerstand leisten sollen?«
»Ich hätte länger durchhalten müssen«, behauptete Luger. »Aber ich hab’ nur an mich gedacht. Ich hab’ alles verraten, einfach alles!«
»David, Sie wissen so gut wie ich, daß sich keiner gegen eine Gehirnwäsche wehren kann«, stellte Ormack fest. »Irgendwann redet jeder – oder wird verrückt und stirbt. Sie sind kein Verräter, sondern ein Held! Sie haben uns das Leben gerettet und dazu beigetragen, den Dritten Weltkrieg zu verhindern. Später haben Sie mitgeholfen, diesen Bomber zu bauen? Gut, dann können Sie jetzt uns helfen, ihn zu entführen.«
»Und vielleicht sogar diese weißrussische Invasion zu bekämpfen, wenn wir ein paar Waffen finden, mit denen wir ihn beladen können«, warf McLanahan ein. Er suchte den Hangar vor ihnen ab, »Wohin sind unsere litauischen Helfer verschwunden? Sie sollten doch anfangen, Waffen unter die Maschine zu bringen.«
»Ich sehe mal nach«, erbot sich Briggs. »Diese Kiste macht mich sowieso nervös – vor allem jetzt, wo von Bombenangriffen die Rede ist.« Er kletterte die kurze Einstiegsleiter hinunter und verschwand nach vorn aus dem Hangar. Wenige Minuten später kam er mit General Palcikas und dessen Dolmetscher zurück. Briggs setzte sich die Hör-Sprech-Garnitur für den Chef des Bodenpersonals auf und war jetzt über ein Kabel mit dem Cockpit verbunden. »Schlechte Nachrichten, Jungs«, sagte er. »Sieht so aus, als wollten die Litauer abhauen.«
» Was?«
»Draußen fahren lange Kolonnen weg. Augenblick, hier ist der General.«
Palcikas verzichtete auf den Dolmetscher und setzte sich die HörSprech-Garnitur selbst auf. »Hallo, Spione, ihr seht aber gut aus!
Freut mich, daß ihr dort oben seid. Wir rücken jetzt ab. Kommen.«
»Hier ist General Ormack. Wohin wollen Sie, General?«
»Wir treffen mit Generalleutnant Woschtschanka und seiner Heimatbrigade bei Kobrin zusammen – oder in der Hölle«, antwortete Palcikas. »Er hat die Grenze mit vierzigtausend Mann und vielen Panzern überschritten. Die Brigade kommt so rasch voran, daß sie Wilna einnehmen kann, bevor meine Truppen in Stellung sind. Auch aus Kaliningrad und Tschernjachowsk sind Verstärkungen unterwegs. Hier im Fisikus können wir auf keinen Fall bleiben.«
»Lassen Sie uns ein paar Männer da, die Englisch oder Russisch sprechen? Wir möchten den Bomber bewaffnen und…«
»Tut mir sehr leid, aber das ist nicht möglich, General«, wehrte Palcikas ab. »Wir lassen nur einen Sprengtrupp hier, der das Fisikus zerstört, falls die Weißrussen es erreichen. Am besten versuchen Sie, Ihre Botschaft zu erreichen. Ich muß jetzt fahren. Leben Sie wohl!«
Palcikas gab Briggs die Hör-Sprech-Garnitur zurück, grüßte zum Cockpit hinauf und trabte davon.
»Na, anscheinend müssen wir die Maschine selbst beladen«, meinte Ormack resigniert. »Dave, Sie übersetzen Patrick als erstes die Betankungsvorschriften aus dem Russischen. Sobald der Sprit läuft, kümmern Hal und ich uns darum, daß die Waffen an Bord kommen. Also los!«
David Luger war so erschöpft, daß er mehrmals Pausen einlegen mußte, während er Patrick den Betankungsvorgang erklärte. Aber dann rollte McLanahan den Tankschlauch ab, zog ihn über den glatten Hangarboden und schloß ihn an den zentralen Füllstutzen an der linken Bugseite der Fi-170 an.
»Das erinnerte mich daran, wie du
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