Nachtflug Zur Hölle
transportieren, aber weitere Maschinen sind bereits angefordert.«
»Ausgezeichnet, Sir. Vielen Dank!« Lobato erteilte seinen Männern einige kurze Anweisungen, damit sie sich aufstellten, um von den kleinen Hubschraubern aufgenommen zu werden. Während die Marines von COBRA VENOM die zugewiesenen Maschinen bestiegen, wandte sich der Sergeant an Pakstas. »Sie sprechen ausgezeichnetes Englisch, Sir. Darf ich fragen, wo Sie das gelernt haben?«
»Keine Kunst – schließlich bin ich geborener Amerikaner«, antwortete Pakstas. »Aus Shaker Heights, Ohio. Meine Eltern sind Ende der dreißiger Jahre vor Hitler und Stalin nach Amerika geflüchtet und leben noch heute dort. Ich bin in Ohio aufgewachsen, aber 1991 zurückgekommen, als Litauen unabhängig geworden ist.« Er sah auf seine Uhr. »Bis es dunkel wird, haben wir noch einen weiten Weg vor uns. Beeilen wir uns lieber!«
National Military Command Center, Pentagon
13. April, 12.45 Uhr (18.45 OEZ)
»Die Lage ändert sich rasch, Sir«, sagte der Vortragende in der Kommandozentrale des Pentagons. Zählte man die anwesenden Stabsoffiziere nicht mit, sprach er vor nur drei Männern: Luftwaffengeneral Wilbur Curtis, dem Vorsitzenden der Vereinten Stabschefs, Verteidigungsminister Thomas Preston und General Vance Kundert, dem Kommandanten des Marine Corps. Diese drei Männer saßen im National Military Command Center in der ersten Reihe.
Von dort aus konnten die Verantwortlichen im Pentagon und im Weißen Haus mit fast jedem Einheitsführer, jedem Schiff, jedem Flugzeug, jeder Botschaft und jeder ausländischen Regierung sprechen und sich in Echtzeit über den Fortgang militärischer Unternehmen informieren lassen.
Im Augenblick ging es um den weißrussischen Einmarsch in Litauen und die amerikanische Reaktion darauf. »Die Vorstöße der weißrussischen Armee verlaufen erwartungsgemäß zweigleisig – in-464
tern und extern«, sagte der Vortragende. »Intern verlaufen sie wegen häufiger Gegenangriffe litauischer Einheiten nur sehr zögernd und desorganisiert. In der Umgebung ihres Luftwaffenstützpunkts Siauliai haben die Weißrussen größere Geländegewinne erzielt, aber überall sonst haben mangelhafte Fernmeldeverbindungen, Koordinierungsmängel und fortgesetzte Angriffe litauischer Truppen ihren Vormarsch behindert.
Im Gegensatz dazu kommt der von außen nach Litauen geführte Vorstoß unerwartet rasch voran. Der weißrussischen Armee ist es gelungen, den russischen Widerstand im Kaliningrader Gebiet und in der Stadt selbst wider Erwarten rasch zu brechen. Daher steht sie schon jetzt zum Einmarsch nach Litauen bereit.«
»Die Russen haben keinen Widerstand geleistet?« fragte Kunden verblüfft. »Was zum Teufel geht dort drüben vor? Wie ist das zu erklären?«
»Wir nehmen an, daß mehrere Faktoren eine Rolle gespielt haben, Sir«, antwortete der Vortragende. »Die Weißrussen haben schnell und wuchtig angegriffen, so daß Widerstand vermutlich zwecklos gewesen ist. Möglich wäre auch ein Abkommen zwischen Woschtschanka und den russischen Generälen im Kaliningrader Gebiet.
In der Übergangszeit zwischen dem Zerfall der Sowjetunion und der Gründung einer Gemeinschaft Unabhängiger Staaten haben sich dort lokale Kriegsherrn etabliert, die…«
»Ich dachte, das Kaliningrader Gebiet sei fest in russischer Hand«, warf Verteidigungsminister Preston ein. »Warum haben die Weißrussen dort so leichtes Spiel gehabt?«
»Als die ehemaligen sowjetischen Kriegsherrn zwischen Vernichtung und Zusammenarbeit wählen mußten, haben sie sich offenbar für Zusammenarbeit entschieden«, vermutete Curtis.
»Außerhalb Litauens sind drei Hauptstoßrichtungen weißrussischer Verbände zu erkennen – die Küste entlang nach Memel, aus dem Kaliningrader Gebiet nach Kaunas, aus Osten nach Wilna«, berichtete der Vortragende weiter. »Die Angriffsspitzen haben die Grenze bereits überschritten und treffen mit in Litauen stationierten eigenen Versorgungseinheiten zusammen.«
»Dann sind wir also zu spät dran«, stellte Verteidigungsminister Preston fest. »Wir können die Weißrussen nicht mehr aufhalten, stimmt’s?«
Ein weiterer Offizier trat ans Rednerpult auf dem Podium. »Das stimmt nicht ganz, Mr. Secretary«, antwortete Luftwaffengeneral Brad Elliott. »Mein … unser Einsatzverband mit EB-52 Megafortress kann den Vormarsch dieser drei Armeen erheblich verlangsamen.«
Preston runzelte die Stirn. Natürlich mußte etwas Dramatisches geschehen, um diesen Krieg
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