Nachtflug Zur Hölle
Sekundärexplosionen«, meinte der Pilot zufrieden.
»Nein, das war kein Hubschrauber, sondern ein Köder!« stellte der Bordschütze fest. »Los, steigen wir aus, bevor…«
Seine Warnung erfolgte zu spät.
Nur Sekunden später wurde die Mi-24 von einer sowjetischen Fla-Rakete SA-7 getroffen, die einer von Palcikas’ Infanteristen abschoß, als der Kampfhubschrauber direkt über ihn hinwegflog – bei einer Entfernung von unter tausend Metern konnte selbst die verhältnismäßig unzuverlässige SA-7 STRELA ihr Ziel nicht verfehlen.
Nachdem ihr zerstörtes linkes Triebwerk stillgelegt worden war, flog die Mi-24 zunächst weiter, stürzte jedoch keine Minute später ab.
Aber obwohl der Abschuß einer Mi-24 für die Litauer sehr vorteilhaft war, hatten Palcikas’ Soldaten vor allem ein wirkungsvolles Ablenkungsmanöver und eine helle Lichtquelle gebraucht, während sie die Marschkolonne nach bestimmten Fahrzeugen absuchten – die sie entdeckten, als der mit Benzin beladene Köder in Flammen aufging. Die nach sowjetischem Vorbild in die Kolonne eingegliederten Fla-Waffen waren durch andere Fahrzeuge getarnt und geschützt worden, aber als sich die Marschkolonne umgruppierte, um den »Angriff« aus dem Osmansky-Hochland abzuwehren, ging dieser Schutz verloren.
Jetzt konnten die Späher auf dem Felsgrat über der Kolonne endlich ihre Ziele erkennen: Etwa jedes zehnte Fahrzeug war ein Transporter mit je vier Fla-Raketen SA-8 mit geringer Reichweite, ungefähr jedes fünfzehnte Fahrzeug war ein Kettenfahrzeug mit je drei Mittelstrekkenraketen SA-6, und auf beiden Seiten der Kolonne marschierten in unregelmäßigen Abständen Fla-Panzer ZSU-23-4 mit.
Palcikas hatte nicht nur Lehren aus historischen Schlachten gezogen, sondern auch aus dem Golfkrieg gelernt: Schnell und massiert zuschlagen, dann wieder verschwinden. Genau das hatte er vor.
Sobald die Fla-Waffen sichtbar wurden, ließ er seine Panzer und Hubschrauber angreifen. Die Angreifer brachen aus dem Hochland hervor und eröffneten das Feuer, bevor die überraschten Weißrussen reagieren konnten.
Die Litauer hatten bloß Granatwerfer, Panzerfäuste und rückstoßfreie Kanonen, aber ihre Ziele waren keine massiven Kampfpanzer, sondern nur verhältnismäßig leichte Fla-Panzer. LKWs und Jeeps mit rückstoßfreien Kanonen erzielten die meisten Abschüsse, indem sie sehr dicht heranführen, das Feuer eröffneten und danach sofort die Stellung wechselten.
Die ZSU-23-4 wurden schwer getroffen.
Die wenigen Panzer der Litauer, hauptsächlich ältere T-55 und T-62, sorgten durch Störangriffe dafür, daß die leichteren Fahrzeuge unbemerkt aus der Nähe angreifen konnten. Sowie die ZSU-23-4 ausgeschaltet waren, griffen Palcikas’ Hubschrauber mit Maschinenkanonen und 40-mm-Werfergranaten die Fla-Panzer und die Transporter mit den SA-6 und SA-8 an. Da die empfindlichen Fla-Raketen bereits durch schweres MG-Feuer oder Granatsplitter verwundbar waren, wurden sie fast mühelos außer Gefecht gesetzt.
Die weißrussischen Lastwagen hatten große Schwierigkeiten bei dem Versuch, die Autobahn zu verlassen, um ihre Kolonne zu verteidigen, Auf beiden Seiten der Autobahn befanden sich jeweils ein tiefer Entwässerungsgraben und ein massiver Wildschutzzaun.
Selbst die schweren Panzer T-64 und T-72 hatten Mühe, diese Gräben zu überwinden, und die leichteren Fahrzeuge waren praktisch chancenlos, Jedes Fahrzeug, das auch nur für Augenblicke hängenblieb, wurde eine leichte Beute der litauischen Panzerjäger.
»Wir haben sie festgenagelt!« berichtete Oberst Zukauskas dem General, als sie mit seiner Mi-8 auf der Suche nach Einheiten, die Unterstützung brauchten, die Autobahn abflogen. »Bataillon drei meldet mehrere in Brand geschossene Tankwagen und Munitionstransporter, und auch an der Kolonnenspitze sind anscheinend mehrere Fahrzeuge defekt oder zerschossen. Jetzt können wir uns die schweren Panzer und Schützenpanzer vornehmen!«
»Nein«, sagte Palcikas. »Geben Sie den Befehl zum Rückzug. Alle Einheiten sollen sich bei Punkt ›Sieg‹ im Hochland sammeln, um weitere Befehle für den Rückzug zu erhalten.«
»Aber das kann ein glänzender Sieg für Sie werden, General!«
protestierte Zukauskas. »Wir haben nicht damit gerechnet, daß der erste Angriff so erfolgreich sein würde. Unsere Verluste sind sehr leicht – bisher nur eine Handvoll Fahrzeuge –, und wir sollten unseren Vorteil nutzen!«
»Unsere Verluste sind leicht, weil wir bisher keine
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