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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Panzermunition, so daß er sich zu seinem eigenen Schutz in Deckung zurücksinken ließ.
    Während Palcikas hinter seinen Felsen auf die endlos weitergehenden Sekundärexplosionen horchte, hob er zufällig den Kopf und sah ein unglaubliches Bild: Ein gigantisches Flugzeug mit ungeheurer Spannweite röhrte in kaum hundert Meter Höhe über ihn hinweg. Es war so nahe, daß er das Gefühl hatte, es berühren zu können, und so tief, als wolle es auf der Autobahn landen.
    Ganz eindeutig ein amerikanischer Bomber B-52.
    Er mußte panzerbrechende Bomben oder Minen abgeworfen haben, die mit einem einzigen Schlag die weißrussische Panzerkolonne vernichtet hatten.
    Erst jetzt verstand General Palcikas die Mitteilung seines Präsidenten, die er unmittelbar vor dem Abmarsch aus Wilna erhalten hatte.
    Kapocius hatte ihm mitgeteilt, eine ausländische Macht habe angeboten, ihn zu unterstützen, sobald die Fla-Waffen der vorrückenden weißrussischen Heimatbrigade zerstört seien. Der General hatte an Polen, vielleicht auch Rußland und andere Staaten der Gemeinschaft gedacht – aber er hätte sich nicht träumen lassen, von den Vereinigten Staaten unterstützt zu werden.
    Irgendwann klangen die Sekundärexplosionen ab, und er hörte einige Minuten später Schritte in seiner Nähe.
    »General Palcikas!« rief eine Stimme. »General! Wo stecken Sie?«
    Nach kurzer Pause fügte die Stimme hinzu; »Ich begehre die Strafe, um mich würdig zu erweisen!«
    Palcikas füllte seine Lunge mit der feuchtkalten Luft und rief so laut er konnte: »Um mich würdig zu erweisen, die Macht zu erhalten!« Das war der auf ihrem Ritterschaftsritual basierende Privatcode seiner Offiziere. Wenig später wurde er aus seiner Deckung hinter den Felsen gehoben, und ein Sanitäter versorgte seine Beinverletzung.
    »Wie schlimm steht’s?« fragte Palcikas.
    Sein Nachrichtenoffizier Degutis, den er nach dem Unternehmen gegen das Fisikus zum Hauptmann befördert hatte, hielt einen Poncho als Regenschutz über seinen Kopf. »Ihre Beinwunde sieht schlimm aus, General, aber ich glaube…«
    »Nicht mein Bein, verdammt noch mal! Die Brigade, Pauli. Los, reden Sie schon!«
    »Entschuldigung, General. Die Brigade ist auf dem Rückmarsch nach Wilna. Wir haben rund dreihundert Mann verloren – vor allem durch den Gegenangriff weißrussischer Panzer auf Bataillon eins. Die Bataillone zwo und drei haben weit weniger Verluste gehabt, Außer Ihrer Mi-8 und einem Defender haben wir vier Panzer, elf Schützenpanzer und fünfzehn Lastwagen verloren. Interessiert Sie, wie wir die Verluste des Gegners und die verbliebene Angriffsfähigkeit der Heimatbrigade einschätzen, General?«
    Palcikas fühlte einen Stich im Oberschenkel und wußte, daß der Sanitäter ihm ein Schmerzmittel gespritzt hatte, um die Granatsplitter aus seinem Bein holen zu können. »Nur… wenn Sie sich…
    beeilen, Hauptmann«, keuchte er mit schmerzverzerrtem Gesicht, während er spürte, wie sich eine Pinzette in sein Fleisch grub.
    »Das geht ganz schnell, General«, versicherte ihm Degutis lächelnd. »Verluste der Heimatbrigade; neunzig Prozent. Verbliebene Angriffsfähigkeit: null Prozent.«
Über dem Südwesten Litauens
14. April, 0.54 Uhr
    »Sensorkontakt!« meldete Patrick McLanahan. Der mit dem Angriffsradar gekoppelte IR-Scanner im Bug des Stealth-Bombers Fi-170 Tuman hatte eine Panzerkolonne erfaßt, die in der Nähe der Kleinstadt Kazly Ruda – nur zwanzig Seemeilen von der zweitgrößten litauischen Stadt Kaunas entfernt – nach Nordosten marschierte.
    Als McLanahan das Fadenkreuz mit seinem Joystick über die Spitze der Kolonne verschob und den Abzug betätigte, erschien um den Panzer herum ein weißes Quadrat. »Ziel erfaßt, noch hundertfünfzig Sekunden.« Er wandte sich an General Ormack auf dem Pilotensitz.
    »Geht’s jetzt besser, John?«
    »Nein, zum Teufel mit dieser Kiste!« schimpfte Ormack. Er kämpfte mit dem Trimmschalter des Bombers, der völlig willkürlich in starkes Sinken geriet, das ebenso unvermittelt in starkes Steigen übergehen konnte. »Verdamm noch mal, Dave, läßt sich der Flugregler wirklich nicht ausschalten?«
    »Erst nach dem Waffenabwurf, Sir«, sagte David Luger, der hinter den beiden auf dem Fluglehrerplatz saß.
    »Okay, aber können Sie nicht einfach die Stromversorgung unterbrechen?«
    »Das hab’ ich schon versucht«, antwortete Luger. Um sich einigermaßen warm zu halten, trug er zwei Fliegerkombis übereinander, und dazu eine pelzgefütterte

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