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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Fußtritt gegen Greenfields rechte Hand ließ ihre Pistole wegfliegen. Ein kurz angesetzter Handkantenschlag traf ihren Hals. Sie stieß einen Schrei aus und ging zu Boden. Im nächsten Augenblick kauerte er über ihr, drückte ihre Arme mit seinen Beinen an ihren Oberkörper und schlug sie mehrmals ins Gesicht, bis ihre Gegenwehr schwächer wurde und schließlich aufhörte.
    »Endlich!« keuchte Dwornikow dabei. »Du ahnst nicht, wie lange ich auf diesen Augenblick gewartet habe!« Dies war kein umgänglicher, gebildeter, kultivierter Mann von Welt mehr – sondern ein vor Begierde zitternder Triebtäter mit wild rollenden Augen.
    Diese Seite seines Charakters hatte Sharon immer gefürchtet, aber bisher nie erlebt. Bei ihren Treffs in Moskau hatte Dwornikow grobe sexuelle Anspielungen gemacht, die sie ebenso grob zurückgewiesen hatte. Da sie wußte, daß er privat wie beruflich als Sadist galt, hatte sie immer gefürchtet, er werde eines Tages über sie herfallen.
    Er schlug ihren Mantel auf und zerriß die Bluse, um an ihre Brüste heranzukommen. »Oh, Sharon, liebe Sharon! Ich hab’ gewußt, daß du so schön sein würdest …«
    Sie konzentrierte sich, sie mußte ihn auf andere Gedanken bringen, um sich befreien zu können. Sie hatte ihn von Moskau an beschattet und bis hierher ins gottverdammte Hotel Latvia verfolgt, und der Teufel sollte sie holen, wenn sie sich ihren Auftrag von diesem Schwein ruinieren ließ.
    »Warum wollen Sie Gabowitschs Plan verwirklichen?«
    »Weil er richtig ist«, keuchte Dwornikow, während er sich mühte, seine Hose aufzuknöpfen. »Woschtschanka wird Minsk und Wilna vernichten. Rußland wird sich die Republiken einverleiben und wie zuvor über Europa herrschen – und ich will daran teilhaben. Ich brauche nur dafür zu sorgen, daß niemand diese Raketen findet.
    Sobald ich wieder in Moskau bin, werde ich KGB-Vorsitzender.«
    Seine Rechte umschloß ihre linke Brust. Daumen und Zeigefinger zogen spielerisch an der Brustwarze. Dann packten sie plötzlich fester zu und entrissen der hilflos unter ihm Liegenden ein Stöhnen. Dwornikow kniff böse lächelnd die Augen zusammen. »Ah, das gefällt dir wohl, meine liebe Sharon?«
    Das gedämpfte Plop! Plop! Plop! klang sehr dezent, aber der Körper des ehemaligen KGB-Generals zuckte wie unter Hammerschlägen zusammen. Dwornikows rechte Brusthälfte explodierte förmlich, und seine Augen weiteten sich vor Schreck und Entsetzen. »Sharon, Liebste«, krächzte der Sterbende mit blutigem Schaum auf den Lippen, »was hast du getan?« Er verdrehte die Augen und sackte vornüber Sie blieb endlose Sekunden lang mit der rauchenden Pistole in der rechten Hand liegen und horchte auf seine gurgelnden Atemzüge. Sie bewegte sich erst, als dieses Gurgeln verstummt war. Dwornikow hatte die Waffe vergessen, die Sharon vorhin in ihre Manteltasche gesteckt hatte – seine eigene Pistole.
    Jetzt war das Schwein endlich tot.
    Sobald sie sich erholt hatte, kroch sie zum Schreibtisch und den nur teilweise verbrannten Unterlagen zurück. Soviel sie in der Eile feststellen konnte, handelte es sich um Gabowitschs Aufzeichnungen über den Verkauf dreier Atomsprengköpfe an den weißrussischen Generalleutnant Woschtschanka – mit genauen Angaben über die Stationierungsorte der als Trägerraketen vorgesehenen SS-21.
    Sharon kam mühsam auf die Beine, knöpfte ihren Mantel zu, stopfte die Papiere in ihre Manteltaschen und verließ hastig den Raum. Die weißrussische Invasion lief, und der Gegenangriff würde kurz nach Sonnenuntergang beginnen. Falls Woschtschanka diese Raketen einsetzen wollte, würde er es dann tun. Ihr blieb nicht viel Zeit – aber sie hatte noch eine Chance. Sie mußte diese Unterlagen in die US-Botschaft in Riga bringen, damit der Text übersetzt und verschlüsselt weitergeleitet werden konnte, um hoffentlich dazu beizutragen, daß die Marines die Standorte der SS-21 entdeckten.
Entlang der litauisch-weißrussischen Grenze fünfzig Kilometer östlich von Wilna
13. April, 22.14 Uhr
    Für die Menschen im Norden Weißrußlands war das Osmansky-Hochland zwischen Minsk und Wilna in alter Zeit der »Himmelsweg«, weil seine sanft gewellten Gletschertäler aus den düsteren Sumpfgebieten Weißrußlands zu den fruchtbaren Landschaften Litauens und der Ostseeküste führten. Aber im Hochland gab es auch kahle, felsige, vom Wind umtoste Hügel, die mit Fuhrwerken nur schwer zu überwinden waren. Und dieses Hügelland eignete sich hervorragend für

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