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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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eine feuchte Wärme, die sich auszubreiten begann –, aber als er dann einknickte und schwer zu Boden ging, schrie er vor Schmerzen auf, Seine linke Hand ertastete die Wunde: ein richtiges Loch im Oberschenkel, aus dem Ströme von Blut flossen. Die Schmerzen waren so stark, daß er sich schreiend im Gras wälzte und hoffte, von einem feindlichen Panzer zermalmt zu werden, damit sie endlich aufhörten.
    »General Palcikas!« rief eine Stimme. Das war Oberst Zukauskas auf der Suche nach seinem Vorgesetzten. Hände packten Palcikas an den Schultern seiner Kampfjacke und schleppte ihn hinter einige Felsen in Deckung.
    »Nein … nein, lassen Sie mich liegen, Vitalis!« keuchte Palcikas.
    »Übernehmen Sie den Befehl über die Brigade.« Aber er spürte die Hände des anderen weiter auf seinen Schultern. »Mir kann niemand helfen, Vitalis. Sie müssen den Befehl über die Brigade übernehmen.
    Los, gehen Sie schon!«
    Als Zukauskas keine Antwort gab, drehte sich der General schmerzlich stöhnend nach ihm um. Dabei entdeckte er, daß die Hände eines Toten auf seinen Schultern lagen. Kopf und Brust des Obersten waren von einer MG-Garbe durchsiebt worden, und Zukauskas war lautlos hinter ihm zusammengesackt, ohne seine Jacke loszulassen.
    Palcikas nahm ihm sein AK-47 und die Tasche mit den Reservemagazinen ab und verkroch sich ganz hinter die Felsen, aber noch während er die Waffe durchlud, wußte er, daß jeder Versuch, sich zu wehren, zwecklos war. Er tastete seine Überlebensweste nach Verbandszeug ab, aber alle Päckchen waren verlorengegangen. Als die Splitterwunde nicht zu bluten aufhörte, kratzte er schließlich eine Handvoll Erde zusammen und klatschte sie darauf. Überlebe ich den Blutverlust, dachte er dabei, sterbe ich jetzt bestimmt an einer Blutvergiftung.
    Palcikas’ Gehirn rang nach Sauerstoff, und der Oberkommandierende der litauischen Streitkräfte dachte über diesen Kampf nach, der seine größte Schlacht gewesen war – und seine größte Niederlage. Es war ein kühner Plan gewesen, weit in feindliches Land vorzustoßen und einen mindestens zehnmal stärkeren Gegner anzugreifen, um speziell seine Fla-Waffen auszuschalten. Tatsächlich hatten sie einen schweren Schlag gegen die Marschkolonne geführt. Palcikas hatte mindestens zwei Dutzend abgeschossene oder stark beschädigte Fla-Panzer ZSU-23-4 und Raketentransporter gezählt; dazu kamen weitere Panzer, Dutzende von Lastwagen und zwei Kampfhubschrauber Mi-24.
    Nicht schlecht für eine kleine Gruppe von Patrioten …
    Die Regengeräusche auf seinem Stahlhelm wurden durch das Aufheulen schwerer Motoren, das Rasseln von Panzerketten und das Hämmern von MG-Garben übertönt. Palcikas riskierte einen Blick über die Deckung hinweg und sah nur wenige hundert Meter entfernt mindestens vier Panzer, die von Infanterie begleitet auf ihn zurollten.
    Aber sobald die T-72 nicht weiterkamen, mußte die Infanterie allein vorgehen. Dann konnte er sie mit seinem AK-47 aufhalten, bis die Munition verschossen war – oder eine Panzergranate ihn erledigte.
    Auf keinen Fall wollte Palcikas den verdammten Weißrussen lebend in die Hände fallen!
    Als einer der T-72 schoß, wirbelte der Einschlag Erdbrocken und Steine auf und ließ Palcikas vor Schmerzen laut aufschreien. Allein die Druckwelle schien seinen ganzen Körper zu lahmen. Unmittelbar nach dem Einschlag folgte eine gewaltige Sekundärexplosion: Die Panzergranate mußte den notgelandeten Hubschrauber Mi-8 getroffen haben…
    Aber das Heulen der über ihn hinwegfliegenden Granate verstummte wider Erwarten nicht, sondern schien von den Hügeln zurückzukommen – aus Osten auf die Feindpanzer zu. Palcikas sah nichts; er hörte nur dieses seltsame Heulen, das erst abbrach, als zwei der T-72 vor ihm plötzlich explodierten. Die gewaltigen Explosionen warfen die Panzer brennend übereinander und ließen sie hangabwärts kullern, bis sie nach starken Sekundärexplosionen liegenblieben.
    Nach diesem Feuersturm brauchte Palcikas mehrere Minuten, um sich so weit zu erholen, daß er sich an seiner Felsendeckung hochziehen konnte, um einen Blick auf die im Tal verlaufende Autobahn Minsk-Wilna werfen zu können.
    Dort erwartete ihn erneut ein unglaublicher Anblick: Sämtliche Panzerfahrzeuge der weißrussischen Heimatbrigade schienen in Flammen zu stehen. Die Autobahn glich einer kilometerlangen Lich-487
    terkette. Überall lagen Gefallene verstreut, floß brennender Treibstoff über die Fahrbahnen und detonierte

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