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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Fliegerjacke. »Der Trimmantrieb bekommt trotzdem weiter Strom. Versuchen Sie’s noch mal mit dem Reserve-Hydrauliksystem.«
    Ormack hielt das Steuerhorn mit der rechten Hand umklammert, griff mit der anderen neben sein linkes Knie und betätigte einen Schalter. Während ein lautes Rumpeln im Bug der Fi-170 verstummte, erlosch die rote Fahrwerkswarnleuchte, die seit dem Start gebrannt hatte. Aber nach etwa fünf Sekunden flammte die Warnleuchte wieder auf, und das Rumpeln war wieder zu hören. »Das Bugfahrwerk ist wieder runtergefallen«, stellte Ormack fest. »Also bleibt’s vorläufig dort. Irgendwelche Einschränkungen beim Waffeneinsatz mit ausgefahrenem Fahrwerk?«
    »Nach dem Abwurf zehn Sekunden lang nicht slippen, kurven oder sinken«, antwortet Luger prompt.
    »Das sagen Sie so einfach«, knurrte Ormack. »Und ich kämpfe dauernd mit der Trimmung… Die bringt uns noch um!«
    »Nur nicht sinken – leichtes Steigen ist in Ordnung«, erklärte ihm Luger. »Patrick, du mußt die Bombenklappen elektrisch öffnen, sonst fällt das Hydrauliksystem womöglich ganz aus. Den Schalter dafür findest du rechts neben dem Waffenwahlschalter.«
    »Verstanden. Noch hundertzwanzig.« McLanahan konzentrierte sich wieder auf die noch verbliebenen Waffen: zwei Jagdraketen AA-8 zur Radaransteuerung in den äußeren Waffenkammern und zwei Marschflugkörper mit Minenbomben in der mittleren Bombenkammer. Ursprünglich hatten sie nicht die Absicht gehabt, irgendwen anzugreifen: Sie hatten eigentlich nur nach Schweden oder Norwegen fliegen wollen. Der Bomber litt unter zahlreichen Kinderkrankheiten, und wie vor vielen Jahren an Bord der Old Dog hatten sie keine Rettungsausrüstung, keine Luftfahrtkarten (vom gespeicherten Navigationssystem abgesehen) und keinen Plan, außer daß sie gern überleben wollten.
    Aber sobald sie in der Luft waren, empfingen sie aus allen Teilen des Landes Funksprüche, mit denen litauische Einheiten verzweifelt Unterstützung anforderten. Überall wurden kleine und größere Städte angegriffen – meistens von weißrussischen Verbänden, die schon als GUS-Truppen im Land stationiert waren, aber zunehmend auch von Panzerverbänden, die aus dem Kaliningrader Gebiet vorstießen. Da der Treibstoffvorrat der Fi-170 für einige Stunden reichte, während Radar und IR-Scanner ihnen fast überall Ziele zeigten, machten sie sich kurzentschlossen an die Arbeit.
    In weniger als einer halben Stunde hatten McLanahan und seine Kameraden eine Panzerkolonne am Stadtrand von Wilna mit zwei Minenbomben angegriffen, nachdem sie bereits kurz nach dem Start einen Kampfhubschrauber Mi-24 mit einer Jagdrakete AA-7 mit Infrarotsuchkopf abgeschossen hatten. Nun flogen sie noch einen allerletzten Angriff, dann hatten sie ihre Dankesschuld den Litauern gegenüber abgetragen und konnten für sich selbst und ihr eigenes Überleben fliegen.
    »Noch hundert«, meldete McLanahan. »Zeiger in Mittelstellung bringen, zehn Grad rechts.« Um möglichst viele Panzer zu vernichten, wollte er ihre zweite Bombe so abwerfen, daß sich die Zerstörungsbereiche überlappten. »Uhr zeigt zweiten Abwurf an.« Die Uhr sprang auf 120 Sekunden. »Erster Abwurf manuell, der zweite dreißig Sekunden später automatisch. Danach steile Rechtskurve, Kurs drei-vier-null und Sinken auf vierhundert Fuß … äh, auf hundertzwanzig Meter.«
    »Unsere Mindestflughöhe beträgt vierhundert Meter«, warf Luger ein. »Dort oben sind wir bis zur Küste vor Türmen und Geländehindernissen sicher.«
    McLanahan zeigte auf den Bildschirm des Radarwarners, auf dem jetzt ein Kreis erschien. »In dieser Kolonne gibt’s ein Radar, vermutlich das Feuerleitradar eines Fla-Panzers. Überfliegen wir ihn, sind wir tot. Vorläufig scheint er uns noch nicht erfaßt zu haben.«
    »Denkt daran, Jungs, daß sich unser Radarquerschnitt dramatisch vergrößert, wenn die Bombenklappen geöffnet werden«, sagte Luger.
    »Die Klappen bestehen aus Verbundwerkstoffen – aber darunter wird eine Stahlkonstruktion sichtbar, die mindestens das 600fache an…«
    Auf dem Radarwarner erschien plötzlich ein zweiter Kreis, diesmal jedoch hinter ihnen. »Noch ein Radar«, meldete McLanahan. »Position wechselt rasch… sieht wie ein Jäger aus.« Er überzeugte sich davon, daß die vier Leuchttasten unter dem Bildschirm des Radarwarners gedrückt waren. »Alle Störsender aktiv.«
    »Denkt daran, daß wir nur die Steuersignale stören«, warf Luger ein. Damit sich der Stealth-Bomber nicht

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