Nachtflug Zur Hölle
Ich bin berechtigt, hier alles zu sehen und zu fragen, und je früher Sie das akzeptieren, desto besser ist es für uns alle.« Er wandte sich an Elliott und sprach etwas leiser weiter: »Und Ihre volle Unterstützung könnte auch dazu beitragen, Oberleutnant Luger das Leben etwas zu erleichtern, General. An seinem zukünftigen Aufenthaltsort könnte er’s sonst ein bißchen ungemütlich haben.«
»Lassen Sie mich in Ruhe, Sie arroganter Fatzke!« knurrte Elliott.
»Und wenn ich rauskriege, daß Sie Major Luger nach allem, was diese Gruppe durchgemacht hat, schlecht behandeln, drehe ich Ihnen persönlich den Hals um!«
Markwright wich vor Elliott zurück, als habe ihm der Dreisternegeneral das Knie in den Unterleib gerammt; dann grinste er hämisch;
»Nein, General, wir verwahren ihn so gut, daß Sie sowieso nichts erfahren«, kündigte er an. »Luger gehört jetzt mir, kapiert? Und wenn Sie glauben, daß es ihm im Fisikus-Institut schlecht ergangen ist, haben Sie noch nichts erlebt. Was wir aus Luger rauskriegen müssen, kriegen wir aus ihm heraus!«
Elliott stieß ihn von sich weg, aber Markwright zog sich nur seine Anzugjacke gerade, grinste nochmals und stelzte in Richtung C-22B davon.
»Das verstehe ich nicht, General«, sagte Wendy Tork zu Elliott.
»Wir sind alle hier und genießen volle Bewegungsfreiheit – warum soll Dave dann in Isolierhaft kommen?«
»Das ist mir auch nicht ganz klar, Wendy«, antwortete Elliott.
»Gegen ihn wird natürlich ermittelt, und ich glaube, daß die Verantwortlichen Angst vor Nachwirkungen seiner Gehirnwäsche haben.
Natürlich besteht die Möglichkeit, daß er ›umgedreht‹ worden ist, um als Doppelagent zu arbeiten. Der Unterschied liegt natürlich darin, daß wir ihn nach dem Einsatz der Old Dog für tot erklärt haben. Wir können ihn nicht wieder auftauchen lassen, ohne alles preiszugeben – das Geheimunternehmen Old Dog, unsere Arbeit hier im HAWC und unsere Einsätze drüben in Litauen.«
»Aber wir könnten ihn hier im Dreamland isolieren«, warf Angelina Pereira ein. »Wir haben jahrelang russische Überläufer und chinesische Wissenschaftler beherbergt, ohne daß jemand von ihnen erfahren hat. Warum sollte das nicht auch bei Dave möglich sein?«
»Weil Markwright die Ermittlungen gegen ihn als karrierefördernd erkannt hat«, stellte Ormack aufgebracht fest. »Der Kerl hat vor, sich auf Daves Kosten zum NSA-Direktor aufzuschwingen.«
In diesem Augenblick fuhr ein Krankenwagen vor dem Abferti-525
gungsgebäude vor. Die Hecktüren wurden geöffnet, und zwei Sicherheitsbeamte in Zivil stiegen aus und bauten sich daneben auf.
Ein HAWC-Stabsarzt blieb im Fahrzeug auf der langen Gerätekiste sitzen, in der nicht ständig benötigtes Rettungsgerät aufbewahrt wurde. Er wirkte nervös und unruhig, als hege er Bedenken wegen eines ihm erteilten Auftrags. Er sah zu Brad Elliott hinüber, schwieg dann aber, als der General seinen Blick erwiderte.
Dave Luger, der ein einfaches weißes Hemd, Jeans und Tennisschuhe trug, trat auf die Stufe unter den Hecktüren. Seine Kameraden umringten ihn. Die Sicherheitsbeamten forderten sie auf, Abstand von dem Krankenwagen zu halten, aber als sie sahen, wie stark die Emotionen aller waren, bestanden sie nicht mehr darauf.
Sie beschlossen sogar, vor dem Krankenwagen zu warten, damit die anderen ungestört Abschied von Luger nehmen konnten.
»Jetzt ist’s wohl soweit«, sagte Luger. Angelina und Wendy umarmten ihn als erste. »Ich hab’ nicht mehr geglaubt, daß wir uns wiedersehen«, murmelte er. »Aber ich bin froh, daß es doch geklappt hat.«
»Laß den Kopf nicht hängen, Dave«, forderte Wendy ihn auf.
»Du wirst gut behandelt – dafür sorgen wir schon.«
»Wir werden dich nie vergessen, Dave«, sagte Angelina mit Tränen in den Augen. »Und wir sind dir noch ‘ne Party schuldig. Wenn du zurückkommst, wird richtig gefeiert!«
»Ich kann’s kaum erwarten.« Dave lächelte halbherzig. »Dabei ist das Wiedersehen mit euch bereits die schönste Feier gewesen.«
Dann war General Elliott an der Reihe. »Hey, danke für die Beförderung, Sir«, sagte Luger.
»Sie haben sie verdient, Major – und noch viel mehr«, antwortete Elliott. »Sie werden uns allen sehr fehlen. Aber ich bin sicher, daß Sie gut zurechtkommen werden.«
»Was haben Sie mit der Fi-179 vor, Sir?«
»Alle leugnen, daß sie jemals existiert hat«, berichtete der General. »Die Russen wollen sie nicht, die Litauer wollen sie nicht, also
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